Schlaganfall: Betroffene immer jünger

Schlaganfall: Betroffene immer jünger
Ein Schlaganfall ist nicht immer ein schicksalshafter Vorfall. In vielen Fällen gibt es Möglichkeiten, ihn zu verhindern.

Auch, wenn er einen wie ein Schlag trifft, hat er meist eine lange Vorgeschichte. Ein Schlaganfall ist in vielen Fällen nicht schicksalhaft und kann mit richtiger Prävention häufig verhindert werden, betonen Experten im Rahmen einer Aufklärungsinitiative der Österreichischen Ärztekammer (ÖAK).

Die Hauptursachen für den Schlaganfall erläutert ÖAK-Präsident Artur Wechselberger: "Es gibt Möglichkeiten sich dagegen zu wehren, indem man die Risikofaktoren minimiert. Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, hohes Cholesterin und mangelnde Bewegung sind alle Lebensstil-Faktoren, die sich ändern lassen." Viele Schlaganfall-Patienten haben mehrere dieser Probleme. Die andere Gruppe der Betroffenen leidet unter Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern, die Blutgerinnsel verursachen.

Univ.-Prof. Herbert Watzke, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin, erklärt weiter: "Wir können noch so gute Medikamente entwickeln – wenn die Patienten sie nicht nehmen, dann wirken sie nicht. Die Krux ist, dass die Patienten bei Bluthochdruck oder hohen Cholesterinwerten nichts spüren – daher sehen sie oft nicht ein, warum sie ein Medikament nehmen sollen." Die kooperativsten Patienten sind folglich jene, die bereits einen Schlaganfall hatten – sie tun alles, um einen weiteren zu verhindern.

Steigende Zahlen

Die meisten Schlaganfälle treffen Menschen über 70 Jahre. 75 Prozent davon leiden unter Bluthochdruck – eine der Hauptursachen –, doch nur die Hälfte ist deswegen in Behandlung.

Auffällig ist, dass die Zahl der "juvenilen Schlaganfälle" – also Menschen zwischen 18 und 50 Jahren – steigt. Sie machen inzwischen acht Prozent aller Schlaganfälle aus. Bei den unter 30-Jährigen sind mehr Frauen betroffen, ab 30 mehr Männer. Die Experten sehen die Ursache auch hier im immer schlechter werdenden Lebensstil. Generell prognostiziert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2025 für die EU-Länder einen deutlichen Anstieg der Erst-Schlaganfälle um 36 Prozent (von 1,1 Mio. im Jahr 2000 auf 1,5 Mio. im Jahr 2025). Schon jetzt ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache.

Spitzenfeld

Schlaganfall: Betroffene immer jünger

Immerhin: Die Todesrate ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. In der Behandlung von Schlaganfällen bewegt sich Österreich international sogar im Spitzenfeld. Selbst das renommierte Fachmagazin The Lancet hat Österreich mit seinen 35 Stroke Units (Akut-Stationen für Schlaganfälle) einen Vorbildstatus in der Akutversorgung bescheinigt. Dank verbesserter Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten erholen sich viele Patienten wieder – doch jeder Fünfte bleibt pflegebedürftig.

Entscheidend für den Behandlungserfolg ist bei jedem Schlaganfall letzten Endes der Faktor Zeit: Je eher gehandelt wird, desto besser sind die Chancen, ein verschlossenes Gefäß wieder zu öffnen. Allerdings werden Warnsignale oft nicht erkannt oder nicht ernst genommen: Jedem fünften Schlaganfall ist bereits ein "Erst-Schlag" vorausgegangen – etwa in Form von Vorhofflimmern.

Buchtipp: "Schlaganfall – Erkennen. Rehabilitation. Vorbeugung" von Prim. M. Hessinger, Univ.-Prof. G. E. Klein, Prim. W. Kreuzig, Dr. E. Pabst, Univ.-Prof. K. Tiesenhausen. Erschienen im Verlagshaus der Ärzte, 14,90 Euro. www.schlaganfall-was-tun.at

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