Heute gibt es ein seltenes Mond-Spektakel

Astronomen erklären, was es mit der Super-Blau-Blutmondfinsternisam am 31. Jänner auf sich hat, und was sie am Mond tatsächlich interessiert.

Es soll die Nacht der Nächte werden, ein seltenes Spektakel am Firmament, eine astronomische Rarität: Aus den Tiefen des digitalen Universums tauchen seit Wochen Berichte auf, die eine Super-Blau-Blutmondfinsternis für 31. Jänner 2018 ankündigen.

Was Mondsüchtige, die es mit der Sternenkunde nicht so genau nehmen, freut, lässt heimische Astronomen mit Seriositätsanspruch die Haare raufen. Denn der Mond war im Jänner schon "superer". Und das "Blut" ist in Europa nicht zu sehen. Experten erklären, was am herbeigeschriebenen Zusammentreffen der drei Himmelsereignisse dran ist, und was die Wissenschaft am einzigen natürlichen Erdtrabanten fasziniert.

Supermond

"Beim Vollmond vom 31. Jänner werden leider viele Fakten übertrieben oder gar falsch dargestellt", sagt Alexander Pikhard, Präsident der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie WAA. Der Supermond – eine pseudowissenschaftliche Worterfindung – bezeichnet den Vollmond, der in seiner elliptischen Umlaufbahn der Erde am nächsten kommt. Diese XX-Lage-Version strahlte bereits am 2. Jänner. Der Vollmond Ende des Monats wird nur noch X-lage sein. Pikhard: "Er ist der Erde schon relativ nahm, aber eben nicht am erdnächsten."

Darüber hinaus verspiele sich der optische Effekt: Der Größenunterschied des natürlichen Satelliten entspricht dem Verhältnis von einer 2-€- zu einer 1-€-Münze. "Der Mond erscheint am Himmel immer so klein, dass er mit dem kleinen Finger der ausgestreckten Hand verdeckt werden kann", relativiert Pikhard die Sinnestäuschung.

Blauer Mond

Unbestritten bleibt für alle Sternengucker, dass es am 31. Jänner einen Blue Moon geben wird. "Blauer Mond bedeutet, dass innerhalb eines Monats zweimal Vollmond ist, das kommt selten, aber immer wieder vor", weiß Arnold Hanslmeier, Professor für Astrophysik an der Karl-Franzens-Universität Graz. Die Mondphasen wiederholen sich im Schnitt alle 29,5 Tage, die gregorianischen Kalendermonate dauern mit einer Ausnahme 30 bzw. 31 Tage. Wegen des kurzen Februars kommt es heuer bereits im März zum nächsten Blue Moon. Diese Bezeichnung leitet sich angeblich vom amerikanischen Sprichwort "once in a blue moon" – "alle heiligen Zeit" ab; mit der Farbe des Erdbegleiters hat der Begriff jedenfalls nichts zu tun.

Blutmond

Blutmond wird eine totale Mondfinsternis genannt – wenn Sonne, Erde und Mond so genau auf einer Linie stehen, dass der Mond durch den Schatten der Erde läuft. Er hat seinen Namen tatsächlich von dunkelroten Tönung, die mit einer totalen Mondfinsternis in der Regel einhergeht. Das Licht der – vom Mond aus betrachtet – hinter der Erde stehenden Sonne wird durch die Erdatmosphäre gestreut. "Romantiker sagen, es ist das Licht aller Sonnenauf- und untergänge auf der Erde gleichzeitig. Das stimmt zwar nicht ganz, ist aber eine nette Erklärung", räumt Pikhard mit einem weiteren Irrglauben auf.

Sollte der Nachthimmel am 31. Jänner wolkenlos sein, wird die totale Mondfinsternis im vollen Verlauf in der Arktis, in Alaska, Asien und Australien zu beobachten sein. "Bei uns wird sie nur mehr in den letzten Zügen sichtbar sein – und da nur als Halbschattenfinsternis, also nicht besonders spektakulär", sagt Hanslmeier.

Mondbasis

Für die Wissenschaft zählt ohnehin weniger, in welcher Weise sich der Mond der Erden präsentiert, ihr aktuelles Interesse gilt vielmehr den Bedingungen auf dem Mond selbst. Die Eckdaten des Himmelskörper sind bekannt: Der Mond ist der einzige natürliche Satellit der Erde. Er ist etwa 4,6 Milliarden Jahre alt, hat einen Durchmesser von rund 3476 km (das entspricht 27 Prozent des Erddurchmessers) und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit vom etwa 1,023 km/s in elliptischer Bahn um die zwischen 356.410 km und 406.740 km entfernte Erde.

Jetzt sollen zahlreiche Missionen den Rätseln vor Ort nachspüren: Wie viel Wasser ist im Mondgestein gebunden? Wie sieht die Rückseite des Mondes aus, die gänzlich abgeschirmt ist von irdischem Störlicht und Radiostrahlung? "A la longue geht es darum, eine fixe Station für Astronauten zu bauen", sagt Pikhard. Als Außenposten auf dem Weg zum Mars. Der Rote Planet hat übrigens zwei Monde.

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