Väter wollen eine emotionale Rolle spielen

Väter wollen eine emotionale Rolle spielen
Interview. Männerforscher erklärt, wie sich Väterrollen und Eltern-Kind-Beziehungen verändert haben.

Olaf Kapeller forscht am Institut für Familienforschung über Männer.

KURIER: Wie sieht die Rolle der Väter aus, wie hat sie sich verändert?

Olaf Kapeller: Es haben sich nicht nur die Väter verändert, sondern die Eltern-Kind-Beziehungen insgesamt. Wir haben uns von einem Befehlshaushalt zu einem Verhandlungshaushalt entwickelt. Damit hängt zusammen, dass Väter heute eine emotionale Rolle haben und auch wollen. Interessant: Die Einstellung der Väter entspricht nicht immer der Umsetzung. Viele empfinden sich als aktiver in der Familie, als sie tatsächlich sind. Betreuungspflichten übernehmen weitgehend Frauen. Aber man sieht immer mehr Väter, die mit Kinderwägen unterwegs sind.

Wer entscheidet über die Arbeitsverteilung in den Familien?
Die Paare entscheiden gemeinsam. Da geht es pragmatisch um die Frage, wie man die Familie finanziell auf stabile Beine stellen kann. Oft geht das leichter, wenn die Männer mehr arbeiten als die Frauen. Unsere Studie „Papa geht arbeiten“ hat gezeigt, dass manche Frauen ihre Karenzzeit gar nicht so gerne ihrem Mann überlassen wollen.

Würden Männer gerne mehr bei den Kindern bleiben?
Die befragten Männer, die nach der Geburt ihres Kindes etwas an ihrem Arbeitseinsatz verändert haben – Urlaub, Karenz, Stunden reduzieren –, sind insgesamt zufriedener. Die intensivere Beziehung zur Familie hat dazu geführt, dass sie ihre Arbeit und ihr Gehalt mehr schätzen als Männer, bei denen alles weiterging wie bisher. In meinen Männerseminaren beklagen sich manche, dass sie gerne aktiver wären, aber sie können es ihrer Frau nicht recht machen, z.B. wie sie das Baby schaukeln oder die Flasche halten. Wichtig: Bindung geschieht von Anfang an.

Was braucht es, damit mehr Männer auch zeitlich aktive Väter sind?
Es fällt einem Mann leichter, in Karenz zu gehen, wenn er nicht vom Wohlwollen seines Arbeitgebers abhängig ist. Oder wenn nach 17 Uhr keine Geschäftsbesprechungen mehr angesetzt werden dürfen. Kürzlich haben wir bei einer internationalen Sitzung über die Reduktion der täglichen Arbeitszeit darüber nachgedacht, dass Väter um vier Uhr statt um sechs gehen können. Ich finde, das verursacht nur Stress. Dann müssen sie mit derselben Arbeit früher fertig werden. Das ist bei Frauen in Teilzeit auch so.

Wofür kann man Vätern am Vatertag danken?
(Lacht) Dafür, dass sie Verantwortung übernehmen.

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