Welche Tiere einen prominenten Namenspaten haben
Karl Lagerfeld lebt. Er krabbelt durch Australien - und ist eine Springspinne. Schwarze Beinglieder, die Assoziationen mit den Handschuhen des Designers wecken, riesige schwarze Augen, die an die Brillen des Mode-Zaren erinnern, schwarz-weiß gefärbte Tastorgane, die wie ein sauberer Kentkragen daherkommen: Forscher der Universität Hamburg haben eine winzige Spinnenart entdeckt. Und sie wegen ihres „Understatements“ nach dem Modeschöpfer (1933-2019) benannt: Jotus karllagerfeldi.
„Das Tier erinnerte uns von den Farben her an den reduzierten Stil Karl Lagerfelds“, erklären die Wissenschafter.
In bester Gesellschaft
Karl Lagerfeld befindet sich in bester Gesellschaft. John Lennon lebt als Tarantel im brasilischen Amazonas. Ein Forscherteam hat die Art zu Ehren ihres Idols als Bumba lennoni bezeichnetet. Die Benennung von neu entdeckten Tieren nach Society- und Popkultur-Größen boomt: So gibt es eine Milbe, die nach Jennifer Lopez benannt ist. Neben ihr dienen auch Angelina Jolie und Neil Young als Namenspaten für Spinnen, Bill Gates für eine Mistbiene oder Prinz Charles für einen Frosch. Auch Politiker - allen voran US-amerikanische Präsidenten - kommen in der Fauna zu Ehren. Sogar Hitler findet sich im Reich der wilden Tiere wieder - als blinder räuberischer Laufkäfer Anophtalmus hitleri. Den Namen erhielt das daran schuldlose Tier, das in einer Höhle in Slowenien lebt, im Jahr 1937. Allerdings haben auch drei Staubpilzkäfer-Arten Prominenz erlangt: Agathidium bushi, A. cheneyi und A. rumsfeldi sind nach den drei Politikern aus Übersee benannt.
Internationaler Code für Nomenklatur
Der Internationale Code für die Zoologische Nomenklatur lässt all das zu. Es gibt nur wenige strikte Regeln, aber viele Empfehlungen, die aber nicht bindend sind. Eine der Grundregeln: Der erste Name ist immer der Gattungsname – der "Nachname" eines Tieres. Der zweite Name, der "Vorname", ist der eigentliche Artname. Ansonsten ist der Kreativität der Taxonomen keine Grenzen gesetzt. Die Namen sollten aber passend, kompakt, wohlklingend, leicht zu merken und nicht anstößig sein. Wie der winzige Wasserkäfer Hydroscapha jaechi, eine von circa 100 Käferarten, die nach dem österreichischen Forscher benannt wurden. "Ich habe gelegentlich auch schon Arten nach verschiedenen Persönlichkeiten benannt, nach dem König von Nepal oder nach dem Everest-Erstbesteiger Edmund Hillary", sagt Manfred Jäch, Spezialist für Wasserkäfer am Naturhistorischen Museum Wien. Bekannte Namen sind eine Chance, ein breites Publikum anzusprechen und es für den Natur- und Artenschutz zu begeistern. Die Benennung einer Art steht am Ende eines Prozesses, der mit der Entdeckung beginnt, zur wissenschaftlichen Beschreibung führt und mit der Wahl eines Namens abschließt. Der deutsche Modeschöpfer, Fotograf und Kostmübildner Karl Lagerfeld hat alle Voraussetzungen, auch als Spinne von sich Reden zu machen.
Kommentare