Vogelgrippe am Bodensee entdeckt

Auch in Deutschland sind Reiherenten infiziert.
In Vorarlberg waren fünf Tiere mit dem Subtyp H5N8 infiziert und starben.

In Vorarlberg wurden bei fünf Wildvögeln Erreger der Vogelgrippe des Subtyps H5N8 nachgewiesen. Das teilte das Gesundheitsministerium am Dienstagabend mit. Die verendeten Wildvögel – vier Reiherenten und eine Tafelente – waren über das Wochenende rund um den österreichischen Teil des Bodensees aufgefunden worden. Noch steht aber nicht fest, ob es sich bei dem Virustyp um einen stark oder gering krankmachenden Typ handelt, hieß es. Hinweise, dass der Erreger auf Menschen übertragen werden kann, gibt es nicht.
Beim Land Vorarlberg will man noch einen Referenztest, dessen Ergebnis für Mittwoch erwartet wird, abwarten, erklärte eine Sprecher. Erst dann werde man über mögliche Maßnahmen entscheiden. Laut dem Landesveterinär handle es sich bei diesem Virus-Typ jedoch um einen weniger gefährlichen, als jenen, der 2006 bereits in Vorarlberg aufgetreten ist (H5N1).
„Wir empfehlen, Hühner in der Nähe des Bodensees unter Dach zu halten“, sagt Landesrat Erich Schwärzler in einer ersten Reaktion. Die Krankheit, die unter anderem auch in der Schweiz und in Deutschland festgestellt wurde, müsse weiter beobachtet werden.

Wie die Grippe ausgelöst wird

Die im Volksmund Vogelgrippe genannte Krankheit wird von Influenzaviren ausgelöst. Aggressive Varianten der Virustypen H5 und H7 führen zu schweren Seuchenausbrüchen. Am empfänglichsten für diese Erreger sind Hühner und Puten. Eine Übertragung von Tieren auf den Menschen kann vorkommen, bei der A(H5N1)-Vogelgrippe vor zehn Jahren war das nur bei engerem Kontakt mit Geflügel der Fall.
Nach Auftreten von ersten Humanfällen gab es Befürchtungen, es könnte sich eine Pandemie entwickeln. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgte bei den vor allem 2006 auch in Europa grassierenden Viren aber nicht. Auch das vor einigen Jahren in China aufgetretene Vogelgrippevirus A(H7N9) hat diese Fähigkeit offenbar nicht oder kaum. Nun wurde am Bodensee bei Wassergeflügel das Virus H5N8 festgestellt, berichtete das Gesundheitsministerium Dienstagabend. Auch dieser Stamm steht nicht unter Verdacht, auf Menschen übertragbar zu sein, versicherte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Schneller Tod

Infizierte Hühner und Puten verenden zum Großteil bereits 24 bis 48 Stunden nach Kontakt mit für sie pathogenen Viren - bevor Krankheitssymptome auftreten. Kranke Tiere erscheinen meist apathisch. Hühner legen keine oder stark verformte Eier. Bei manchen Tieren verfärben sich Kamm oder Füße blau. Durchfall kann als Symptom hinzu kommen. 90 bis 100 Prozent der erkrankten Tiere sterben.
Enten und Gänse erkranken weniger schwer, aber sie scheiden das Virus aus und werden daher auch als Virus-Reservoir bezeichnet. Bei den damals in China aufgetauchten A(H7N9)-Viren starben die Tiere offenbar nicht. Allerdings erhöhte das die Chance für die Weiterverbreitung. Infizierte Tiere fallen oft mit Gleichgewichts- oder Verhaltensstörungen auf, schwimmen im Kreis oder halten den Kopf schief. Durchfälle treten auf. Augen- und Lungenentzündungen kommen hinzu - äußerlich wirken die Tiere dann kurzatmig.

Verwechseln

Anhand der Symptome allein ist die klassische Vogelgrippe nicht zu erkennen. Zum Verwechseln ähnlich ist sie unter anderem der atypischen Geflügelpest, auch Newcastle Krankheit genannt. Auch Vergiftungen lassen sich häufig nicht unterscheiden.
Die Tierseuche wird von Viren des Typs A verursacht. Diese Erreger enthalten auf ihrer Oberfläche Stoffe, die mit der Abkürzung H (Hämagglutinin) und N (Neuraminidase) bezeichnet werden. Es gibt 16 H-Subtypen und neun N-Subtypen. Je nach der Kombination dieser Stoffe in der Hülle des Virus entstehen Namen wie H5N1 oder H5N8.

Lungenregion

Die Schwere der Erkrankung beim Menschen hängt offenbar davon ab, wie gut die Viren in die tieferen Lungenregionen eindringen können und wie gut sie dort an Rezeptoren binden. Die Opfer sterben zumeist an akutem Lungenversagen (acute respiratory distress syndrome - ARDS, auch „Schocklunge“ genannt). Wissenschafter des Instituts für Molekulare Biotechnologie und des Centrums für Molekulare Medizin (CEMM) in Wien berichteten im Jahr 2008 von der Entschlüsselung des gemeinsamen Krankheitsmechanismus. Durch die Freisetzung von oxidierten Lipiden (Fette) wird eine überschießende Abwehrreaktion in Gang gesetzt, die durch einen Rezeptor auf Abwehrzellen (Toll like Receptor 4) vermittelt wird und schließlich zu den Lungenschäden führt.

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