Ähnlich wie die TCM setzt die TEM auf einen ganzheitlichen Ansatz - und Kräuter aus der Natur. 10 Tipps für den Sommer.
03.06.15, 06:00
TCM – die Traditionelle Chinesische Medizin – ist vielen Menschen mittlerweile ein Begriff. Dass es dazu auch ein europäisches Pendant gibt – die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) - ist noch nicht so bekannt. Dabei beruht auch dieses medizinische System – ähnlich wie die TCM - auf 3000 Jahre alte Erfahrung. Die bekanntesten Vorreiter der TEM sind berühmte Persönlichkeiten wie Hippokrates von Kos, Galen von Pergamon, Paracelsus, Hildegard von Bingen oder Sebastian Kneipp.
Die TEM setzt einen sehr großen Schwerpunkt auf Prävention – so wie bei der TCM gibt es umfangreiche diagnostische Methoden – wie etwa die Antlitz- und Irisdiagnose, eine ausgefeilte Puls- und Zungendiagnostik, sowie Befragung und Blutanalyse. Ein wichtiger Aspekt ist das jeweilige Temperament des Menschen – und die genaue Analyse der Einflüsse innerer und äußerer Reize auf den Betroffenen. Spiritualität ist ebenso eine wesentliche Zutat bei der TEM wie etwa das präventive und therapeutische Nutzen der Natur. Dazu zählen die Pflanzenheilkunde, Baum- und Pilzheilkunde, Wasseranwendungen, Massagetechniken, das Einsetzen von Bachblüten und homöopathischen Mitteln. Wichtig ist jedenfalls die ganzheitliche Betrachtung des Menschen, sowie der Aspekt, dass der Mensch ein Teil dieser Natur ist.
10 Sommer-Tipps aus der TEM:
1. Leben mit der Jahreszeit. Die TEM legt sehr viel Wert darauf, mit den Jahresrhythmen– so wie wir sie in Europa kennen – zu leben. Sie haben einen großen Einfluss auf die Menschen und auf die Natur. Der Stoffwechsel stellt sich auf diese Veränderungen ein – wer die Rhythmen der Natur beachtet, tut viel für seine Gesundheit.
2. Richtig trinken und essen im Sommer.Für den Sommer gilt: Wärme dominiert, Feuchtigkeit nimmt stark ab, während die Trockenheit zunimmt. Das cholerische „Prinzip“ steht im Vordergrund, in der TCM mit dem „Feuer“ zu vergleichen. Man hilft dem Körper mit kühlender und befeuchtender Nahrung – etwa Häuptelsalat, leichte Gemüsegerichte, milchsauer vergorenes Gemüse. Obst und Fisch sind ebenfalls empfehlenswert. Trinken ist wichtig – aber bitte keine kalten Getränke.
3. Das ideale Sommergetränk: 500ml Quellwasser, 1 Biozitrone in Scheiben geschnitten, 20g Zitronenverbene, 20 g Zitronenmelisse, 20g Zitronenmyrthe, 10g Apfelminze. Zubereitung: Die Kräuter mit Zitronenscheiben und Zitronensaft in eine Karaffe füllen, mit dem kühlen Quellwasser auffüllen und 10 min. ziehen lassen, bevor es leicht gekühlt genossen wird.
4. Erfrischendes Armbad Im Hochsommer und in der Hitze bringen kalte Wasseranwendungen Erleichterung. Achtung: Kälteanwendungen an einem kalten Körperteil sind verboten. Einfach und angenehm: Das kalte Armbad – dazu braucht man ein mit kaltem Wasser gefülltes Waschbecken. Erst den rechten, dann den linken Arm eintauchen und unter leichten Bewegungen ca. 30 Sekunden im Wasser lassen. Das macht den Kopf frei und leitet Hitze ab.
