Sodbrennen: Wann ist es zu behandeln?

Regelmäßiges Sodbrennen muss abgeklärt werden.
Magen-Darm-Spezialist informiert, wann welche Therapie angezeigt ist und auf welche Alarmzeichen man achten muss.

Prim. Univ.-Prof. Rainer Schöfl ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie und Vorstand der Gastroenterologie im Ordensklinikum Linz.

Sodbrennen: Wann ist es zu behandeln?
Rainer Schöfl

Wann wird Sodbrennen zu einem Symptom, das behandelt werden sollte?

Ein wenig Reflux (Rückfluss von Magensäure) ist normal. Das Ventil zwischen Speiseröhre und Magen ist auch bei Gesunden nicht hundertprozentig dicht. Reflux wird zur Krankheit, wenn er häufig wird – mindestens einmal pro Monat bis einmal pro Woche. 20 Prozent der Bevölkerung haben zumindest einmal pro Monat Beschwerden.

Welche Therapie ist dann Standard?

Bei den typischen Symptomen Sodbrennen und Aufstoßen ohne Alarmzeichen wie Blutspucken, Schluckstörungen oder Gewichtsverlust, ist eine 14-tägige Gabe von Protonenpumpeninhibitoren (PPI, sie unterdrücken die Magensäureproduktion) in der Standarddosis angezeigt. Danach wird die Dosis halbiert, nach weiteren ein bis zwei Wochen nimmt man die Medikamente nicht mehr täglich und schließlich nur mehr bei Bedarf ein. Spricht der Patient nicht an, kommen die Beschwerden immer wieder, werden sie stärker und treten Alarmsymptome auf, sollte eine Gastroskopie (Magenspiegelung) durchgeführt werden. Ziel ist, dass die PPI-Einnahme keine Dauertherapie wird. Allerdings kommt bei vier von fünf Patienten der Reflux immer wieder. Sind in der Speiseröhre auf einer Länge von mehr als einem Zentimeter Schleimhautveränderungen nachweisbar ("Barrett-Ösophagus"), wird eine Gastroskopie alle fünf Jahre, bei einer Länge von mehr als fünf Zentimetern alle drei Jahre empfohlen.

Was kann man selbst zur Therapie beitragen?

Bei Übergewicht versuchen, dieses zu reduzieren. Keine großen Portionen, vor allem am Abend, und ,Säureanreger‘ – besonders süße Speisen, Weißwein, Sekt – meiden. In den ersten zwei Stunden nach einer Mahlzeit nicht hinlegen, besonders am Abend. Bei nächtlichem Reflux kann man das Bett am Kopfende etwas höher stellen (ca. 3 cm). Generell schwächen hoher Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Stress den Schließmuskel und begünstigen Reflux.

Wann soll man die PPI als "Magenschutz" (gegen Magenblutungen durch Medikamente) einnehmen?

PPIs werden heute viel zu oft als Magenschutz verordnet, wo dies gar nicht notwendig wäre. Es gibt klare Empfehlungen, wann ein Magenschutz – in der halben Standarddosis – gerechtfertigt ist: Etwa wenn der Patient eine Kombinationstherapie von Acetylsalicylsäure (ASS, z.B. Aspirin) mit bestimmten Schmerzmitteln (etwa der Wirkstoff Diclofenac) – oder z.B. mit blutverdünnenden Medikamenten oder Cortison-Präparaten bekommt. ASS alleine und ohne Vorgeschichte einer Magenblutung oder eines Magengeschwürs ist bis zum Alter von 65 keine Indikation. Generell bei der Einnahme vieler Medikamente einen Magenschutz zu verschreiben, ist nicht gerechtfertigt.

Prim. Univ.-Prof. Schöfl am Telefon (01/526 57 60): Donnerstag, 1. 2., 16 bis 17 Uhr.

eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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