Furzende Heringe und präzise Präriehunde
Delfine, die sich mit Namen vorstellen. Schimpansen, die mit Liedern Kontakt halten. Knurrhähne, die im Vorbeischwimmen grunzen. Amseln, die im ortsüblichen Slang zwitschern. Grillen, die mit den Flügeln aufgeigen. Spinnen, die achtbeinig stampfen und kratzen, um ihre Absichten mitzuteilen. Papageien, die – auch mit Menschen – plappern, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Von wegen "Gut gebrüllt!". Den Löwen erwähnt Mario Ludwig in seinem 23. Buch mit eben diesem Titel nicht. Die 228 Seiten kommen hervorragend ohne den König der Tiere aus. Die "Untertanen" haben genug zu erzählen. Sie nützen dafür die unterschiedlichsten Kanäle – von Tönen, Gesängen und Klopfzeichen über Gesten bis zu Duftsignalen. Inhaltlich geht es immer um Sex und Macht, ums Überleben. Biologe Ludwig präsentiert sich in "Die Sprache der Tiere", so der Untertitel des Buches, als wortgewandter Dolmetscher.
Kommunikationsmittel
"Artgenossen müssen ständig über Futterquellen und Bedrohungen informiert werden, sie müssen Geschlechtspartner anlocken und Territorien abstecken", sagt der deutsche Autor. Die Natur hat sie zu diesem Zweck mit gefinkelten Kommunikationsmitteln ausgestattet. "Ich stoße bei meinen Recherchen andauernd auf Verblüffendes. Oft wissen Forscher gar nicht, was sie tolles herausgefunden haben." Alles, was der Prüfung des promovierten Biologen standhält, wird zu Papier gebracht: "Ich will unterhalten – und aufklären."
Irrglaube
"Es gibt jeden Tag neue Geschichten", sagt der 59-Jährige. Jüngsten Erkenntnissen zufolge verfügen etwa Krokodile mit zwanzig Lauten über das größte Repertoire unter den Reptilien. Schon die Babys synchronisieren piepsend im Ei ihre Schlupfzeit. Die damit ebenfalls herbeigerufene Krokodilmutter kann ihren Nachwuchs optimal schützen.
Infraschall
Stumme Fische?
Alt und immer noch gut findet Ludwig die furzenden Heringe. Vor 13 Jahren bemerkten kanadische Wissenschaftler, dass die Schwarmfische gezielt Luft aus ihrer Schwimmblase in den Analtrakt pumpen und damit pulsierende, lange Töne erzeugen. Das Spektrum reicht über mehr als drei Oktaven.
Achtung, dicker Mann
Es ist wie "Achtung, da kommt ein kleiner, dicker Mensch, der blau gekleidet ist, in einem langsamen Tempo auf unsere Siedlung zu", beschreibt der Naturbuchautor, der auch vom Schabenmännchen, das über Duftstoffe seine soziale Stellung darlegt, beeindruckt ist. Oder von den Bienen, die nobelpreiswürdig tanzen. Oder. Oder. Oder. Von der Katze.
Sprachliche Allrounderin Katze
"Unsere Miezen setzen auf ihre gut entwickelte Lautsprache und auf ihre nuancierte Körper- und Duftsprache", schwärmt der bekennende "Katzenfanatiker": "Katzen durften im Buch nicht fehlen." Das Kapitel über "Die sprachliche Allrounderin" beginnt auf Seite 194.
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