Mit Sprachlern-Apps fit für den Urlaub

Lippenbekenntnisse in verschiedenen Sprachen.
Mobiles Üben am Smartphone vermittelt Grundwissen für fremde Sprachgefilde.

Und weg war er. Ein langer Blickkontakt, ein verführerisches Lächeln – auf nimmer Wiedersehen, lieber Urlaubsflirt. Die Sprachbarriere hat dazwischengefunkt. Ob mit dem feschen Portugiesen oder beim Bestellen italienischer Cappuccini: Die Zeiten, in denen sich Österreicher im Urlaub mit Händen und Füßen verständigen, sind vorbei, weiß Univ.-Prof. Eva Vetter, Vize-Leiterin der Sprachlehr- und Lernforschung an der Universität Wien: "Der Hauptgrund – und eine gute Motivation – eine neue Sprache zu lernen, ist für die meisten, sie im Urlaub anzuwenden."

Aber wie macht man sich am besten, und auch am schnellsten, fit für die nächste Gesprächssituation in fremden Gefilden? Motivierend sei es, zu Beginn vor allem einfache Floskeln, die in zwischenmenschlichen Konversationen angewendet werden können, zu lernen. Vetter ist überzeugt: "Das Ureigene der Sprache ist es ja, mit Menschen in Beziehung zu treten."

Schnelles Lernen via App

Nach diesem Schema funktionieren auch Sprachlern-Apps, die es ermöglichen sollen, eine neue Sprache ganz nebenbei zu lernen. Babbel, Duolingo und Busuu, wie die beliebtesten heißen, werfen ihren Anwender gleich ins kalte Wasser. Gestartet wird mit einer Konversation, fremde Wörter müssen Bildern von Gegenständen oder Situationen zugeordnet werden. Mit dieser Strategie versprechen die mobilen Sprachlehrer Lernerfolg in kurzer Zeit. Die App Babbel wirbt etwa damit, bei regelmäßiger Anwendung in nur drei Wochen eine neue Sprache erlernen zu können. Ein verführerisches Angebot, um sich für den nächsten Urlaub in letzter Sekunde sprachfit zu machen. Aber kann das funktionieren? "Innerhalb von drei Wochen kann man, bei Einsatz großer Zeitressourcen, vorhandenen Fremdsprachen-Lernerfahrungen und enormer Motivation, schon viel in einer neuen Sprache lernen", versichert Nicola Kraml, die das Sprachzentrum an der Uni Wien leitet. Trotzdem sollte man laut Kraml lieber realistisch bleiben: "Fakt ist, dass es keine allgemeine Aussage gibt, wie schnell oder langsam eine Sprache zu erlernen ist." Maßgeblich entscheidend seien individuelle Voraussetzungen. Auch welche Sprachen man bereits gelernt hat, hat einen Einfluss darauf, wie leicht sich jemand mit der neuen tut: "Wer nur Deutsch und Englisch spricht, kann für weitere germanische Sprachen, z.B. Schwedisch oder Afrikaans, schneller eine Kompetenz aufbauen als etwa für Italienisch", erklärt Vetter.

Ergänzung

Gelernt werden soll außerdem nicht unbedingt, was am einfachsten erscheint, sondern das, was einen persönlich interessiert. Sprachen lernen soll vor allem Spaß machen – darin sind sich die App-Produzenten und Sprachwissenschaftlerinnen einig. Ob es aber gelingt, nur mittels App fortgeschrittene Kenntnisse in einer Sprache zu erlangen, hinterfragen Kraml und Vetter kritisch. "Oft ist die Korrekturmöglichkeit relativ eingeschränkt, Lehrpersonal kann da besser eingreifen", so Kraml. Beide können sich aber durchaus vorstellen, Sprachlern-Apps ergänzend zum Sprachkurs einzusetzen und damit in den Alltag zu integrieren. "Kommunikationstechnologien sind Teil der Lebenswelt vieler Menschen. Es ist daher nur sinnvoll, sie auch für das Sprachenlernen einzusetzen."

Busuu

Mit Sprachlern-Apps fit für den Urlaub
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Busuu setzt auf realitätsnahes, gemeinschaftliches lernen trotz App. Erst wird in Episoden alleine geübt, dann kann in der Community eine der zwölf angebotenen Sprachen angewendet werden. Besonders: Die App verfügt über ein Netzwerk an Muttersprachlern, die in einem Chat beim Lernen unterstützen und persönliches Feedback geben. Daneben gibt es spielerische Elemente, wie z.B. eine integrierte Quizfunktion. Einzelne Lektionen können heruntergeladen und offline durchgearbeitet werden. Auch offizielle Sprachzertifikate können über Busuu erworben werden. (kostenlose Probeversion, ab 14,99€/Monat)

Babbel

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Babbel ist derzeit die beliebteste deutsche Sprachlern-App. Das Berliner Unternehmen zählte 2016 mehr als eine Million Nutzer. Pluspunkt: Neben klassischem Vokabellernen kann mittels Spracherkennungs-Software auch die korrekte Aussprache geübt werden. In der deutschen Version werden 14 Sprachen angeboten. Neue Vokabeln, die man sich schlecht merkt, werden gespeichert und später wiederholt. Je nach Interesse kann der Anwender unterschiedliche Kategorien auswählen – und somit das klassische Lernschema nach Wunsch durchbrechen. Geeignet für Anfänger oder Fortgeschrittene. (kostenlose Probeversion, ab 9,95€ pro Monat)

Duolingo

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Duolingo will beim Lernen einer neuen Sprache mit künstlicher Intelligenz unterstützen. Seit 2016 gibt es in der App sogenannte Chatbots (siehe Bild rechts) – also fiktive Gesprächspartner, mit denen gechattet werden kann. Je nach Interesse stehen z.B. Pizzabäcker Roberto oder Taxifahrerin Renee zur Auswahl. Damit sollen realistische Gespräche nachgestellt und die Angst vor Fehlern genommen werden. Viele bunte Illustrationen, Bilder und Gamification-Elemente bei Schreib- und Auswahlübungen. Community-Faktor: Nutzer können Sprach-Clubs bilden, in denen gemeinsam geübt wird. Derzeit bietet die App 23 Sprachen an, auf Deutsch jedoch nur drei. (kostenlos, In-App-Käufe)

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