Omikron: Star-Virologe Drosten "ziemlich besorgt"

Federal Press Conference on pandemic Corona situation in Germany
"Keiner kann im Moment sagen, was auf uns zukommt", sagt Drosten.

Der Berliner Virologe Christian Drosten blickt sorgenvoll auf die neue Omikron-Variante des Coronavirus. "Ich bin schon ziemlich besorgt im Moment", sagte Drosten am Sonntagabend im "heute journal" des Senders ZDF. Man wisse nicht allzu viel über die neue Variante. Berichte über milde Verläufe hätten noch nicht sehr viel Substanz angesichts von nur gut 1.000 Fällen. Hier müsse man die klinischen Verläufe abwarten.

Verfügbare Impfstoffe würden wohl gegen schweren Krankheitsverlauf schützen

Man sehe aber, dass sie häufig bei jungen Leuten in Südafrika auftauche und auch Menschen betreffe, die eine Erkrankung schon hinter sich haben. Er habe die Sorge, dass man die erste wirkliche "Immunfluchtmutante" des Coronavirus vor sich habe. Auch könne man noch nicht sagen, wie sich die Variante hierzulande verhalte, wo viele Menschen geimpft seien. "Keiner kann im Moment sagen, was da auf uns zukommt. Das Einzige, was man wirklich mit Sicherheit sagen kann ist: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist", sagte Drosten. Die verfügbaren Impfstoffe würden gegen einen schweren Krankheitsverlauf wohl schützen.

Drosten sprach ferner von einer "etwas unwägbaren Situation" mit Blick auf 2G- oder 3G-Regeln in Deutschland. Man habe damit keine Erfahrung in einer Winterwelle. Die Situation könne auch kaum noch jemand modellieren. Drosten riet der Politik, genau auf die verschärften Regeln etwa in den Hotspots Sachsen, Bayern sowie auch Österreich zu achten. Hier sehe man langsam erste Effekte. Drosten verwies etwa auf einen rückläufigen R-Wert in Bayern in Richtung 1. Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt - und damit, wie schnell sich ein Virus ausbreitet. Man müsse aber auf 0,7 kommen, um absehbar die Fallzahlen so zu senken, dass es zur Entspannung auf Intensivstationen führe.

Als eine positive Nachricht wertete Drosten auch, dass der Anteil von Infizierten, die beatmet werden müssen, zurückgeht. Das zeige, dass Booster-Impfungen langsam greifen. Der Prozess sei aber schleppend. Es kämen aber weiter Leute auf die Intensivstation. "Und das ist schrecklich", sagte Drosten.

Werden Corona-Maßnahmen in Deutschland bald verschärft? 

Unterdessen zeichnen sind angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen und der neuen besorgniserregenden Südafrika-Variante Omikron in Deutschland weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ab. Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock mahnte zu schnellem Handeln. "Wir können nicht bis zum 9. warten", sagte Baerbock am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will" mit Blick auf den nächsten Termin der Ministerpräsidentenkonferenz am 9. Dezember. Es müsse nach dem Urteil des Bundesverfassungserichts zur Bundesnotbremse am Dienstag eine Bestandsaufnahme vorgenommen werden, inwieweit die Bundesländer die möglichen Maßnahmen umgesetzt hätten. Sei dies nicht der Fall, müsse auf Bundesebene gehandelt werden.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) zeigte sich überzeugt, dass die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP im Bund, wo sie bald die Regierung übernehmen sollen, die Corona-Maßnahmen nachbessern, wenn dies nötig sein sollte. Die Länder könnten auf Basis des jetzigen Infektionsschutzgesetzes viel mehr machen wie etwa die Schließung von Gastronomie oder Diskotheken, sagte die SPD-Politikerin in der ARD-Sendung. Es gebe von dem designierten Kanzler Olaf Scholz (SPD) aber die Zusage, dass die Ausnahmen für besonders harte Maßnahmen über Mitte Dezember hinaus verlängert werden könnten, falls dies nötig sei. Die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP hatten das Infektionsschutzgesetz erst vor zehn Tagen beschlossen. Schwesig sprach sich zudem dafür aus, dass 2G-plus-Regeln auch bundesweit umgesetzt werden. In der kommenden Woche würden in dem nordöstlichen Land zudem Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte verhängt, ergänzte die SPD-Politikerin.

Der nur noch geschäftsführend im Amt befindliche deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wiederholte angesichts der verschärften Infektionslage in Deutschland seine Forderung nach einem schnellen Treffen der Spitzen von Bund und Ländern. Beratungen der noch amtierenden Bundesregierung mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder müssten "besser gestern als morgen" einberufen werden, sagt Spahn in der ARD-Sendung. Es müsse umgehend zu Kontakteinschränkungen kommen. So sei etwa eine 2G-Plus-Regelung in Innenräumen inklusive einer Maskenpflicht zwingend.

Kommentare