Extrem-Temperaturen: Wie sich Menschen und Städte vor UV-Strahlung schützen können

UV-Schutz darf auch ein Hingucker sein.
Genau 1.624 Sonnenstunden gab es vergangenes Jahr in Österreich. Laut Geosphere Austria stieg die Sonnenscheindauer ab den Neunzigern bis zum Ende der Zweitausenderjahre hierzulande steil an – und hat sich seither auf hohem Niveau stabilisiert.
Damit sind Menschen heute häufiger ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung) ausgesetzt als noch vor 30 Jahren.
Das Problem: UV-Strahlung ist unsichtbar, viele sind sich ihrer Gefahr nicht bewusst. "Viele denken, dass Sonnenschutz erst an warmen Sommertagen notwendig ist", weiß Biologin Cornelia Baldermann, UV-Schutz-Expertin beim deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). "Das ist nicht richtig, denn die UV-Strahlung kann auch bei tatsächlichen oder gefühlt niedrigen Temperaturen, wie im Frühjahr oder bei kühlendem Wind, bereits intensiv genug sein, um Haut und Augen nachhaltig zu schädigen."
Bewusstsein stärken
Baldermann plädiert für Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung: "Es ist wichtig, an UV-Strahlung zu erinnern." Beispielsweise könnte der UV-Index in Freibädern oder an öffentlichen Plätzen angezeigt werden. Auch regelmäßiges Thematisieren in Wetternachrichten oder Apps sei sinnvoll.
Die SunSmart Global UV-App, entwickelt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), zeigt etwa die Stärke der UV-Strahlung an Orten rund um den Globus an und gibt Anleitungen, wann man sich schützen muss. Die Medizinische Universität Innsbruck erstellt im Auftrag des Umweltministeriums den tagesaktuellen UV-Index für Österreich und veröffentlicht ihn unter uv-index-at.
Auch Hinweise auf Schattenplätze können Aufmerksamkeit generieren. Stichwort Schattenplätze: Vor allem in Städten sind Schattenoasen durch Bäume und Sonnensegel wesentlich für den Schutz vor der Sonne. "Sonnenschirme, Sonnensegel oder Pavillons lassen sich schnell installieren", erläutert Baldermann. Sie sollten nicht zu klein und so ausgerichtet sein, dass die Sonne mittig verdeckt wird. Der Stoff ist idealerweise dicht gewebt und – falls der Boden darunter nach Regen abtrocknen soll – einroll- oder verschiebbar.

Sonnensegel spenden kühlenden Schatten.
Hoch die Sonnensegel
Zur dauerhaften Beschattung größerer Flächen eignen sich Überdachungen oder fest verankerte Sonnensegel. "In Kombination damit liefern Schatten spendende Bäume einen hervorragenden natürlichen UV-Schutz", präzisiert die Biologin.
Insbesondere in Städten ist Hitze eine zunehmende Belastung für die Bevölkerung. Baldermann: "Hier ergibt sich eine wunderbare Überschneidung von Schutz vor Hitze und UV-Belastung."
Baumpflanzungen und Fassadenbegrünung bedeuten nicht nur natürlichen UV-Schutz, sondern bewirken auch Abkühlung. Auch bei der Oberflächengestaltung gibt es Schnittmengen: Entsiegelte, begrünte Oberflächen und nicht reflektierende Fassadengestaltung reduzieren UV-Strahlung und Hitze, weil sie diese nicht abstrahlen und damit intensivieren.
Bei Maßnahmen zur Strahlungsreduktion darf es auch kreativ zugehen: "Zum Beispiel mit einer farbenfrohen Überspannung von Fußgängerzonen durch bunte Tücher oder zahlreiche Sonnenschirme." Kinder und ältere Menschen gehören zu besonders vulnerablen Gruppen. Die Außenbereiche von Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen sollten daher ausreichend Schatten bieten.
Zudem sollten die Abläufe in den Einrichtungen so gestaltet sein, dass Aktivitäten im Freien zu Zeiten stattfinden, in denen die UV-Belastung nicht so hoch ist. Baldermann: "UV-Schutz sollte eine Selbstverständlichkeit sein – und aktiv von allen gelebt wird."
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