Test: Krebserregende Substanzen in Kosmetika

Handpflege
Die deutsche Stiftung Warentest fand in 25 Produkten Inhaltsstoffe, die Krebs auslösen können.

Auf Mineralöl basierende Substanzen sind potenziell krebserregend. Allerdings sind sie günstig, haltbar und lösen keine Allergien aus, weshalb sie immer wieder in Kosmetika verwendet werden. Die deutsche Stiftung Warentest untersuchte insgesamt 25 Produkte wie Cremes, Körperöle, Babypflege und Lippenpflegeprodukte, Haarwachse und Vaselinen – darunter bekannte Marken wie Bebe, Blistex, Dove, Labello, Nivea und Penaten. Alle enthielten potenziell krebserregende Stoffe, die zu den sogenannten MOAH zählen (kurz für Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, aromatische Kohlenwasserstoffe).

Von Lippenpflegeprodukten abgeraten

Insbesondere in Lippenpflegeprodukten sollte den Testern zufolge darauf geachtet werden, dass kein Mineralöl enthalten ist, da diese zu einem großen Teil verschluckt werden. Die Stiftung Warentest rät dezidiert davon ab, Lippenpflegeprodukte mit Mineralöl zu verwenden. Auf den Produkten sind die Bestandteile zum Beispiel mit Begriffen wie Paraffinum Liquidum, Cera Microcristallina, Paraffin, Petrolatum und Mineral Oil zu erkennen.

Nachgewiesen wurden die Substanzen mithilfe einer verfeinerten Analysetechnik. Die Tester berichten, dass jenes Verfahren, das für die Hersteller zur Prüfung der Reinheit vorgeschrieben ist, unzureichend sei. Dieses würde nicht alle kritischen Stoffe erkennen. Zuletzt gab es 2012 Aufregung rund um Adventkalender-Schokolade, die über die Druckfarben mit Mineralöl verunreinigt war.

Die EU-Richtlinie für kosmetische Mittel verbietet die Verwendung krebserregender Stoffe – außer einigen Ausnahmen. Auch potenziell krebserregende Stoffe wie MOAH sollen in Kosmetika nicht verwendet werden. Grenzwerte dafür gibt es allerdings nicht.

Seit Jahrzehnten eingesetzt

Neben MOAH wies die Stiftung Warentest auch MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons, gesättigte Kohlenwasserstoffe) nach. Diese können sich zwar im menschlichen Fettgewebe ablagern, sind laut aktuellem Wissenstand aber nicht krebserregend. Eine Studie zeigt aber, dass die MOSH-Menge im Fettgewebe mit zunehmendem Alter ansteigt – insbesondere bei Frauen, die regelmäßig Lippenstift und Handcreme oder in den Monaten zuvor Sonnencreme benutzten.

Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich mit MOAHs in Kosmetika befasst und einen Gehalt von bis zu fünf Prozent festgestellt. Dies bedeute nicht zwangsläufig, dass dies gesundheitlich bedenklich sei. „Allerdings bestehen derzeit noch umfangreiche Datenlücken, die eine solche gesundheitliche Bewertung erschweren“, heißt es in der Stellungnahme. Aus Sicht des BfR seien gesundheitliche Risiken angesichts der langjährigen Anwendung solcher Produkte aus derzeitiger wissenschaftlicher Sicht unwahrscheinlich.

Strenge Auflagen

Das sieht auch Erich Leitner von der Gesellschaft der österreichischen Chemiker so. „Natürlich haben Mineralöle die Fähigkeit, etwas zu bewirken, wenn sie in großer Menge eingenommen werden. Wenn jemand aber täglich Lippenstift verwendet, nimmt er keine Mengen auf, die gefährlich werden könnten.“ Und gerade Produkte wie Vaseline hätten sich seit vielen Jahren bewährt.

Mit den strengen Auflagen in Europa könne sich keine große Firma leisten, etwas zu verwenden, was einen Schaden auslöst. Außerdem gebe es strenge Kontrollen, betont Leitner. Das gelte auch für andere oft diskutierte Inhaltsstoffe von Kosmetika wie Parabene (hormonell wirksame Weichmacher), Sodium Lauryl Sulfat (Reinigungsmittel) oder Aluminium (Schweiß-Hemmer). „Es wird gern heiß diskutiert, aber die Fakten sprechen für sich. Zum Glück kann sich jeder aussuchen, welche Produkte er verwenden oder meiden will.“

Mehr zum Test sowie alle getesteten Produkte im Überblick finden Sie hier...

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