Parkinson: Wie die Krankheit entsteht
Prim. Dr. Dieter Volc, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Parkinsonzentrum an der Confraternität, Privatklinik Josefstadt in Wien.
Gibt es neue Fakten zur Parkinsonentstehung?
Bei Parkinson kommt es zum Untergang der Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn. Auslöser dafür sind Zusammenballungen des Proteins Alpha-Synuclein in den Zellen. Die neue "Prionen-Hypothese" sieht – ähnlich wie bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit – den Auslöser dafür in einer falschen Faltung: Stellen Sie sich dieses Protein als glattes A4-Blatt vor. In der richtigen Faltung – etwa wie ein Papierflieger – ist es ein wichtiger Funktionsteil der Zelle. Bei falscher Faltung, vergleichbar einem Papierknäuel, stört es die Zellfunktion. Das Immunsystem erkennt aber nur das Papier, egal in welcher Faltung, und kann nun den falsch gefalteten Papierknäuel nicht entfernen, es kommt zur Anhäufung. Diese falsch gefaltete Eiweiße – Prionen – verhalten sich wie Viren: Sie zerstören Nervenzellen, werden freigesetzt, übertragen ihre falsche Faltung auf noch gesundes Alpha-Synuclein, weitere Nervenzellen werden zerstört, eine Kettenreaktion entsteht.
Gibt es neue Therapieansätze?
Es ist ein Impfstoff in Entwicklung, der speziell diese falsch gefalteten Eiweiße markiert und das Immunsystem aktiviert, diese zu bekämpfen. Diese Studien sind erst in einer Frühphase, eine Zulassung ist vor 2025 nicht zu erwarten. 1961 präsentierten die Österreicher Oleh Hornykiewicz und Walter Birkmayer die erste effektive Parkinson-Therapie: Den Ersatz des körpereigenen Botenstoffes Dopamin mit der Dopamin-Vorstufe L-Dopa. Seither sind viele sehr gut wirksame Medikamente, etwa dopaminähnliche Substanzen, dazugekommen. Voraussichtlich noch heuer wird ein neues Medikament zur Verfügung stehen, das als Zusatztherapie ebenfalls dazu beiträgt, die Dopaminspiegel im Gehirn wiederherzustellen. Wir haben gelernt, auf diesem Bösendorfer der Möglichkeiten zweihändig zu spielen, entscheidend sind richtige Kombination und Abstimmung der Präparate.
Wie groß ist das Risiko, dass bestimmte Medikamente, Dopaminagonisten, Suchtverhalten auslösen?
Bevor diese Medikamente eingesetzt werden, muss ein Spezialist die richtigen Fragen stellen und sich ein Bild von der Persönlichkeitsstruktur des Patienten und über früheres Suchtverhalten machen. Bei zusätzlicher regelmäßiger Kontrolle und Überwachung ist das Risiko gering.
Kann man Parkinson vorbeugen?
Viel Bewegung und regelmäßiger Koffeinkonsum scheinen schützende Effekte auf die Nervenzellen zu haben. Auch beim Auftreten erster Parkinsonsymptome wie ein steiferes Gangbild machen Bewegung generell und Physiotherapie speziell 50 % der Therapie aus.
Erste österr. Parkinson BenefizGala der Parkinson Selbsthilfe Österreich am Freitag, 8.4.: www.parkinson-oesterreich.at
Prim. Dr. Dieter Volc am Tel. (01/526 57 60): Mi., 6. 4., 14 bis 15 Uhr. eMail: gesundheitscoach@kurier.at
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