Medizin-Auskunft per Telefon

Ausgebildete Helfer könnten telefonisch beraten, wie dringend ein Arzt aufgesucht werden muss und welchen Spezialisten man braucht.
Wie Patienten sich im Gesundheits-Dschungel besser zurechtfinden könnten.

Das Internet hat auf jede Frage eine Antwort – doch leider nicht immer die richtige. So erhielt Bernhard Rupp auf der Suche nach Antworten zu seiner Augenentzündung die Diagnose Syphilis. "Zum Glück war es doch nur eine Bindehaut-Entzündung", erzählt der Leiter der Abteilung Gesundheitswesen in der AK NÖ.

Viele Patienten finden sich im Gesundheits-Dschungel nicht zurecht. "Mit der Frage, wohin jeder mit seinem persönlichen Gesundheitsproblem gehen kann, werden die Leute alleine gelassen", sagt Martin Gleitsmann, Leiter der WKÖ-Abteilung Gesundheits- und Sozialpolitik. Patientenanwalt Gerald Bachinger ergänzt: "Entweder sie suchen im Internet nach Antworten und sind noch mehr verwirrt, oder sie gehen zum Hausarzt oder in eine Ambulanz, was zu überlaufenen Wartezimmern und langen Wartezeiten führt."

Es gibt ein offizielles Gesundheitsportal im Internet (www.gesundheit.gv.at). "Hier bekommt man zwar diverse Informationen, aber nicht den richtigen Ansprechpartner. Zudem spricht nicht jeder Deutsch auf Maturaniveau", kritisiert Rupp. Viele Patienten verstehen die Erklärungen nicht. Hilfreich wäre außerdem eine Erweiterung des Angebots auf weitere Sprachen wie Englisch, Türkisch und Bosnisch/Serbisch/Kroatisch.

TEWEB

Im Rahmen des Konzepts "Gesundheit 2020 – Patienten im Mittelpunkt" zeigen die drei Gesundheitsspezialisten praxisnahe Reformen, von denen vor allem einer profitieren soll: der Patient.

So ist im Rahmen der Gesundheitsreform ein telefon- und internetbasiertes Erstberatungsservice geplant, genannt TEWEB. Hier werden Patienten mit gesundheitlichen Problemen telefonisch oder online beraten, wie sie am besten damit umgehen.

Ausgebildete Berater schätzen ein, ob sofort ein Notdienst alarmiert werden muss oder ob innerhalb von ein paar Stunden ein Hausarzt geschickt wird. Oder sie empfehlen dem Patienten innerhalb eines bestimmten Zeitraums einen zu seinem Problem passenden Arzt oder anderen Gesundheitsdienstleister aufzusuchen.

Jobchancen

Anhand von Vorzeigeprojekten aus der Schweiz, Israel, Schweden oder etwa Großbritannien sieht man, dass nur jeder Zweite kurzfristig ärztliche Versorgung benötigt. Zudem zeigen die Patienten offenbar deutlich mehr Therapietreue. Bachinger: "90 Prozent befolgen die Empfehlungen der telemedizinischen Beratung."

Rupp sieht im TEWEB auch neue Jobchancen und Qualifikationsmöglichkeiten für erfahrene Krankenpflegeleute, die nicht mehr am Krankenbett arbeiten können. Gleitsmann ergänzt: "Das ist auch für Ältere eine Chance, in Beschäftigung zu bleiben."

Beratung vor Operationen

Ein weiterer Reformpunkt: "Die Patientenaufklärung geht immer mehr in Richtung Haftungsausschluss", kritisiert Bachinger. Beispielprojekte zeigen, dass Patienten mithilfe von Tablets gut aufgeklärt werden können. "Jeder kann sich die Erklärungen in seinem Tempo ansehen. Animierte Videos zeigen wie der Eingriff funktioniert und der Rest kann mit dem Arzt besprochen werden."

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