Teenager: Jede Zehnte unter 19 Jahren wird schwanger

Je jünger die Schwangere, desto schwieriger wird es – nicht nur medizinisch, sondern auch psychosozial.

Was nicht sein darf, das kann einfach nicht sein“ – nach diesem Credo verdrängen junge Frauen ihre Schwangerschaft oft, bis sie nicht mehr zu übersehen ist. „Bei jeder vierten Teenager-Schwangerschaft wird die Schwangerschaft erst jenseits der 20. Woche festgestellt (eine Schwangerschaft dauert etwa 40 Wochen, Anm.)“, berichtet Univ.-Prof. Barbara Maier, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF).

„Die Mädchen verdrängen eine mögliche Schwangerschaft und auch ihr Arzt – oft der Kinderarzt – hat meist eine falsche Scheu, hinter unklaren Bauchschmerzen oder unregelmäßigen Blutungen eine Schwangerschaft zu vermuten.“ Allein im Vorjahr haben 738 Mädchen unter 19 Jahren ein Kind zur Welt gebracht – nur 96 davon (13 Prozent) waren tatsächlich geplant.

Maier warnt gerade bei jungen Schwangeren vor medizinischen und psychosozialen Notfallsituationen: „Das ist eine große Belastung für junge Mädchen.“ Auch das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, Fehl- oder Totgeburten, bzw. für einen plötzlichen Kindstod ist umso höher, je jünger die Schwangere ist. Umso wichtiger sei es, die Schwangerschaft möglichst früh zu erkennen.

Teenager: Jede Zehnte unter 19 Jahren wird schwanger
So kann die werdende Mutter frühzeitig medizinisch begleitet werden, ihren Lebensstil und ihre Ernährungsgewohnheiten der Schwangerschaft anpassen und sich auf die Geburt vorbereiten. Besonders wichtig ist laut Maier die psychosoziale Unterstützung der werdenden Mutter. „Mädchen, die missbraucht wurden, neigen besonders dazu, ihren Körper zu vernachlässigen. Jene aus zerrütteten Familienverhältnissen wollen früh Kinder bekommen, um es besser zu machen als die eigenen Eltern.“

Ängste besprechen

„Hochrechnungen zufolge werden 10 Prozent aller Mädchen unter 19 Jahren schwanger.“ Umso wichtiger sei eine umfassende Betreuung seitens des Arztes. Besteht ein Verdacht, plädiert Maier für ein Beratungsgespräch rund um die Ängste des Mädchens und was zu erwarten wäre, wenn sich die Schwangerschaft bestätigt.

Ist dies der Fall, sollten die Fakten und die emotionale Unterstützung des Umfelds besprochen werden. „Die Entscheidung danach braucht Zeit. Die Optionen sind Schwangerschaftsabbruch, Geburt und eventuell Adoptionsfreigabe.“

Umfragen zufolge haben in Österreich 12 Prozent aller Frauen schon einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich – bei den 20-Jährigen sind es 2,5 Prozent – die genaue Zahl der Schwangerschaftsabbrüche wird in Österreich jedoch nicht erfasst.

Aufklären

Vorrangiges Ziel der ÖGF ist jedoch, Schwangerschaften bei Jugendlichen zu vermeiden. Im Rahmen der Initiative „Vielfalt der Verhütung“ sollen Jugendliche künftig noch besser über diverse Verhütungsmöglichkeiten informiert und aufgeklärt werden (siehe Bericht unten).

Die kostenlose oder vergünstigte Abgabe von Verhütungsmitteln für Jugendliche (wie etwa in Frankreich oder in Schweden) scheitert in Österreich bisher noch an politischen Diskussionen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek dazu: „Eine einheitliche Regelung dazu ist uns bisher leider nicht gelungen.“

Nähere Informationen:

www.verhuetung.at

Die Spermien versuchen alles, um an die Eizelle heranzukommen – je nach Verhütungsmittel werden sie auf unterschiedliche Art und Weise aufgehalten. Unter die Spermien haben sich aber auch so manche Viren und Bakterien gemischt – doch nicht jedes Verhütungsmittel kann diese abwehren.

Die neue Spiele-App „Spermex“ zeigt Jugendlichen auf verständliche Art, wie Verhütungsmittel eine Schwangerschaft verhindern können. Im Notfall kann auch eine „Pille danach“ eingesetzt werden. In einem eigenen Glossar können dann nähere Infos zu den verschiedenen Verhütungsmitteln nachgelesen werden. Die App ist die neueste Initiative der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung für eine bessere Aufklärung bei Jugendlichen. Denn wie die frühere Präsidentin der Gesellschaft Linemayr-Wagner erklärt: „Die Jugendlichen glauben oft, sie kennen sich Dank Pornos aus, aber meist haben sie nur Halbwissen.“

Für bessere Aufklärung gibt es auch wieder Beratung für Schulklassen in den First-Love-Ambulanzen. Ärzte beantworten in geschlechtergetrennten Gruppen ohne Lehrer alle Fragen rund um das Thema Sexualität. Um peinliche Situationen zu vermeiden, können die Schüler ihre Fragen vorher anonym auf Zettel schreiben. In Notsituationen fällt es Jugendlichen somit leichter, sich an die Beratungsstelle zu wenden. „Wissenslücken gibt es viele. Leider nimmt das Thema Schönheits-OPs gerade bei Mädchen in den vergangenen Jahren stark zu.“

Info: www.firstlove.at

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