Sex oder doch lieber Schlaf?

Fruit flies on squeezed lemon slice, Fruchtfliege, Obst, Insekt, Zitrone, Schädling, Nahaufnahme, Farbsättigung, Fressen, Horizontal, Makro, Gelb, Stehen, Farbbild, Roh, Querschnitt, Niemand, Fotografie, Bildnummer 22131773
Wie Taufliegen entscheiden und was das mit dem Menschen zu tun hat.

Fault bei Ihnen daheim gerade ein Pfirsich oder eine Zitrusfrucht vor sich hin – und ärgern Sie sich über den feinen Fliegenschwarm, der den Gatsch umschwirrt? Dann haben Sie ungebetene Gäste im Haus: Drosophila melanogaster, die Taufliege, bei uns meist als „Fruchtfliege“ bekannt. Sie liebt nicht nur gärendes Obst, sondern gilt als eines der bestuntersuchten Lebewesen der Welt – aus folgendem Grund: Die Erbinformation von Drosophila melanogaster ist zu 60 Prozent identisch mit der des Menschen. Zwei Drittel der Gene, die beim Menschen Krankheiten verursachen, sind auch bei der Fliege vorhanden.

Über das winzige Tierchen ist also schon allerlei bekannt. Die neueste Erkenntnisse hat mit ihrem Sexualleben zu tun – Genetiker an der Universität Yale fanden heraus, dass auch Fruchtfliegen eine Form von Entscheidung treffen, etwa bei der Frage, ob sie Sex möchten oder doch lieber schlafen wollen. Die Mehrzahl der Lebewesen entscheidet zwischen diesen beiden Möglichkeiten, offenbar gibt es aber einen feinen Unterschied zwischen Weibchen und Männchen. Bei Drosophila zumindest, wie die Experten herausgefunden haben und im Journal Nature Communications schreiben.

Zusammenspiel zwischen Liebeswerben und Schlaf

Sex oder doch lieber Schlaf?
Fruchtfliege
„Ein Organismus kann in dem Fall nur eines davon im gleichen Zeitraum machen“, sagt Michael Nitabach, Professor für Zell- und Molekularphysiologie sowie Genetik an der Uni Yale. Und meint damit die Taufliege. Logisch. „Was wir aber entdeckt haben ist ein neuronales Netzwerk im Gehirn, das das Zusammenspiel zwischen Liebeswerben und Schlaf regelt.“ Dabei entdeckten die Forscher, dass Weibchen und Männchen unterschiedlich an die Sache herangehen: Müde Männchen zeigten wenig Interesse an Liebeswerben und Lust, während der Schlafmangel bei den Weibchen keinen Effekt auf das Paarungsverhalten hatte.

Warum das so ist, erklären die Forscher mit evolutionärer Anpassung: Männchen, die während des Geschlechtsverkehrs einschlafen, haben eine geringere Chance, ihre Gene weiterzugeben. Bleibt nur noch die Frage, warum die Damen gegenteilig reagieren. „Es könnte sein, dass sie es sich nicht leisten können, einen möglicherweise geeigneten Liebhaber zu verpassen, egal, wie müde sie sind“, vermutet Nitabach. Es scheint so zu sein, dass jenes Verhalten, das den höchsten biologischen Nutzen hat, andere, weniger wichtige Verhaltensformen unterdrückt. Die Genetiker vermuten jetzt, dass der Mensch ähnliche Beurteilungsmechanismen hat, wenn die Antriebe für Sex und Schlaf aufeinander prallen. Rein theoretisch natürlich.

Kommentare