Vorsorge-Check für Jugendliche

Vorsorge-Check für Jugendliche
Jeder vierte Jugendliche in Österreich ist übergewichtig - ein Pilotprojekt will bei ihnen das Bewusstsein für die eigene Gesundheit stärken.

Für die Kleinsten gibt es den Mutter-Kind-Pass, ab 18 die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung, doch im Alter zwischen sechs und 18 Jahren gehen Kinder und Jugendliche nur zum Arzt, wenn sie krank sind. Mit einem Pilotprojekt will die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA) nun einen Umdenkprozess von der Krankenmedizin zur Vorsorgemedizin in Gang setzen.

Im Rahmen des "Gesundheits-Check Junior" sind rund 31.000 mitversicherte Kinder in Wien und im Burgenland eingeladen, kostenlos eine auf ihr Alter angepasste Gesundenuntersuchung in Anspruch zu nehmen. Hierbei werden nicht nur allgemeine Informationen zu Größe, Gewicht und Allergien erhoben. Bei der Gruppe der 6- bis 11-Jährigen wird etwa speziell auf Sprache, Hören, Sehen und Lesen geachtet, während bei den Älteren auch Sozialisation und Sexualität ein Thema sind, erklärt Johannes Steinhart von der Österreichischen Ärztekammer. Präventiv sind aber auch Bewegung, Ernährung, Risikoverhalten, Stress, Sucht und Medienkonsum Schwerpunktthemen.

Versorgungslücke

Positive Rückmeldungen gibt es von der Österreichischen Gesellschaft für Kinderärzte. Präsident Univ.-Prof. Reinhold Kerbl: "Gerade in dieser Phase tut sich sehr viel in der Entwicklung der Kinder - da haben wir eine Lücke in der Versorgung." Das Ziel des SVA-Pilotprojekts ist zu helfen, frühzeitig die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Steinhart: "Wenn Kinder einmal übergewichtig sind, ist das ein lebenslanger Kampf." Kerbl betont, dass das Vorsorge-Gespräch - etwa bei einem übergewichtigen Kind - über die Beratung und die Überreichung einer Ernährungsbroschüre hinausgehen müsse. "Der nächste Schritt wäre etwa einen Ernährungsplan zu machen und individuell mit dem Kind Wege zu finden, wie es mehr Bewegung macht. Gerade bei Übergewichtigen ist eine Verlaufskontrolle wichtig."

Kritik gibt es von Kerbl für die anderen Kassen und das Gesundheitsministerium. "Sie sind in der Frage leider sehr sperrig - vor allem wegen der Kostenfrage. Doch, wenn Schäden frühzeitig erkannt und verhindert werden, rechnet sich das sogar sehr." Die bisherige General-Untersuchung durch den Schularzt reiche nicht. "Die Untersuchungen sind in vielen Fällen unvollständig und hängen von der Ambition des jeweiligen Schularztes ab. Er hat pro Schüler auch nur einige wenige Minuten zur Verfügung."

Das Pilotprojekt ist ein erster Schritt, der wissenschaftlich begleitet wird und später bundesweit eingeführt werden soll. Peter McDonald von der SVA: "Wir sollen weg von der Krankenkasse zur Gesundheitsversicherung und schon bei der Jugend das Bewusstsein dafür stärken, dass wir uns nicht erst um die Gesundheit kümmern, wenn wir schon krank sind."

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