Menschen brauchen natürliche Ressourcen immer schneller auf

Wir verbrauchen mehr, als uns die Natur zur Verfügung stellt
Der ökologische Fußabdruck der Menschen in Industriestaaten wächst Jahr für Jahr – darunter leiden vor allem ärmere Länder.

Mit dem heutigen Tag hat die Weltbevölkerung offiziell alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die sie für ein Jahr zur Verfügung hatte. Laut dem Global Footprint Network sowie der Plattform Footprint und dem WWF ist der Welterschöpfungstag (auch Erdüberlastungstag oder Earth Overshoot Day genannt) im Vergleich zu 2016 um sechs Tage nach vorne gerückt und fällt nun auf den 2. August.

Seit dem Beginn der Überlastung des Planeten in den Siebzigern werden die Ressourcen jedes Jahr schneller erschöpft: Die Wälder werden schneller abgeholzt, als sie nachwachsen können, der CO2-Gehalt steigt unaufhörlich und die Ozeane werden überfischt. Berechnet wird das Datum jedes Jahr auf Basis des ökologischen Fußabdrucks: „Er gibt an, wie viel Fläche unseres Planeten jemand auf Grund des eigenen Konsumverhaltens benötigt“, erklärt Jurrien Westerhof, Energie- und Klimaexpertin bei WWF.

Klimaflüchtlinge

Im Fall der Weltbevölkerung wären das drei ganze Erden, wobei dieses Ergebnis hauptsächlich von Industriestaaten beeinflusst wird. Reiche Länder sind zu 60 Prozent an der Größe des Fußabdrucks beteiligt, während ärmere Staaten die Konsequenzen dafür tragen. Denn die Ressourcen, die Länder in Europa, Amerika und Australien so schnell verbrauchen, fehlen in Afrika und Asien. Laut WWF sind diese Regionen der Grund, weshalb der Welterschöpfungstag nicht noch näher am Jahresbeginn liegt: „Würden alle Menschen so verschwenderisch wie die Österreicher leben, befände sich die Erde heuer bereits seit 11. April im ökologischen Defizit“, sagt Westerhof. Das Netzwerk Footprint warnt, dass diese Ungleichheit immense Probleme – wie Wasserknappheit oder Klimakatastrophen – in den benachteiligten Ländern zu Folge hat, was früher oder später zu globalen Flucht- und Wanderbewegungen führen wird.

Umweltschutzorganisationen fordern Maßnahmen

Deshalb fordern Umweltschutzorganisationen politische Maßnahmen: Verbindliche Klimaschutzgesetze, weniger Subventionen für die Fleisch- und Milchindustrie und bessere Dämmung von Wohnbauten. All das wäre notwendig, um den Erdüberlastungstag Richtung Jahresende zu verschieben, heißt es auch bei WWF. Für Österreich fordert der Fonds die Reduktion von Subventionen für den Flugverkehr und Dieseltreibstoff. Auch die Verbauung von Grünflächen stellt ein Problem dar: Der Boden verliert so die Fähigkeit, Wasser und CO2 zu speichern, was gerade bei der übermäßigen Produktion von Kohlendioxid schädlich für die Biosphäre ist.

Eigenen Konsum im Auge behalten

Abgesehen von den politischen Maßnahmen kann auch jeder Einzelne seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern, betont Jurrien Westerhof. „Das einfachste Rezept lautet: klüger und weniger konsumieren.“ Dann findet der Welterschöpfungstag im kommenden Jahr vielleicht schon ein bisschen später statt.

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