Österreichs erstes Retortenbaby wird heute 35

Eine künstliche Befruchtung
Österreichischen Medizinern gelang 1981 eine der ersten in vitro-Fertilisationen weltweit - am 5. August 1982 kam Zlatan Jovanovic zur Welt.

Was mittlerweile reine Routine in der Reproduktionsmedizin ist, war Anfang der 1980er-Jahre ein Meilenstein. Die Gynäkologen Wilfried Feichtinger und Peter Kemeter waren die Pioniere und „medizinischen Väter“ des ersten österreichischen „Retortenbabys“ Zlatan Jovanovic. Am 5. August 1982 erblickte er das Licht der Welt und sollte, ohne es damals zu wissen, der erste Säugling sein, der „in vitro“ (im Glas) gezeugt wurde.

Sechster Platz weltweit

Österreichs erstes Retortenbaby wird heute 35
Zlatan sieht diese Angelegenheit jedoch relativ gelassen. „IVF ist ja schon zu etwas Alltäglichem geworden. Ich führe ein ganz normales Leben – abgesehen von dem Rummel an meinen Geburtstagen“, sagte er dem KURIER in einem Interview anlässlich seines 30. Geburtstags. Auch wenn der heute 35-Jährige sich selbst nicht als außergewöhnlich sieht, für Wilfried Feichtinger von der Universitäts-Frauenklinik im Wiener AKH wird Zlatan immer etwas Besonderes bleiben. „Nach meiner Schätzung war Zlatan ungefähr das 25. IVF-Baby weltweit“ erzählt der Arzt. Österreich war damals das sechste Land, in dem ein Baby durch künstliche Befruchtung auf die Welt kam. Laut dem Gynäkologen existierte der Traum von der Befruchtung im Reagenzglas bereits früher. Die Forschung und viel mehr deren Ergebnisse waren jedoch noch nicht weit genug fortgeschritten, um aus dem Wunsch ein Wunschbaby zu machen. „Ich selbst war aber immer überzeugt, dass es eines Tages klappen wird“, fügt der Feichtinger hinzu. Und er sollte Recht behalten.

Vorreiter in Großbritannien

Internationaler Pionier auf dem Gebiet der IVF war der britische Nobelpreisträger und Embryologe Robert Edwards. Zusammen mit dem Gynäkologen Patrick Stepto forschte der mittlerweile verstorbene Arzt schon in den 1950er-Jahren nach Methoden, um die Unfruchtbarkeit zu behandeln. 1978 kam im britischen Oldham das erste künstlich gezeugte Baby auf die Welt – Louisa Brown. Viele Wunschbabys sollten ab nun folgen: Alleine bis 2010 gab es weltweit bereits vier Millionen Kinder, die nach dieser Fertilitätsbehandlung geboren wurden. 2009 bekam Edwards für seine Forschungen den Medizin-Nobelpreis.

Normalzustand

Zlatan Jovanovic erinnert sich, dass seine Mutter damals noch mit beleidigenden Kommentaren umgehen musste, wenn sie auf der Straße gemeinsam spazieren gingen. Heute ist IVF jedoch zur Routine geworden und aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Den bösen Bemerkungen von früher entgegnete der 35-Jährige Wiener immer wieder : „Ich weiß, dass ich hundertprozentig ein Wunschbaby war. Andere können das nur vermuten.“

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