Transplantationen: "Wartelisten könnten leer sein"

Transplantationen: "Wartelisten könnten leer sein"
Wäre die Akzeptanz gegenüber Transplantationen in Spitälern höher, müsste in Österreich niemand auf ein Organ warten.

Eine neue Chance auf ein neues Leben. Seit Jahren stehen konstant rund 1000 Menschen in Österreich auf der Warteliste für ein neues Organ. Eine Niere, Leber, Lunge oder ein Herz, die ihr Leiden beenden und ihr Leben retten könnte. Österreich bewegt sich bei der Zahl der Organverpflanzungen international zwar im Spitzenfeld, allerdings gibt es noch immer viel Spielraum nach oben.

Univ.-Prof. Florian Iberer von der Klinischen Abteilung für Transplantationschirurgie an der MedUni Graz erklärt den Grund: „Wir hätten sicher doppelt so viele Spender, wenn alle gemeldet würden. Dann wären die Wartelisten für Transplantationen leer." Doch aus vielen Regionen Österreichs kommen kaum Organe, weil die Akzeptanz fehlt.

Die Zahlen sprechen für sich: Während es in Kärnten im vergangenen Jahr 34 Spender pro Million Einwohner gab, waren es im Burgenland nur 10,5 (Vorarlberg 27, Oberösterreich 26,9, Niederösterreich 24,2, Wien 22,8, Steiermark 19, Tirol 16,9, Salzburg 11,3). Das zeigt der aktuelle „Transplant-Jahresbericht 2011". Durchschnittlich liegt Österreich mit 23,2 Spendern pro Million Einwohner noch immer deutlich über dem EU-Schnitt von 16,8 (das Ziel sind 30). Führend ist übrigens Kroatien mit 33,6.

Melden

Warum gibt es in Kärnten so viele Organspenden und im Burgenland so wenige? „Je mehr Akzeptanz beim medizinischen Personal herrscht, desto mehr wird ein potenzieller Spender gepflegt und gemeldet", erklärt Iberer. Denn auch, wenn es nach österreichischem Recht zulässig ist, einem Verstorbenen Organe zu entnehmen, um das Leben eines anderen zu retten: Ein möglicher Spender muss nicht verpflichtend gemeldet werden.

Für die Steigerung dieser Akzeptanz wurden eigene Transplantations-Beauftragte eingesetzt. Sie dienen als Ansprechpersonen für alle Fragen rund um die Organspende und unterstützen die positive Einstellung zu Transplantationen. Bisher gibt es 17 solcher lokaler Referenten in Schwerpunktkrankenanstalten – das Ziel sind 25.

Überlebensrate

Während die Rate der gemeldeten Spender im vergangenen Jahr nun leicht angestiegen ist, gab es etwas weniger Organverpflanzungen. Das liegt daran, dass nicht bei jedem Spender alle Organe für eine Transplantation geeignet sind. Das Alter spielt dabei übrigens keine Rolle: „Alter ist keine Krankheit. Es gibt zwar wenige gesunde Alte, aber ein gesundes 70-jähriges Organ ist noch immer ein gutes Organ", erklärt Iberer.

Dank der inzwischen routinierten Operationen und der guten Fortschritte in der Medikation überleben etwa 90 Prozent der Patienten das erste Jahr nach der Transplantation. 70 Prozent sind nach fünf Jahren noch immer am Leben. Und nicht nur das, statt leidend gegen die Zeit zu kämpfen, gewinnen sie viel an Lebensqualität zurück.

Iberer fasst zusammen: „Die Transplantationszahlen stagnieren auf einem sehr hohen Niveau, aber sie sind trotzdem nicht akzeptabel, weil es noch immer Menschen auf der Warteliste gibt, die sterben, weil es nicht rechtzeitig ein passendes Organ gab."

Für jene, die nach ihrem Tod gegen eine Organspende sind, wurde übrigens 1995 ein Widerspruchsregister eingerichtet. Derzeit sind knapp über 24.000 Personen in diesem Register beim Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) eingetragen.

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