Vor 80 Jahren entdeckten vier Buben die Lascaux-Höhle

Vor 80 Jahren entdeckten vier Buben die Lascaux-Höhle
Die "Sixtinische Kapelle der Urgeschichte" wurde 1940 zufällig von Jugendlichen gefunden.

Vor 80 Jahren wurde die Höhle von Lascaux entdeckt. Von den über 2000 Malereien und Gravierungen aus der Steinzeit konnten mehr als 600 identifiziert werden. Wegen ihrer reichen Steinzeitmalerei wird die Lascaux-Höhle auch die "Sixtinische Kapelle der Urgeschichte" genannt.

Zum Jubiläum wurde nun eine zusätzliche Attraktion geschaffen.Sie wollten nur ein tiefes Loch erkunden. Stattdessen stießen vier Jugendliche auf reich verzierte Felskammern mit Hunderten von gemalten und gravierten Tieren. Dass sie eine der bedeutendsten Fundstätte prähistorischer Zeit entdeckt hatten, konnten sie an jenem 12. September 1940 nicht ahnen.

Vor 80 Jahren entdeckten vier Buben die Lascaux-Höhle

Rechts im Bild: Simon Coencas, der als Jugendlicher die Höhle entdeckte.

Nur wenige Tage später strömten bereits Massen von Besuchern nach Montignac im Südwesten Frankreichs. Heute ist der vor mehr als 17.000 Jahren entstandene Schatz in millimetergenauen Reproduktionen in einem Nachbau der Höhle von Lascaux zu bewundern.

Lascaux IV heißt die Kopie, die erstmals die Grotte in Originalgröße abbildet - mit ihren Höhlenwänden und Spalten. Auch das Loch wurde rekonstruiert, durch das die Jugendlichen kletterten. Anlässlich der Entdeckung vor 80 Jahren wurde ein 4,5 Kilometer langer Fußgängerweg geschaffen, der der Strecke der Jugendlichen von damals folgt.

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Ein nur rund 800 Meter vom Original entfernter Nachbau wurde im Dezember 2016 eröffnet. Er löst teilweise die 1983 eröffnete kleinere Kopie Lascaux II ab, deren Erfolg ihr zum Verhängnis wurde: Von den zahlreichen Besuchern wurden der Hügel und die Malereien beschädigt. Ihnen drohte der Pilzbefall - so wie dem Original, das deshalb 1963 geschlossen wurde. Lascaux II wurde zwischenzeitlich renoviert und dient zur Entlastung von Lascaux IV. Seit einigen Jahren tourt unter dem Titel "Lascaux III" auch eine Ausstellung durch die Welt.

Fünf Meter lange Auerochsen, mächtige Stiere und Pferde galoppieren und jagen auf den Felswänden hinter- und nebeneinander her. Qualität und Präzision der von den Cro-Magnon-Menschen gefertigten Felsenbilder sind verblüffend. Seit 1979 steht sie auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco.

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Die Cro-Magnon-Menschen haben ihre Darstellungen an den kalkweißen Höhlenwänden in warmen Erdtönen im Licht von Fettlampen entworfen. Um die Farbe herzustellen, fanden sie Pigmente in bestimmten Felsen rund um die Höhle: Eisenoxide aus Ocker für Rot- und Gelbtöne und Manganoxide für Schwarz.

Zu Pulver verarbeitet und mit Wasser gebunden, wurden die Pigmente direkt mit der Hand oder einem Moosbüschel aufgetragen. Auch die Kunst, mit Luft zu malen, beherrschten sie: Sie nahmen die flüssige Farbmischung in den Mund und pusteten sie fein verteilt auf die Wand.

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Von den rund 2000 Malereien und Gravierungen, die vor allem Tiere abbilden, konnten bislang 600 identifiziert werden. Ihre Bedeutung gibt noch Rätsel auf. Lange wurde angenommen, dass diese Kunst mit der Jagd verbunden sei. Aber die abgebildeten Tiere sind nicht unbedingt die, die damals am meisten gejagt wurden. So aßen die Künstler von Lascaux hauptsächlich Rentiere, stellten aber nur eines dar.

Viele Experten vermuten hinter den Darstellungen religiöse oder kultische Gründe. Aufgrund von Hunderten von Feuersteinscherben, die in der Höhle gefunden wurden, gehen einige Forscher davon aus, dass die Höhle auch Arbeitsplatz für Handwerker und Feuersteinschneider war.

Neben den vielen Tieren gibt es nur eine menschenähnliche Abbildung: Sie zeigt einen vogelköpfigen Mann, der mit einem überdimensionierten Phallus einem verwundeten Bison gegenüber steht. Das Bild wird wohl immer ein Rätsel bleiben.

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Die Höhle von Lascaux wurde acht Jahre nach ihrer Entdeckung 1948 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nur wenige Jahre später wurde sie von der "Grünen Krankheit" befallen. Verursacht von der Atemluft machten sich Algen und Pilze explosionsartig breit und beschädigten die Abbildungen.

Sie konnten mit Antibiotika und Formaldehyden vernichtet werden. Während 1955 rund 30.000 Besucher jährlich die Grotte besichtigten, waren es 1960 bereits 100.000. 1963 wurde die Höhle deshalb geschlossen und ein Belüftungs-und Klimasystem installiert.

Im Juli 2005 tauchten erneut besorgniserregende Flecken auf, die die in Ocker, Schwarz und Braun gezeichneten oder eingravierten einzigartigen Felsenbilder bedrohten. Diesmal waren sie schwarz. Heute scheint in der Höhle ein zufriedenstellendes mikrobiologisches Gleichgewicht zu herrschen. Sogar Fledermäuse sollen wieder zurück sein. Für die Forscher ein Zeichen dafür, dass Lascaux wieder natürlicher funktioniert.

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