Nobelpreis-Wissen von A wie Achtzehn bis Z wie Zündstoff
Ernest Hemingway soll zu seiner Frau ins Bett gekrochen sein. „Ich hab das Ding gewonnen“, soll er geflüstert haben. „Welches Ding?“ - „Das schwedische Ding.“ Er sprach vom Literaturnobelpreis - doch so richtig begeistert war er wohl nicht. Kurz soll Hemingway erwogen haben, abzusagen. Bis er überlegte, was er mit dem Preisgeld anfangen könnte.
Heuer werden neun Millionen schwedische Kronen, das sind rund 940.000 Euro, in jeder der sechs Kategorien (Frieden, Literatur, Wirtschaft, Physik, Chemie und Physiologie oder Medizin) vergeben. Neben den ansehnlichen Summe bringt der Nobelpreis, den der schwedische Chemiker und Erfinder Alfred Nobel (1833–1896) 1901 gestiftet hatte, Anerkennung, Aufmerksamkeit und ein Dinner mit dem schwedischen König.
Am Montag, 2. Oktober 2017, beginnt der Auszeichnungs-Reigen. Was es an Wissenswertem über die geheimnisvolle Zeremonie gibt, können Sie schon jetzt lesen - im ABC von A wie Achtzehn bis Z wie Zündstoff:
A wie "die ACHTZEHN": Die 18 Mitglieder der Schwedischen Akademie vergeben traditionell den Literaturnobelpreis. In diesem Jahr sind es allerdings nur 17 - ein Stuhl ist seit dem Tod eines Mitglieds im Frühjahr unbesetzt.
B wie BEKANNTGABE: Wer die Preise bekommt, verraten die Jurys immer Anfang Oktober in Stockholm und Oslo. Ausgeteilt werden Medaillen, Urkunden und Preisgeld da aber noch nicht.
C wie CHEMIE: Den Chemie-Nobelpreis soll nach dem Willen von Alfred Nobel derjenige bekommen, "der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat". 2016 wurden die Molekülforscher Jean-Pierre Sauvage, Fraser Stoddart und Bernard Feringa für den Bau winziger Maschinen geehrt.
D wie DYLAN, Bob: Er erhielt im vergangenen Jahr überraschend den Literaturnobelpreis - eine extrem umstrittene Entscheidung. Fast zwei Wochen lang ließ der Sänger offen, ob er den Preis annehmen werde, kam dann nicht zur Verleihung und holte Medaille und Urkunde erst ab, als er im April während einer Tournee sowieso in Stockholm war.
E wie EWIGE FAVORITEN: Die gibt es vor allem beim Literatur-Preis. Immer wieder führen beispielsweise der Japaner Haruki Murakami und der Kenianer Ngugi Wa Thiong'o die Listen der Wettbüros an. Auch dieses Jahr. Doch wer zu lange als Favorit gilt, scheint für die Jury eher tabu.
F wie FRIEDEN: Der Friedensnobelpreis ist der einzige, der nicht in Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo vergeben wird. Wieso Nobel das so festlegte, ist nicht bekannt. 2016 ging der Preis an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos, früher auch schon an Nelson Mandela und Martin Luther King.
G wie GELD: Alle fünf traditionellen Nobelpreise und auch der Wirtschaftspreis sind in diesem Jahr mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 940.000 Euro) dotiert. Gibt es mehrere Preisträger, müssen sie teilen.
H wie HEIMLICH: Im Heimlichtun sind die Nobeljuroren Meister: Nur in den allerseltensten Fällen drang bisher mal ein Name vorzeitig an die Öffentlichkeit. Selbst konfrontiert mit den besten Gerüchten zucken die Jurys nicht mit der Wimper.
I wie IRRTÜMER: Manchmal lag die Jury in der Geschichte der Nobelpreise auch daneben. Der Däne Johannes Fibiger bekam 1926 den Medizinpreis, weil er glaubte, einen krebserregenden Wurm entdeckt zu haben - was sich später als falsch herausstellte. Der Neurologe Antonio Egas Moniz wurde 1949 für ein OP-Verfahren zur Heilung psychisch Kranker geehrt. Bald fand man heraus, dass es die Persönlichkeit der Patienten verändert.
J wie JUNG: Das sind die Nobelpreisträger eher nicht. Das Durchschnittsalter liegt bei 59 Jahren. Am ältesten sind die Wirtschaft-Preisträger. Ausnahmen gibt es vor allem in der Physik. Fünf der sechs jüngsten Preisträger kommen aus dieser Disziplin. Und der oder die Jüngste? Siehe Y wie Yousafzai, Malala.
K wie KAROLINSKA INSTITUT: Die traditionsreiche medizinische Universität in Stockholm vergibt den Nobelpreis in Medizin und Physiologie. Das hat Alfred Nobel in seinem Testament festgelegt. Über die Preise für Physik und Chemie entscheidet die königlich schwedische Akademie der Wissenschaften.
