Konferenz: Brustkrebs könnte verhinderbar werden

Strategien der Zukunft: Mit Medikamenten das Risiko des Auftretens von Brustkrebs senken
In Wien diskutieren Experten, mit Medikamenten Brustkrebs vorzubeugen.

In der westlichen Welt erkrankt etwa jede achte Frau an Brustkrebs. Umso wichtiger wären Präventionsstrategien. Medikamente und Impfungen befinden sich im Test, hieß es Mittwoch zum Start der St. Galler Brustkrebskonferenz in Wien (bis 21. März) mit rund 5.000 Teilnehmern.Weltweit erkranken jährlich rund 1,7 Millionen Frauen an einem Mammakarzinom. In Österreich werden rund 5.000 solche Diagnosen gestellt, die Zahl der jährlichen Todesopfer beträgt rund 1.600. Zwar haben sich die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten verbessert, am besten wäre es aber, man könnte das Auftreten eines Mammakarzinoms insgesamt verhindern.

„Epidemiologische Studien haben mehrfach bewiesen, dass ein gesünderer Lebensstil das Brustkrebsrisiko senkt. Frauen, die pro Woche vier Stunden Sport betreiben, weisen eine um 20 Prozent geringere Gefährdung auf“, sagte Powel Brown, Vorstand der Abteilung für Krebsprävention am MD Anderson Krebszentrum in Houston (US-Bundesstaat Texas). Es gehe aber darum, etwaige Vorsorgemaßnahmen möglichst zielgerecht für Hochgefährdete zu entwickeln.

Wachstumsimpuls

Dafür gibt es einige Angelpunkte, weil Brustkrebs keine uniforme Erkrankung ist, sondern offenbar sehr heterogen aus vielen verschiedenen Formen besteht. Hormoneller (östrogenrezeptor-positiver Brustkrebs) macht 60 bis 70 Prozent der Fälle aus. Hier ist der Tumor auf den Wachstumsimpuls durch die weiblichen Geschlechtshormone angewiesen.

Weitere 15 bis 20 Prozent der Mammakarzinomerkrankungen fallen unter die HER-2-positiven Formen, wiederum 15 bis 20 Prozent der Tumore sind „Triple negativ“, das heißt, es gibt offenbar keine molekularen Eigenschaften, über die man diese Tumore gut beeinflussen könnte.

Risiko senken

Beim hormonabhängigen Brustkrebs gibt es jedenfalls bereits relativ gute Daten zur medikamentösen Prävention. „Die IBIS-1-Studie mit 7.154 Frauen im Alter von rund 50 Jahren hat gezeigt, dass eine fünf Jahre dauernde Behandlung mit Tamoxifen (Antiöstrogen; Anm.) die Häufigkeit von östrogenabhängigem und invasivem Brustkrebs um 34 Prozent reduziert. Der Effekt bleibt auch nach dem Ende der Behandlung mehr als zehn Jahre lang erhalten“, sagte Mangesh Thorat vom Wolfson Institut für Präventivmedizin der Universität London. Auf 20 Jahre gerechnet könnte man das Brustkrebsrisiko damit wohl von 12,3 auf 7,8 Prozent senken. Statt eine von acht würde nur eine von 13 Frauen erkranken.

„Mit sogenannten selektiven Östrogenrezeptor-Modulatoren erreicht man eine Senkung des Brustkrebsrisikos (hormonabhängige Tumore; Anm.) um rund 50 Prozent. Mit Aromatasehemmern liegt diese Reduktionsrate zwischen 58 und 73 Prozent“, sagte der britische Experte Thorat. Die sogenannten Aromatasehemmer haben als Substanzen, welche die Östrogenproduktion des Körpers insgesamt blockieren, auch in der medikamentösen Therapie von dafür geeigneten Mammakarzinompatientinnen eine höhere Wirksamkeit als die Rezeptor-Modulatoren.

Eine ganz andere Strategie stellen präventiv wirkende Vakzine gegen das Mammakarzinom dar. Nora Disis, Pathologin von der Universität Washington (USA) gab einen Überblick zu den derzeit laufenden Forschungsarbeiten: „Man weiß, dass Patientinnen, die im Tumorgewebe mehr infiltrierende Immunzellen aufweisen, eine bessere Prognose haben. Also sollte man durch eine Impfung jene Zellen aktivieren, welche die Immunantwort verstärken und die Tumorzellen auflösen können.“

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