Demnach machte Queen Victoria ihr Volk froh – die Briten waren während der 1880er Jahre am glücklichsten, ergab die Analyse. In den späten 1970ern und frühen 1980ern war die Stimmung auf der Insel dagegen schlecht wie nie. Stichwort: Falklandkrieg.
Die Amerikaner genossen die Roaring Twenties (siehe Grafik unten), ehe mit der großen Depression die Stimmung sank und während des Zweiten Weltkriegs ihren Tiefpunkt erreichte. Erst in den 1950ern und 1960ern ging der Glücksindex in Amerika nach oben, um während des Vietnamkrieges wieder abzusacken.
Auch in Deutschland schnellte der Glücksindex mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges regelrecht nach oben. Die Hoffnung auf bessere Zeiten sei da ein Schlüsselfaktor, hat Daniel Sgroi von der Universität Warwick herausgefunden: „Nach dem Ende der Rationierung waren das nationale Glück und die Erwartungen an die Zukunft sehr hoch. Leider ging es nicht so weiter, wie es sich die Menschen erhofft hatten, und das nationale Glück sank wieder.“
Hills und sein Team fokussierten auf Großbritannien, die USA, Italien und Deutschland und berechneten den positiven und negativen Anteil für Tausende von Wörtern in verschiedenen Sprachen. „Deutsche Texte waren natürlich dabei“, sagt Hills. „Das Glück der Österreicher haben wir in der Studie aber nicht ermittelt“.
Konkret fanden die Forcher bei der Untersuchung heraus, dass:
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steigende Volkseinkommen zwar eine Zunahme des Glücks bewirken, es aber einen enormen Anstieg braucht, um auf nationaler Ebene eine spürbare Wirkung zu erzielen.
- eine Erhöhung der Lebenserwartung um ein Jahr den gleichen Effekt auf das Glück hatte wie ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,3 Prozent.
- und ein Jahr weniger Krieg einen genauso positiven Einfluss auf das Glück hatte wie der Anstieg des BIP um 30 Prozent.
„Bücher und Zeitungsartikel sind eine gute Datenquelle, weil sie viel über die zugrunde liegenden Ebenen des Glücks aussagen. Vor allem Zeitungsredakteure spiegeln in ihren Geschichten gerne die Stimmung ihrer Leser wider“, erklärt Hill. Die wichtigste Quelle für die Analyse war der Google Books Corpus, eine Sammlung von Worthäufigkeitsdaten aus mehr als acht Millionen Büchern, die seit 1820 veröffentlicht wurden – das sind mehr als sechs Prozent aller jemals publizierten Bücher.
Hills ist überzeugt, dass er mit seiner Analyse richtig liegt, weil „wir den amerikanischen Bürgerkrieg in unseren Daten sehen können, die Revolutionen von 1848 in ganz Europa, die Roaring Twenties und die Große Depression.“ Was er noch ablesen konnte: „Die Menschen kehrten nach diesen Ereignissen schnell zu ihrem früheren subjektiven Wohlbefinden zurück. Unser nationales Glück ist wie ein verstellbarer Schraubenschlüssel, den wir öffnen und schließen, um unsere Erfahrungen mit unserer jüngsten Vergangenheit zu vergleichen, mit wenig dauerhafter Erinnerung an die Triumphe und Tragödien unserer Zeit.“ Selbst im Kriegsfall ist das subjektive Wohlbefinden des Landes unglaublich widerstandsfähig. Sogar temporäre Wirtschaftsbooms und -brüche haben wenig Langzeitwirkung.
Ein Rezept, was Menschen glücklich macht, lasse sich aus den Daten aber leider nicht ablesen, sagt Hills: „Glück ist wohl doch eine höchstpersönliche Sache.“
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