Schlechtes Gedächtnis? Wie Ihnen Schlaf helfen kann

Wer sich Sachen vor dem Schlafengehen einprägt, kann am nächsten Morgen mehr davon richtig wiedergeben.
Er verbessert die Merkfähigkeit.Warum Frauen im gemeinsamen Schlafzimmer schlechter schlafen.

Ob das Mathe- oder Englisch-Buch unter dem Kopfpolster etwas bringt, ist nach wie vor nicht erwiesen. Dass aber Schlaf die Merkfähigkeit erhöhen kann, belegt jetzt eine neue US-Studie (Brigham and Women‘s Hospital, Boston): Den Teilnehmern wurden mehr als 600 Gesichter und Namen von Menschen gezeigt, die sie zuvor noch nie gesehen hatten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Wer bald danach bis zu acht Stunden schlief, konnte am nächsten Tag deutlich mehr Gesichter und Namen richtig zuordnen. Die korrekten Antworten waren um rund zwölf Prozent höher als bei Studienteilnehmern, die nach dem Lernen nicht schlafen gingen. Auch die Sicherheit, mit der die Antworten gegeben wurden, war deutlich größer.

"Bisher haben Studien zeigt, dass kurze Nickerchen die Merkfähigkeit erhöhen, aber es gibt noch keine Untersuchung, die die Auswirkungen des Schlafs einer ganzen Nacht auf das Namensgedächtnis untersucht hat", so Neurowissenschaftlerin Jeanne F. Duffy. Die neuen Daten zeigen jetzt: Schlaf unmittelbar nach Lernphasen könnte den Prozentsatz dessen, was behalten wird, deutlich erhöhen.

Schlechteste Nacht ist die auf Montag

Neues gibt es auch von deutschen Schlafforschern: Menschen schlafen nach Ansicht von Medizinern und Psychologen in der Nacht von Sonntag auf Montag am schlechtesten. Das liege zum einen daran, dass man sonntags länger geschlafen habe und abends aber wieder zur gewohnten Zeit ins Bett gehe. Man sei einfach nicht lange genug wach gewesen und habe dsen sogenannten Schlafdruck nicht ausreichend aufgebaut, so der Psychologe Hans-Günther Weeß anlässlich der bevorstehenden Jahrestagung der Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. "Viele fragen sich abends im Bett, was die kommende Woche bringt und was ansteht. Anspannung ist aber der größte Feind des Schlafes."

Partnerschaft und Schlaf

"Bei ojektiven Messungen schlafen Frauen im gemeinsamen Schlafzimmer schlechter, Männer hingegen besser", sagt Weeß. Subjektiv erleben jedoch beide den Paarschlaf als angenehmer. "Frauen sagen trotzdem, dass sie zu zweit besser schlafen als allein." Da komme die Psychologie ins Spiel: "Das gemeinsame Schlafen bietet für beide Geschlechter ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit." Den Grund für den objektiv schlechteren Schlaf der Frau könne man evolutionsbiologisch erklären, so Weeß: Sie seien genetisch so programmiert, dass sie für das Wohl der Familienmitglieder und Kinder zuständig seien - auch nachts. "Sie schlafen sozusagen an ihrem Arbeitsplatz."

Skeptisch sehen die Schlafmediziner Gesundheits-Apps und Schlaftracker-Armbänder. Solche Hilfsmittel sollten nur eingesetzt werden, wenn sie auch wissenschaftlich überprüft wurden. Es bestehe ansonsten die Gefahr, dass man falsche Schlüsse aus dem gewonnenen Dten ziehe und es eher zu einer Verunsicherung statt zur Förderung der Gesundheit komme.

Schlaflose Politiker kein Vorbild

Kritische sehen Experten die oft stark verkürzte Schlafdauer von Politikern und Managern. Denn dabei sei zu bedenken, dass Schlafmangel "zu realitätsfernem Optimismus und erhöhter Risikobereitschat führen kann". Fazit von Alfred Wiater, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin: "Daher sollten sich Politikerinnen und Politiker über den Stellenwert erholsamen Schlafes für verantwortungsvolles Handeln im Klaren sein."

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