Kaiserschnitt aus Angst vor der Geburt
Es ist die Angst davor, die Geburtsschmerzen nicht durchzustehen. Oder der Wunsch, den Termin genau planen zu können. Die Kaiserschnittrate in Österreich ist weiterhin am Steigen. Fast jede dritte Geburt (29,4 Prozent im Jahr 2012) wird inzwischen operativ durchgeführt – 1995 waren es noch 13,1 Prozent. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 26,7 Prozent. Im Rahmen einer großen Studie ist die Stadt Wien gemeinsam mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund der Frage nachgegangen, welche Faktoren die Entscheidung der Geburtsmethode beeinflussen. Nur 1,5 Prozent der Frauen entscheiden sich von Beginn der Schwangerschaft an für einen Kaiserschnitt.
Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely erklärt: „Für die Frage, warum im Laufe der Schwangerschaft so viele dazukommen, gibt es keine einfache Antwort. Es liegt nicht daran, dass die Frauen bei der Geburt älter werden, auch nicht am Bildungsstand oder daran, ob sie zusatzversichert sind oder nicht.“ Bei 8,4 Prozent gibt es gar keine medizinische Indikation für eine Sectio – das Hauptmotiv liege offenbar in der Angst: „Mehr als 85 Prozent würden eine natürliche Geburt bevorzugen. Doch bei jenen, die Angst vor der Geburt haben, ist die Kaiserschnitt-Rate deutlich höher.“
Länger Schmerzen
Warum der Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation nicht immer die bessere Wahl ist, erklärt die Frauengesundheitsbeauftragten Beate Wimmer-Puchinger. Die Studie habe etwa gezeigt, dass ein Kaiserschnitt negativen Einfluss auf den Stillerfolg hat. Außerdem haben die Frauen nach der Geburt viel länger und stärkere Schmerzen und sind weniger zufrieden. Nur jede vierte Frau mit Sectio würde dies einer Freundin empfehlen. Der Gynäkologe Univ.-Prof. Paul Sevelda ergänzt: „Die Langzeitfolgen von Kaiserschnitten wurden von der Ärzteschaft bisher unterschätzt – vor allem in Bezug auf Komplikationen bei einer zweiten Sectio und die Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit.“ Studien hätten gezeigt, dass Kinder, die ohne medizinischen Grund vor der 39. Woche zur Welt gebracht werden, öfter unter Asthma leiden.
Eine neue Info-Broschüre soll Frauen künftig besser über ihre Möglichkeiten aufklären, außerdem soll der die psychosoziale Betreuung ausgebaut werden. Zudem setzt Sevelda auf eine gute Zusammenarbeit im Hinblick auf die geplante, kostenlose Hebammenberatung für werdende Eltern. Im Krankenhaus Hietzing habe man es bereits geschafft, die Sectio-Rate von 30 auf 25 Prozent zu senken. „Wenn alle in Richtung 20 Prozent kommen, ist das eine gute Entwicklung.“
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