L wie LITERATUR: Mit dem Literaturnobelpreis wollte Nobel denjenigen ehren, der "in der Literatur das Ausgezeichnetste in idealer Richtungen" hervorgebracht hat. Zu früheren Preisträgern zählen Thomas Mann, Ernest Hemingway, Günter Grass und Gabriel García Márquez.
M wie MEDIZIN: Der Medizin-Nobelpreis ist traditionell der erste, der in der Nobelpreis-Woche vergeben wird. Geehrt wurden in der Vergangenheit etwa die Erfinder des Penizillin und der künstlichen Befruchtung sowie die Entdecker der DNA-Struktur.
N wie NOMINIERUNG: Jedes Jahr werden Hunderte Kandidaten für die verschiedenen Nobelpreise vorgeschlagen. Das machen Forscher, frühere Preisträger und Parlamentsmitglieder. Die Nominierungslisten bleiben 50 Jahre lang geheim. Sich selbst kann man nicht vorschlagen.
O wie OBAMA, Barack: Der frühere US-Präsident gewann 2009 gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit den Friedensnobelpreis. Eine höchst umstrittene Entscheidung, auch wegen des massiven internationalen Militärengagements der USA.
P wie PHYSIK: Der Physik-Nobelpreis geht an den, so formulierte Nobel simpel, "der innerhalb der Physik die wichtigste Entdeckung oder Erfindung gemacht hat". Die Liste berühmter Preisträger ist lang: von Conrad Röntgen über Marie Curie und Max Planck bis Albert Einstein. 2016 ging er an die Quantenphysiker David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz. Ihre Entdeckung wurde mit Brezeln veranschaulicht.
Q wie QUERULANT: Zwei Preisträger lehnten in der Geschichte der Nobelpreise Auszeichnungen ab. Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre sollte 1964 den Literaturnobelpreis bekommen, sträubte sich aber gegen alle offiziellen Ehren. Der vietnamesische Politiker Le Duc Tho nahm den Friedensnobelpreis 1973 nicht an, weil in seinem Land aus seiner Sicht noch damals noch immer kein Frieden herrschte.
R wie REICHSBANK: Die schwedische Reichsbank stiftete 1968 einen Preis für Wirtschaftswissenschaften in Erinnerung an Alfred Nobel. Obwohl er in Nobels Testament nicht vorgesehen war, wird er gemeinsam mit den Nobelpreisen vergeben und ist genauso hoch dotiert. Deshalb gilt er als Wirtschafts-Nobelpreis.
S wie STOCKHOLM: Die schwedische Hauptstadt ist die Nobelpreisstadt schlechthin. Vier der fünf traditionellen Preise werden hier vergeben. Das hat Alfred Nobel, der in Stockholm geboren wurde, in seinem Testament festgelegt.
T wie TESTAMENT: Das sorgte nach Nobels Tod 1896 für große Aufregung, vermachte er den größten Teil seines riesigen Vermögens doch nicht der Familie. Stattdessen schuf er die Nobelpreise, deren Preisgelder aus den Zinsen seines Vermögens gezahlt werden. Wie und wo die Gewinner ausgewählt werden, legte er in dem Schriftstück fest.
U wie UMSCHLAG: Unangenehm dürfte es der Nobeljury für Medizin gewesen sein, als sich nach der Verkündung herausstellte, dass ihr Preisträger bereits tot war. Der Immunforscher Ralph Steinman war 2011 wenige Tage zuvor gestorben. Erstmals seit 50 Jahren bekam ein Wissenschaftler den Nobelpreis deshalb posthum.
V wie VERLEIHUNG: Bis ein Laureat seinen Nobelpreis auch tatsächlich bekommt, vergehen mehrere Monate. Die feierliche Preisübergabe steigt immer an Alfred Nobels Todestag, dem 10. Dezember. Für die Zeremonie, in Stockholm mit dem schwedischen König Carl XVI. Gustaf, gibt es einen strengen Dresscode.
W wie WETTEN: Gezockt wird bei den Preisen für Literatur und Frieden. Manchmal haben die Tipper eine gute Nase, im vergangenen Jahr bei Friedensnobelpreisträger Santos etwa. Literaturpreisträger Dylan dagegen hatte keiner vorne auf der Liste.
X wie XIAOBO, Liu: Der chinesische Bürgerrechtler und Regierungskritiker bekam 2010 den Friedensnobelpreis für sein Engagement für Menschenrechte in China. Er konnte ihn allerdings nicht entgegennehmen, weil er wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" im Gefängnis saß. Im Juli starb er mit 61 Jahren.
Y wie YOUSAFZAI, Malala: Die Kinderrechtsaktivistin aus Pakistan war erst 17 Jahre alt, als sie 2014 den Friedensnobelpreis bekam. Damit ist sie die bis dato jüngste Preisträgerin in allen Kategorien.
Z wie ZÜNDSTOFF: Der Legende zufolge half der Zufall dem schwedischen Industriellen Alfred Nobel bei der Entdeckung des Sprengstoffs Dynamit. Die Erfindung machte den Schweden zu einem der reichsten Europäer seiner Zeit. Darüber, wie seine Entdeckung genutzt wurde, war er angeblich sehr unglücklich.
Kommentare