Schützt Haarerupfen vor Glatze?

10. Wer Schluckauf hat, der ist von Schnackerlstoßen geplagt, besser bekannt als "Schnackerl".
Haarzellen kommunizieren, dass Wachstum nötig ist.

Es wirkt widersinnig, aber die Wissenschaft glaubt daran: Das Ausrupfen einzelner Haare beugt Haarausfall vor. Testergebnisse der Forscher deuten daran hin, dass Haarfollikel miteinander kommunzieren und bei ruckartigem Haarverlust ihren Nachbarn mitteilen, dass sie unbedingt stärker wachsen müssen. Bisher weiß man, dass die Haarwurzel sackförmig umgebenden Follikel aus dem Korium enstanden sind und die bindegewebige äußere Haarscheide bilden. Dass sie zu einer solchen Immunreaktion fähig sind, ist neu.

Der Jubel über diese wissenschaftliche Erkenntnis, oder sagen wir: über diesen begründeten Verdacht, ist vor allem deswegen groß, weil Haarausfall (Fachausdruck: Apolezie) immer noch kaum behandelbar ist. Zwar schwemmen seit Jahrzehnten Pillen und Wässerchen den Markt, faktisch gelten die unterschiedlichen Formen der Apolezie aber immer noch als großes Problem für Männer. Philip Murray von der schottischen Dundee-University ist Co-Autor der Studie und betont, dass sich die Forschung noch in einem frühen Stadium befindet: "Der nächste Schritt sind Tests an Menschen. Wir brauchen eindeutig noch mehr Ergebnisse." Trotzdem glauben die Studienautoren, dass diese Form, Haare zum Wachsen zu stimulieren, vielversprechender ist als alles bisher.

Heikles Rupfen der Maus

Allerdings sollte noch niemand beginnen, sich daheim die Haare zu raufen. In der Studie wurden die Haare in einem sehr genauen Vorgang gezogen. Als erwiesen gilt daher nur, dass unter eben diesen Umständen (Winkel, Reißfestigkeit, Frequenz) die Follikel das Stressignal aussenden. Dieses führte dann dazu, dass auf 200 gerupfte Haare 1200 neue nachwuchsen. Auf einem Mäuserücken. Bei niedrigerer Reiß-Intensität nur sechs Millimeter neben der erfolgreichen Stelle geschah nichts, höhere Intensität brachte teils nur 450 Haare zurück. Laut Forschern eine diffizile Angelegenheit, um das Wort "haarig" zu vermeiden.

Murray bringt es auf den Punkt: "Als gesichert im streng wissenschaftlichen Sinn können wir nur eine Erkenntnis formulieren: Wir haben entdeckt, wie Haar kommuniziert, wenn es gestresst ist." Nämlich über Proteine. Die Kommunikation zwischen den Haaren dürfe man sich nicht als direkten Austausch vorstellen, sondern eher als "Quorumsentscheid", wo die Mehrzahl das weitere Wachstum fordert.

Ein Problem für die unmittelbare Verwertbarkeit bei kahlköpfigen Männern könnte jedoch sein, dass viele Patienten einfach schon über zu wenig Haar verfügen, um eine Wirkung zu erzielen, fügen die Forscher hinzu.

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