Anti-Aging-Experimente: Menschenblut verjüngt alte Mäuse

Jüngere Mäuse sind aktiver als ältere.
Proteinzusammensetzung unterscheidet sich bei Jungen und Alten.

Gealterte Mäuse bekommen Blutplasma von menschlichen Teenagern und verhalten sich plötzlich wieder wie junge Artgenossen. Was klingt wie in einem absurden Science-Fiction-Film, ist in einem biopharmazeutischen Labor in Kalifornien angeblich schon Realität.

Für die Studie der Firma Alkahest haben ein Jahr alte Labortiere (vergleichbar mit 50-jährigen Menschen) drei Wochen lang zwei Mal wöchentlich Injektionen mit menschlichem Blutplasma erhalten. Dieses war zuvor einer Gruppe von 18-Jährigen entnommen worden.

Beim Jahrestreffen der US-Gesellschaft für Neuroscience in San Diego berichteten die Forscher von verblüffenden Ergebnissen: Jene Mäuse, die das junge, menschliche Blutplasma erhalten hatten, waren aktiver und sprangen herum wie junge Tiere. Außerdem gab es Hinweise, dass sich auch die Gedächtnisleistung verbessert hatte. Sie schnitten in Tests besser ab als ihre nicht verjüngten Artgenossen.

Die Forscher erklären den Effekt mit den unterschiedlichen Proteinprofilen im Blutplasma von jungen und alten Säugetieren. Je nach Alter unterscheidet sich nämlich dessen Zusammensetzung. „Wir konnten zeigen, dass es Hunderte Proteine gibt, die sich mit dem Alter verändern“, erklärten die Forscher laut Science Alert. „Im alternden Plasma sahen wir ein Ansteigen von entzündungsfördernden Proteinen, die einen Zelltod herbeiführen.“

„Dubios“

Für den Genetiker Univ.-Prof. Johannes Zschocke von der MedUni Innsbruck klingen die Forschungsergebnisse allerdings alles andere als seriös. „Man hat in die Mäuse Plasma-Proteine injiziert, ohne zu wissen, was dabei herauskommt.“

Zwar will Zschocke nicht ausschließen, dass der junge Organismus Proteine herstellt, die einen positiven Effekt auf die Zellen im Körper haben. „Aber das zu beweisen, ist viel komplizierter als hier dargestellt. Hier wurden keinesfalls wissenschaftliche Standards eingehalten.“

Nachdem das Labor weder zu einer Universität, noch zu einem wissenschaftlichen Institut gehört und auch keine fundierten Zahlen liefert, vermutet er vielmehr Geschäftemacherei. Denn der Wunsch nach ewigem Leben und Versuche mit der Heilwirkung von Fremdblut sind so alt wie die Menschheit.

Verjüngungskuren

Speziell im Start-up-Mekka Silicon Valley boomt die Anti-Aging-Forschung. Paypal-Gründer Peter Thiel glaubt an blutbasierte Verjüngungskuren und hat schon Millionen in Forschung investiert. Das Geschäft mit dem Jugendwahn lässt sich auch Google nicht entgehen und gründete 2013 sein eigenes Biotechnologieunternehmen „Calico“, in das Milliarden Dollar fließen. Hier setzt man vor allem auf Molekularbiologie und Genetik, um Wege zu finden, den Alterungsprozess zu verlangsamen.

Einen tatsächlichen Durchbruch verkünden inzwischen Forscher am kalifornischen Salk Institute for Biological Studies im Fachjournal Nature. Nach der revolutionären Entdeckung der Genschere CRISPR, mit der defekte Gene herausgeschnitten und repariert werden können, sind die Forscher offenbar einen weiteren Schritt vorangekommen.

Revolutionär

Der Innsbrucker Genetiker Zschocke erklärt: „Das Editieren der Gene mit CRISPR setzt die Teilungsfähigkeit der Zellen voraus. Jetzt hat man es geschafft, Zellen an Stellen zu reparieren, wo keine Zellteilung stattfindet, etwa im Auge oder im Gehirn.“ Damit soll es möglich werden, bei genetischen Erkrankungen einen Teil des Erbmaterials zu korrigieren – zum Beispiel die Nervenkrankheit Chorea Huntington oder erbliche Stoffwechselerkrankungen. Im weiteren Schritt sind auch neue Behandlungswege für Alzheimer oder Parkinson denkbar. Dieser Ansatz sei jedenfalls „revolutionär“, weil es sehr viele Anwendungsgebiete gibt – auch in der Anti-Aging-Forschung.

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