5. Wassertreten. Nur die wenigsten haben ein kaltes Schwimmbad daheim, aber keine Angst: Ein Kübel reicht auch. Kübel mit Wasser füllen, das Wasser sollte eine Handbreit unters Knie reichen. Ideal bei Venenbeschwerden, gestauten und müden Beinen. Achtung: Nach jeder Kalt-Anwendung ist es wichtig, den Körper wieder zu erwärmen. Wer hohen Blutdruck hat, sollte kalte Anwendungen eher meiden, da sie den Blutdruck steigern.
6. Der kalte Kniegusskann locker mit dem Gartenschlauch gemacht werden: An der kleinen Zehe des rechten Fußes beginnen, den Strahl außen am Knöchel vorbeiführen, an der Wade aufwärts bis eine Handbreit über der Kniekehle. Dort bleibt man ca. 5 Sekunden, das Wasser sollte die ganze Wade umspülen. Danach wird der Strahl an der Innenwade abwärts geführt, er verlässt das Bein bei der Ferse. Jetzt folgt das linke Bein. Speziell im Sommer sind entspannende Melissenbäder empfehlenswert – vor allem, wenn die Kombination „Hitze & Stress“ für Unruhe sorgt.
7. Umschläge bei SonnenbrandDie TEM empfiehlt Johanniskraut bei Sonnenbrand – dafür nimmt man idealerweise frische Johanniskrautblüten und übergießt diese im Verhältnis 1:10 mit einem guten Pflanzenöl wie Oliven-, Sonnenblumen oder Weizenkeimöl. Diesen Mix lässt man 6 Wochen lang stehen, bis er eine starke rote Farbe angenommen hat. Damit werden dann dünne Leinentücher getränkt und auf die betroffenen Hautstellen aufgelegt – idealerweise 8 bis 10 Stunden, über Nacht. Achtung: Während der Behandlung keine Sonneneinstrahlung!
8. Richtig essen. Nicht nur für den Sommer gelten folgende Ernährungsempfehlungen aus der TEM: Maßhalten ist wichtig. Während der Mahlzeiten sollte man nicht zu viel trinken. Zu viel Rohkost bzw. Rohkost zur falschen Zeit kann den Stoffwechsel schwächen. Eisgekühlte Getränke und Speisen kühlen den Verdauungstrakt und erschweren die Verarbeitung der Nahrung. Die beste Temperatur für Getränke liegt zwischen fünf und 10 Grad Celsius. Eher lauwarm also, bei Hitze maximal leicht kühl. Ein Übermaß an Süßigkeiten schwächt die Verdauung ebenso wie raffinierte Produkte wie weißer Zucker und Mehl.
9. Schätze des SommersWer im Garten frische Kräuter zieht, kann sich seinen eigenen Kräuteressig machen. Dazu braucht man hellen Essig, wie etwa Apfelessig für hellere, aromaschwache Kräuter. Für die dunklen nimmt man Rotweinessig. Er wird mit 2 Prozent des Gesamtvolumens an Kräutern versetzt. Der Essigansatz muss im Dunklen erfolgen, um eine Verfärbung von Kräutern und Essig zu vermeiden. Zwei bis vier Wochen bei maximal 18 Grad lagern. Dann abseihen, kühl und dunkel sowie verschlossen lagern. Es eigenen sich auch Blüten – wie Wildrosen, Kapuzinerkresse und Kräuter wie Basilikum, Estragon oder Salbei.
10. Portulak-Smoothie für gestresste und erhitzte Gemüter200g Portulak, 200 g Äpfel, 280g Naturjoghurt, Abrieb und Satz von ½ Biozitrone. Etwas Honig und Natursalz. Dieser Mix kühlt an heißen Tagen und schmeckt gut. Zubereitung: Gewaschenen Portulak mit geviertelten, entkernten Äpfeln, Joghurt und Zitrone sehr fein mixen, anschließen abschmecken und servieren. Ist auch eine gute sommerliche Vorspeise, die erhitzte Geister kühlt.
Buchtipp: "Traditionelle Europäische Medizin. Das große Praxisbuch der westlichen Heilkunst."/Kneipp-Verlag, 24,99 €.
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