Musiktherapie: Im Takt mit Medizin und Heilung

Musiktherapie: Im Takt mit Medizin und Heilung
Musik kann keine Krankheiten heilen, aber ihr unterstützender Effekt ist nachgewiesen – und wird auch eingesetzt.

Ein bisschen Mozart? Oder doch lieber die Beatles? Musik wirkt bei Menschen heilsam – auch, wenn eine Heilung im klassischen Sinn nicht mehr möglich ist. Konstantin Wecker konnte sich davon überzeugen, als seine Mutter in ihrem letzten Lebensabschnitt in einer Palliativstation (wo die Folgen von unheilbaren Erkrankungen gelindert werden) betreut wurde. Seither ist der Musiker ein großer Unterstützer der klangvollen Medizin.

Wie Musik bei Patienten wirkt, erklärt der Intensivmediziner Klaus-Felix Laczika von der MedUni Wien: „Ein gesundes Herz tanzt in einem gewissen Tagesrhythmus. Angenehme Musik führt zu einem Vagotonus – das ist das Gegenteil von Stress. In diesem Zustand werden die Reparaturvorgänge im Körper überhaupt erst möglich.“ Allerdings betont Laczika die unterstützende Kraft von Musik – von Heilung könne man nicht sprechen.

An der MedUni Wien wird die Wirkung von Musiktherapie bereits seit einigen Jahren mit Stressforschungstechnologie erforscht: „Wir machen ein musikalisches Mikroskop, um herauszufinden, welcher Bestandteil der Musik den Patienten guttut.“ Allein jedes Mozart-Klavierkonzert sei eine Hochschaubahn sämtlicher menschlicher Existenzzustände, von Ekstase bis zu Friede und Humor.

Doch nicht jede klangvolle Beschallung ist für den therapeutischen Einsatz geeignet. „Eine musikalische Allgemeinapotheke gibt es nicht“, betont Laczika. In der „Dreierbeziehung“ zwischen Therapeut, Patient und Musik gehe es darum, individuell die passenden Klänge, die richtige Tageszeit und Lautstärke für den Einzelnen zu definieren. Dementsprechend erstaunlich sind dann auch so manche Ergebnisse. „Wir haben einmal einem Patienten mit Pilzvergiftung Musik von Hans Moser vorgespielt – er ist aufgewacht und hat gleich mitdirigiert."

Computergeneriert

Gänzlich ungeeignet ist laut Laczika jede Art von starr frequenter, computergenerierter Musik wie etwa Techno. Generell sei jede Form von akustischer Kompression schädlich. Laczika erklärt: „Wenn Sie heute eine Beatles-CD kaufen, ist die Musik – im Vergleich zu einer Schallplatte – schädlich, weil sie audio-komprimiert wurde. Die leisen Stellen wurden angehoben. Es gibt nur noch ein bisschen laut und sehr laut. Das ist eine akustische Vergewaltigung.“

Leider würden auch immer mehr Klassik-Produzenten damit anfangen, ihre Aufzeichnungen audio-komprimieren zu lassen. Der Unterschied ist für Laien kaum hörbar. „Das ist wie Feinstaub. Den sehen wir auch nicht, aber er ist messbar. Genauso ist es in der Musik.“ Laczika setzt daher vorzugsweise auf von Menschenhand gespielte Musik.

Konstantin Wecker war von dieser Wirkung so begeistert, dass er sich für ein Benefizprojekt zur Verfügung stellt. Am 17. März spielt er daher bei einem Benefizkonzert auf. Der Erlös kommt der Palliativstation an der MedUni Wien und Caritas-Projekten zugute.

INFO

INFO: Benefiz „HAUTNAH begleiten“ mit Konstantin Wecker am 17. März, 14.30 Uhr im Ehrbar Saal (4., Mühlgasse 30) Karten:  01/585 08 88 oder unter www.stadtinitiative.at

Weiterführende Links

Kommentare