Kritik für WHO-Bericht zu E-Zigaretten

Der Markt für E-Zigaretten ist in den vergangenen Jahren explodiert.
Den Vorschlag, E-Zigaretten teilweise zu verbieten sehen Forscher als übertrieben, der Nutzen werde nicht gewürdigt.

Tabak-Experten haben einem sehr kritischen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu E-Zigaretten widersprochen. In dem WHO-Bericht würden die Risiken der elektrischen Zigaretten übertrieben, die möglichen positiven Effekte als Alternative zum Tabakkonsum dagegen unterschätzt, heißt es in einem am Freitag im Fachmagazin "Addiction" veröffentlichten Beitrag.

"Wir waren überrascht über den negativen Ton des Berichts, wir halten ihn für irreführend und für keine korrekte Reflexion über die vorliegenden Beweise", erklärte Ann McNeill vom nationalen Suchtzentrum am Londoner King's College. "E-Zigaretten sind neu, und wir haben mit Sicherheit noch nicht alle Antworten über ihre längerfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit. Wir wissen aber, dass sie viel sicherer sind als (herkömmliche; Anm.) Zigaretten, die jedes Jahr weltweit mehr als sechs Millionen Menschen töten."

Was die WHO wollte

Die WHO hatte Ende August in einem Bericht empfohlen, den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige und ihren Konsum in geschlossenen öffentlichen Räumen zu verbieten. E-Zigaretten, bei denen anstelle von Tabakrauch aromatisierter und meist nikotinhaltiger Dampf inhaliert wird, seien zwar "wahrscheinlich weniger schädlich" als herkömmliche Zigaretten. Allerdings seien die gesundheitlichen Auswirkungen noch nicht ausreichend erforscht.

Der WHO-Bericht äußert auch Zweifel an dem Herstellerargument, E-Zigaretten könnten Menschen dabei helfen, mit dem Tabakkonsum aufzuhören. Sie könnten vielmehr wie ein "Tor zur Nikotinsucht" wirken und den Tabakkonsum junger Leute steigern.

"E-Zigaretten könnten Leben retten"

In ihrem Beitrag in "Addiction" kritisieren die Tabak-Experten nun, die WHO habe nicht anerkannt, dass die Konzentration giftiger Stoffe in E-Zigaretten "meist nur einen winzigen Bruchteil dessen beträgt, was in Zigarettenrauch gefunden wird". Mit Blick auf die von der WHO geäußerten Bedenken wegen des Passivrauchens bei E-Zigaretten heißt es, es gebe "kein bedeutendes Gesundheitsrisiko". "Die Nutzung von E-Zigaretten könnte in diesem Jahrhundert Millionen Leben retten", erklärte der französische Tabak-Experte Jacques Le Houezec, Mitautor des "Addiction"-Artikels.

Der Markt für E-Zigaretten ist in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Nach WHO-Angaben betrug der weltweite Umsatz im vergangenen Jahr geschätzte drei Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro).

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