Einmal geht's noch: Pollen-Alarm
Mit der Blüte von Ragweed (Ambrosia oder Traubenkraut) nähert sich das Ende der heurigen Pollensaison, die je nach Wetterlage bis in den Oktober hinein dauert. „Die Pflanze macht ihre Blühbereitschaft und -intensität nicht nur von der Temperatur, sondern auch von den Lichtstunden und der Regenmenge abhängig“, erklärt Uwe E. Berger, MBA, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes sowie der Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation an der Wiener HNO- Klinik die Voraussetzungen für die Stärke der Pollenbelastung.
Erhöhlte lokale Belastung
Aufgrund der heurigen Wetterentwicklung müssen wir mit einer erhöhten lokalen Produktion von Ragweedpollen rechnen. Laut Experten Berger gab es erste Belastungen ab Mitte August im Osten, Süden und Norden Österreichs sowie auch in den dortigen Flusstal-Landschaften zu erwarten. Speziell in Kärnten sind die Gebiete entlang der Autobahn nach Slowenien betroffen. Im Wiener Raum gibt es meist zwei Belastungsspitzen pro Tag: Berger: „In den Vormittags- und Mittagsstunden ist die lokale Pollenausschüttung, die heuer etwas stärker als im Jahr zuvor ausfallen wird, für die Beschwerden verantwortlich. Die Belastungen, die am späten Nachmittag und Abend bis in die Nachtstunden auftreten werden, sind an die Winde aus Südost gebunden, die zusätzliche Pollen aus Ungarn einwehen. In der Zeit ab Ende August bis in die ersten Tage des Septembers wird es also davon abhängen, wie oft und wie dauerhaft Südostwind bläst. Davon betroffen sind praktisch nur die Gebiete des östlichen Flachlands inklusive des Wiener Beckens und des Marchfelds, teils aber bis hinein ins Waldviertel um die Region Litschau / Allentsteig. Im Westen unsres Landes besteht kaum Gefahr.
Die sehr anpassungs- und widerstandsfähige Pflanze wurde ursprünglich durch Hilfslieferungen nach dem Krieg aus Nordamerika eingeschleppt und breitet sich vom Osten her auch in Österreich von Jahr zu Jahr weiter aus. Wien, Burgenland und Niederösterreich sind demnach die Gebiete mit dem höchsten Ragweed-Vorkommen. Hat sich Ragweed in einer Gegend erst einmal etabliert, breitet es sich in Massen aus. „Hot spots“ sind die Straßenränder der Hauptverkehrsrouten. Aber auch in Gebieten mit Feldwirtschaft und bei Großbaustellen und Schutthalden sowie an Plätzen wo Vögel im Winter gefüttert werden, tauchen die Pflanzen auf.
Aggressiver Allergie-Auslöser
Das Unkraut ist ein äußerst aggressiver Allergie-Auslöser und ruft bei Allergikern Beschwerden wie Fließschnupfen, rote, juckende Augen, Niesreiz, Atemnot etc. und sehr häufig auch Asthma hervor. Aufgrund seiner hohen allergischen Potenz stellt Ragweed ein großes Gesundheitsproblem dar. Mittlerweile reagiert bereits mehr als ein Drittel aller Allergiker mit starken Heuschnupfensymptomen – viele entwickeln Asthma. Die Pflanze kann bei Kontakt aber auch Hautreaktionen auslösen. Vor allem für Menschen mit einer bereits bestehenden Pollenallergie besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Anhaltende Erkältungssymptome von August bis Oktober können ein Indiz für eine Allergie gegen Ragweed-Pollen sein. Betroffene sollten dann einen allergologisch versierten Arzt aufsuchen, um die Beschwerden fachgerecht abklären zu lassen.
Mit der Häufigkeit der Allergien sind auch enorme volkswirtschaftliche Kosten verbunden: „Ein Allergiker verursacht pro Jahr Kosten in der Höhe von rund 700 Euro. Hochgerechnet ergibt das einen Betrag von rund 90 bis 100 Millionen Euro pro Jahr“, zitiert Berger eine Berechnung der Forschungsgruppe. Nicht zuletzt wegen dieser Kosten werden immer häufiger aktive Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung von Ragweed gesetzt. Kooperationen der Medizinischen Universität Wien mit den Landesregierungen von Niederösterreich und Burgenland scheinen erste Erfolge zu verzeichnen. Die Gesamtmenge an Ragweedpollen in der Luft hat in den vergangenen drei Jahren nicht mehr zugenommen. Zusätzlich zeigt auch die Beschwerdeintensität über die Jahre 2012 und 2013 keinen weiteren Anstieg. Dies belegen Symptomdaten von derzeit mehr als 50.000 Nutzern des Pollentagebuches (www.pollentagebuch.at)
Tipps zur Allergenvermeidung
Mit Hilfe des Pollenwarndienstes lassen sich Freizeitaktivitäten im Freien vorausschauend planen: unter www.pollenwarndienst.at können Allergiker die aktuellen Pollenflugprognosen für Österreich und Europa abrufen und auch anhand von Pollen-Verbreitungskarten Ausweichmöglichkeiten abrufen.
Pflanze – am besten schon vor der Blüte – mitsamt der Wurzel ausreißen (Achtung, Handschuhe tragen) und in einem Plastiksack im Hausmüll entsorgen
Machen Sie nach Möglichkeit Urlaub in Gebieten über 700 bis 1.000 Metern Seehöhe
Kein billiges Vogelfutter kaufen (Ragweed-Samen sind häufig in schlecht gereinigtem Vogelfutter zu finden) (z. B. aus Ungarn oder Serbien oder Kroatien)
www.pollenwarndienst.at - Österreichischer Pollenwarndienst: bietet nützliche Services für Pollenallergiker wie Prognose & tagesaktueller Pollenflug, Pollen-App, Pollen-Tagebuch etc.
www.allergenvermeidung.org - IGAV – Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung: bietet Allergikern die Möglichkeit sich über neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Allergieforschung zu informieren, neue Methoden der Allergenvermeidung kennenzulernen und direkten Rat bei unabhängigen Experten einzuholen.
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