Haustiere mit Handicap: Ein erfülltes Leben trotz Behinderung

Haustiere mit Handicap: Ein erfülltes Leben trotz Behinderung
Hunde und Katzen kommen meist gut zurecht.

Die Übersiedlung ist geschafft, mit Sack und Pack und Katze, aber das Haustier benimmt sich immer noch seltsam. Es stolpert durch die neue Wohnung, wirft Vasen um und touchiert die Couch. "Umzugsblindheit" heißt das Phänomen und bezeichnet die Sehschwäche, die bei Katzen erst augenscheinlich wird, wenn sie sich in der ungewohnten Umgebung nicht zurecht finden.

Blindheit ist nur eine von vielen Behinderungen, mit denen so manches Haustier leben lernen muss. Der eine Vierbeiner erkrankt im Laufe der Zeit und büßt einen Sinn oder eine Extremität ein. Der andere wird bereits mit einer Beeinträchtigung geboren.

"Haustiere kommen mit einer Behinderung meist gut klar. Wir vermenschlichen da viel zu viel", sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach weiß, was Hunden und Katzen wirklich zu schaffen macht und was Besitzer beherzigen sollen.

"Die Behinderung bei einem Tier wirkt oft viel schlimmer als sie tatsächlich ist. Man muss immer das Gesamtbild betrachten", sagt Reitl. Blinde Hunde etwa kompensieren ihr Handicap mit ihrer Supernase. Hunde ohne Geruchssinn dagegen stoßen rasch an ihre Grenzen. Katzen, die schlecht sehen, verlassen sich auf ihr Gehör. Freigänger, die ein Bein verloren haben, können wegen der verminderten Sprungkraft und Schnelligkeit in Gefahr geraten. Tiere, die daheim ein gemütliches Dasein fristen, finden ihr Gleichgewicht auch bald auf drei Beinen wieder.

Prothesen lieber früher als später

"Prothesen werden nicht immer akzeptiert. Je später ein Körperteil künstlich ersetzt wird, desto weniger wird er angenommen", sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Individuelle Lösungen sind gefragt. Ist die Lebensqualität von Hund oder Katze extrem eingeschränkt, können die Haustiere von ihrem Leid erlöst werden. Ein alter, kranker Hund mit Übergewicht wird sich auf drei überbelasteten Beinen schwer tun. Ein Nasentier ohne Riechsinn wird das Fressen einstellen. Eine gelähmte Katze wird auch mit Rollstuhl nicht glücklich. Reitl: "Es gibt sehr lebensfrohe behinderte Tiere, man muss ihnen aber nicht alles zumuten."

Absolutes No-Go sind für den KURIER-Tiercoach absichtlich zugefügte Einschränkungen: "Qualzuchten und das Kupieren von Schwanz oder Ohren sind eigentlich Behinderungen aus Schönheitsgründen, das ist unbedingt abzulehnen."

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