Schwangerschaft: Gute Ernährung statt Pillen

Warum sollen Schwangere nicht zu fett essen?
Vitaminpräparate in der Schwangerschaft sind oft zu hoch dosiert – daher nur nach Rücksprache mit dem Arzt einzunehmen.

Nur das Beste für das Kind – werdende Mütter meinen es gut, wenn sie sich mit Nahrungsergänzungsmitteln eindecken, damit es dem Baby im Bauch nicht an Vitaminen und Mineralien fehlt. Im Rahmen von Ernährungsworkshops für Schwangere, die die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) veranstaltet, gaben mehr als drei Viertel der Frauen an, Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen.

Doch nicht immer tun sie sich und dem Kind damit etwas Gutes: Ein Öko-Test-Vergleich von Vitaminpräparaten für Schwangere hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der in Deutschland untersuchten 17 Produkte als "ungenügend" zu klassifizieren ist. Kein Einziges der untersuchten Präparate bekam im Gesamtergebnis die Note "Sehr gut" oder "Gut". Die häufigsten Kritikpunkte: Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, Kennzeichnungsmängel und Verpackungen, die PVC, PVDC oder chlorierte Kunststoffe enthalten.

Weder in Österreich, noch EU-weit gibt es spezifische Empfehlungen für die Höchst- oder Mindestgehalte bei Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln. So enthielten viele der getesteten Produkte Mengen, die weit über den Bedarf hinausgehen. Explizit empfohlen wird Schwangeren jedoch nur die Zufuhr von Folsäure und Jod. Die Frauensprecherin der Grünen, Judith Schwentner, kritisiert: "Gerade bei Schwangeren kann eine Überversorgung – etwa mit Vitamin A – schwerwiegende Auswirkungen haben."

Gütesiegel

Schwentner fordert daher Gütesiegel für jene Nahrungsergänzungsmittel, die Schwangeren empfohlen werden können. Außerdem sollen ausdrückliche Warnhinweise auf der Verpackung auf eine mögliche Überschreitung der empfohlenen maximalen Tagesdosis hinweisen.

Auch Birgit Dieminger, Leiterin des AGES-Projekts "Richtig essen von Anfang an" betont, dass kurz vor und während der Schwangerschaft lediglich die Zufuhr von Folsäure empfohlen wird: "Alles andere sollte erst nach Rücksprache mit dem Arzt ergänzt werden. Dieser kann aus dem Speiseplan der Frau Rückschlüsse ziehen, ob etwas fehlt. Außerdem kann er über eine Blutuntersuchung den Vitamin- und Mineralstoffstatus bestimmen und sehen, wo es wirklich Mängel gibt."

Generell sei eine ausgewogene Ernährung für Schwangere unumgänglich. "Oft wird zu viel supplementiert. Gerade bei Eisen verdoppelt sich in der Schwangerschaft zwar der Bedarf, oft ist eine zusätzliche Zufuhr aber gar nicht nötig." In den von der AGES veranstalteten Workshops erfahren die Frauen, was zu einer ausgewogenen Ernährung gehört und welche Auswirkungen das auf ihr Kind haben kann.

Flaschenmilch nur in Ausnahmefällen

In den USA entwickelt sich derzeit eine Bewegung, die in Europa schon vor längerer Zeit umgesetzt wurde: Es werden immer weniger Proben für Flaschenmilchnahrung ausgegeben. Die Sorge ist, dass Pränahrung Frauen vom Stillen abbringen könne. Hier wie dort ist man sich nämlich einig: Es geht nichts über Muttermilch. Sie reduziert das Risiko für Mittelohrentzündungen, Verdauungsprobleme und Asthma. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Stillen das Risiko für Übergewicht reduziert und Einfluss auf die intellektuelle Entwicklung des Kindes hat.

In Europa ist die Ausgabe von Proben für Flaschenmilchnahrung nach einer EU-Richtlinie sogar ausdrücklich verboten, erklärt die Präsidentin des österreichischen Hebammen-Gremiums, Petra Welskop. "Frauen werden im Rahmen der Geburt über die Vorteile des Stillens informiert und angeleitet – das ist die beste Offensive."

Eine Empfehlung für das Zufüttern von Flaschenmilch gibt es nur, wenn ein Kind nach der Geburt zu viel Gewicht verliert. "Sobald sich die Mutter erholt und wieder mehr Milch produziert, kann das Zufüttern wieder reduziert oder ganz weggelassen werden."

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