Radfahren mit Helm und Hirn

Radfahren mit Helm und Hirn
Sicher ist sicher: Die Konsumentenschützer haben Radhelme in einem Labor und auf der Landstraße getestet. Ergebnis: Keiner ist „sehr gut“
Von Uwe Mauch

Stürzt ein Radfahrer vom Rad, ist es völlig unerheblich, ob sein Helm chic oder nicht chic, schwarz oder pink ist. Hauptsache ist, er schützt Stirn und Hirn.

Sollte man meinen.

Dennoch haben die Konsumentenschützer beim aktuellen Radhelm-Test – zwar nur am Rande, aber doch – zusätzlich den Coolness-Faktor der Helme bewertet.

"Wir haben das lange intern diskutiert", erklärt dazu Chef-Tester Franz Wallner. Die Entscheidung orientierte sich am Ende nicht zuletzt an den Gewohnheiten der Radler: "Niemand setzt gerne eine Schüssel auf, mit der er wie ein Dodel aussieht."

 

Besonders exponiert

Die Wiederentdeckung des Fahrrads als alternatives Verkehrsmittel mag gut für die Umwelt sein, Notfallmediziner und auch Chirurgen beobachten die Entwicklung mit Sorge: Mit der Zahl der Radfahrer steigt naturgemäß auch die Zahl ihrer Unfälle.

Besonders exponiert sind dabei die Köpfe all jener, die keinen Radhelm tragen. Der internationale Test, den die Mitarbeiter des Vereins für Konsumenteninformation gemeinsam mit den Kollegen von der deutschen Stiftung Warentest durchgeführt haben, kommt daher zum richtigen Zeitpunkt. Insgesamt wurden 31 unterschiedliche Helm-Modelle (16 für Erwachsene und 15 für Kinder) eingehenden Prüfungen unterzogen.

Die strengen Deutschen haben sich wieder einmal auf die staubtrockene Physik im Labor konzentriert, die Österreicher haben indes bei einem zweiwöchigen Aufenthalt auf der Ferieninsel Lanzarote im Februar ordentlich geschwitzt.

Schlechte Vorstellung

Die entscheidende Frage der Stoßdämpfung nach einem Sturz wurde von den deutschen Technikern im Wiener Labor der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt geklärt. Dabei wurde der Aufprall auf hartem Untergrund mit einer speziell konstruierten Fallmaschine simuliert. Das insgesamt relativ bescheidene Ergebnis (kein einziger Helm erhielt ein "sehr gut"), ist vor allem auf die schlechte Performance im Wiener Labor zurückzuführen.

Auch die mangelhafte Belüftung vieler Helme wird kritisiert, und zwar von den Österreichern, die unter der Frühlingssonne von Lanzarote heiße Ohren bekamen.

Ausgerüstet mit ausgeklügelten Fragebögen, galt es bei den täglichen Ausfahrten unter anderem folgende Fragen zu klären: Lassen sich die Riemen leicht anpassen? Beeinträchtigt der Helm das Hörvermögen und das Sichtfeld? Wie schwer mutet er bei Mitnahme im Rucksack an?

VKI-Chef-Radfahrer Franz Wallner rechtfertigt das aufwendige Procedere: "Neben dem Coolness-Faktor entscheidet nicht zuletzt der Tragekomfort, ob ein Helm aufgesetzt wird oder nicht."

Alle Details in der Mai-Nummer des konsument.

Tipps und Tricks: So kann der Radhelm Leben retten

Bei Auswahl, Kauf und auch beim Tragen eines Radhelms gibt es mehrere Kniffe, die hilfreich sind. Hier ein paar Tipps und Tricks von den Konsumentenschützern:

Bei der Auswahl auf die Größe der Helmschale achten. Sie sollte dem Kopf-Umfang angepasst sein. Wichtig: Die austauschbaren Einlege-Kissen und das verstellbare Kopfband dienen nur der Feinjustierung.

Wesentlich ist auch der gute Sitz der Riemen . Sie sollen seitlich am Kopf anliegen, jedoch nicht an den Ohren streifen. Den Kinnriemen fest, aber nicht zu fest zurren, sodass zwischen Kinn und Riemen noch die beiden Kuppen von Zeige- und Mittelfinger hineinpassen.

Der Radhelm soll nicht nur gut sitzen, er darf auch auf keinen Fall verändert werden. So können zum Beispiel Werbeaufkleber das Material beeinträchtigen.

Beim Schließen des Riemens bieten Rastverschlüsse Vorteile gegenüber den herkömmlichen Schnappverschlüssen, weil sie jederzeit variabel sind.

Einige Anbieter versehen ihre Helme mit Reflektoren sowie Zusatzbeleuchtung. Doch Vorsicht: Diese ersetzt nicht das in der StVO geforderte Licht. Das muss fix am Rad befestigt sein.

Nach einem Sturz , bei dem der Helm seinen Zweck erfüllt hat, muss er getauscht werden. Haarrisse, die von außen nicht erkannt werden können, stellen ein Sicherheitsrisiko dar.

UV-Licht und hohe Temperaturen setzen dem Helm zu, daher speziell im Sommer lichtgeschützt und nicht im Auto aufbewahren.

Die Lebensdauer der Helme beträgt bei Normalgebrauch drei bis fünf Jahre, weil der Kunststoff mit der Zeit altert und dann seine Schutzfunktion verliert.

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