Was blieb von der "Ice Bucket Challenge"?
Ob im BH wie Sängerin Helene Fischer, im Whirlpool wie Schauspieler Robert Downey Jr. oder im blauen Hemd wie Microsoft-Gründer Bill Gates - im Sommer 2014 schien sich so ziemlich jeder einen Eimer Eiswasser über den Kopf zu gießen.
Die „Ice Bucket Challenge“ eroberte die Welt und die Videos davon das Internet. Wer sich dem Eiswasser nicht aussetzen wollte, wie beispielsweise US-Präsident Barack Obama, der spendete. Viele taten beides. Im Kampf gegen die Nervenkrankheit ALS kamen so weltweit Millionen zusammen.
Zwei Jahre später bleibt die Frage: Was hat das Spenden-Spektakel gebracht?
Gesellschaftliche Aufmerksamkeit
Ein „spektakuläres und erfolgreiches Ereignis“ sei die Eiseimer-Herausforderung im Rückblick betrachtet gewesen, sagt Thomas Meyer, Leiter der ALS-Ambulanz an der Berliner Charité. „Es entstand eine unmittelbare finanzielle Unterstützung für Institute, Arbeitsgruppen und Kliniken, die sich für die Erforschung der ALS und die Versorgung von ALS-Patienten engagieren.
Zugleich ist eine gesellschaftliche Aufmerksamkeit entstanden, die für eine seltene Erkrankung sehr ungewöhnlich ist.“ Allein die ALS-Ambulanz nahm durch das Spektakel rund 1,6 Millionen Euro Spenden ein und konnte unter anderem Programme zur ALS-Forschung und zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen auflegen.
Wichtiges Gen entdeckt
Zuletzt fand eine US-europäische Forscherkooperation das Gen NEK1, einen der wohl wichtigsten Bausteine zum Verständnis von ALS. „Diese Forschung wäre ohne die Ice Bucket Challenge in dieser Form nicht möglich gewesen“, sagt Charité-Ambulanzleiter Meyer. „Es handelt sich um das Ergebnis eines gigantischen Projektes. Von insgesamt 13 000 ALS-Patienten wurde das gesamte Genom analysiert.“
Wenig Forschungsgelder
ALS ist keine Volkskrankheit. Es sind vergleichsweise wenig Menschen betroffen, in Deutschland etwa 8000, in Österreich rund 1000. Deswegen ist es für Forschungseinrichtungen und Hilfsorganisationen normalerweise sehr schwer, an Gelder zu kommen. Seit der „Ice Bucket Challenge“ sei die Spendenbereitschaft insgesamt aber gestiegen, sagt Ambulanzleiter Meyer. „Die Spenden stammen allerdings zumeist von Menschen, die einen spezifischen Bezug zur ALS haben. So spenden Trauergemeinden, die einen Angehörigen durch die ALS verloren haben, zur Unterstützung unserer Arbeit.“
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