Mammografie-Screening verzögert sich um ein Quartal

Mammografie-Screening verzögert sich um ein Quartal
Wegen einer Honorar-Debatte weigern sich zwei von neun Ärztekammern zuzustimmen.

Jahrelange Vorbereitungen, unzählige Diskussionen über den Sinn des Mammografie-Screenings und etliche Info-Kampagnen – seit Wochen steht der Auftakt des für diesen Herbst angekündigten Brustkrebs-Früherkennungsprogramms an. Just zum heutigen internationalen Brustkrebstag folgt die schlechte Nachricht: Der Start wird um ein Quartal verschoben.

Bei der Begründung schieben sich die Verhandler den Schwarzen Peter gegenseitig zu. Hans Jörg Schelling vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger: „Alle Projektträger ziehen seit Langem an einem Strang, um die Brustkrebs-Früherkennung in Österreich zu verbessern. Die Ärztekammern in Wien und in der Steiermark dagegen verzögern und knüpfen immer wieder neue Forderungen an das Programm.“ Obwohl sich die Sozialversicherung immer wieder bewege, konnte bisher keine Einigung erzielt werden.

Die Wiener Ärztekammer rechtfertigt sich wiederum, von einem „vernünftigen Angebot“ könne keine Rede sein, so Ärztekammer-Verhandlungsführer Johannes Steinhart. Man hätte schon vor zwei Wochen ein Angebot mit einer Honorarsteigerung gelegt, die weit unter der Inflationsrate gelegen sei. „Es liegt ausschließlich an WGKK-Obfrau Ingrid Reischl, dieses Angebot auch anzunehmen.“

Erpressung

Hauptverband-Vorstand Schelling wertet dieses Vorgehen als Erpressungsversuch: „Mit der Gesundheit der Frauen will Steinhart Österreich in Geiselhaft nehmen und reine Interessenspolitik der Kurie betreiben.“
Unverständnis kommt auch seitens des Gesundheitsministeriums. Das Früherkennungsprogramm wurde schon 2011 von der Bundesgesundheitskommission unterzeichnet, im Frühjahr haben Hauptverband und Ärztekammer alle Formalitäten unterschrieben und auf Länderebene weigern sich jetzt nur Wien und Steiermark. Auf Bundesebene sei alles „auf Schiene“. Gesundheitsminister Alois Stöger erwartet eine rasche Einigung. Angesichts der aktuellen Tarifverhandlungen bei der Ärztekammer zeigt Stöger kein Verständnis für das Politikum und fordert die Verantwortlichen auf, keine Klientelpolitik auf dem Rücken der Frauen zu machen.

Honorierung

Ob die Einigung so schnell erzielt wird, ist fraglich. Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, springt für seine Wiener und Steirer Kammern in die Presche: „Es ist logisch nicht nachvollziehbar, dass gerade eine so standardisierte Leistung wie die Mammografie derart unterschiedlich honoriert werden sollte.“ Mit den anderen Kassen hätte man zufriedenstellende Verträge erzielt. Hier räche sich das inhomogene österreichische Kassensystem.

Einen Appell gibt es auch vom Präsidenten der Österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda: "Das österreichweite Screening kann nur gemeinsam erreicht werden. Ich appelliere, dass die Vertragspartner eine sachlich fundierte und faire Lösung finden, um dieses Screening Programm für die Frauen zu ermöglichen."

Was beim Screening-Programm geplant ist

Künftig sollen Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren alle zwei Jahre mit einem Brief zum Mammografie-Screening eingeladen werden. Hat eine Frau akute Beschwerden, kann sie auch in jedem anderen Alter mit einer Überweisung des Facharztes zur Mammografie gehen. Mehr Infos finden Sie unter www.frueh-erkennen.at

Brustgesundheitstag

Am 4. Oktober findet im Wiener Palais Ferstel (1., Strauchgasse 4) ab 15 Uhr die größte Patienten-Informationsveranstaltung statt. Bei freiem Eintritt informieren Experten der Universitätsfrauenklinik über Brustkrebs, Prävention und Behandlungen. Programm und Anmeldung unter www.brustgesundheitstag.at

Beim europäischen Krebskongress in Amsterdam wurden zahlreiche neue Studien präsentiert. Hier ein Überblick.

Neben den Lymphknoten in den Achselhöhlen sind auch die hinter dem Brustbein im Schlüsselbein-Bereich liegenden Lymphknoten häufig an der weiteren Verteilung der Tumorzellen im Körper von Brustkrebspatientinnen beteiligt. Forscher aus den Niederlanden (Institute Verbeeten) konnten nun in einer internationalen Studie (4004 Patientinnen) nachweisen, dass die gezielte Bestrahlung dieser Lymphknoten die Krebszellen eliminieren und eine Ausbreitung hemmen kann. Dieser Effekt trat übrigens unabhängig vom jeweiligen Stadium des Tumors auf.
Ebenso fanden niederländische Forscher (Erasmus University Medical Center Rotterdam) in einer Meta-Analyse von 20 großen Studien einen Zusammenhang zwischen Diabetes und Brustkrebs. Demzufolge erhöht Diabetes nicht nur das Brustkrebs-Risiko um 23 Prozent, sondern auch das Risiko, daran zu sterben, um 38 Prozent.

Eine neue Kombinationstherapie (Wirkstoff Trastuzumab) mit einem Antikörper verlängert für Patientinnen mit erblichem, genetisch bedingten Brustkrebs (HER2-positiv) jene Zeit, in der die Krankheit nicht fortschreitet um das Doppelte – von 3,3 auf 6,2 Monate gegenüber anderer Behandlungsoptionen. In einer anderen Studie wurde die Präferenz der Patientinnen für eine Behandlungsmethode untersucht. Die Probandinnen bevorzugten zu 92 Prozent die neue Form mittels Injektion unter die Haut, weil sie weniger lang im Spital bleiben müssen und weniger Reizungen als bei Infusionen auftraten.

Neue Erkenntnisse ermöglichen auch mehrere neue Arbeiten zum Medikament Eribulin, das zur Behandlung von lokal begrenztem, fortgeschrittenem Brustkrebs eingesetzt wird. Eine erste europäische Beobachtungsstudie bestätigte die Sicherheit.

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