Klimawandel lässt Palmen in Österreich gedeihen
Es sind jene Pflanzen, die hierzulande wie keine anderen mit Exotik und Urlaubsgedanken verbunden sind: Palmen. Durch die in den vergangenen Jahren im Zuge des Klimawandels im Schnitt immer höheren Temperaturen kann auch in Österreich die als Zierbaum beliebte Chinesische Hanfpalme überleben. Forscher berichteten im Fachblatt "BioInvasions Records" über kleine Populationen an sechs Fundorten.
Diese ersten Vorkommen der verwilderten Hanfpalmen (Trachycarpus fortunei) wurden im Rahmen der Studie von Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien und Kollegen dokumentiert. Ausgangspunkt für die Arbeit waren Beobachtungen Essls, dem ab 2015 diese Palmen ab und zu in Wien aufgefallen sind, wie er im Gespräch mit der APA sagte.
Das motivierte den Ökologen zu einer Recherche, etwa unter Mitarbeitern botanischer Gärten und Botanikern. Von den so identifizierten sechs Standorten befinden sich vier in Wien sowie je einer in Bad Deutsch-Altenburg in Niederösterreich und in Luftenberg an der Donau (OÖ). Es sei natürlich nicht auszuschließen, das es bereits weitere kleine Populationen gebe, die Studie "spiegelt aber den Wissensstand gut wieder", so Essl.
Palmen in Österreich als Folge des Klimawandels
Ausbreitung möglich
An den nun dokumentierten Standorten finden sich jeweils wenige Dutzend Jungpflanzen, die die Winter ganz ohne gärtnerische Zuwendung überlebt haben. "Dadurch, dass es schon mehrere Fundorte in nur wenigen Jahren geworden sind, ist das doch ein Anzeichen für eine beginnende Ausbreitung", sagte der Forscher.
Zum großflächigeren Palmenhain würden sich die Vorkommen in nächster Zeit nicht auswachsen, am Beispiel des Tessins in der Schweiz zeige sich aber, in welche Richtung die Entwicklung gehen könnte. Da es in den Tieflagen an der Alpensüdseite im Mittel rund zwei bis drei Grad wärmer ist als hierzulande, wurden dort erste Verwilderungen der Hanfpalme schon vor längerer Zeit festgestellt. Mittlerweile sei die Art dort aber zahlreich anzutreffen - und das nicht nur in Wohngebieten, wo der Prozess beginnt, sondern auch bereits im Unterwuchs in naturnahen Wäldern. Auch in nördlicheren Schweizer Städten wie Zürich sei das Phänomen im Vergleich zu Österreich bereits um zehn bis 15 Jahre fortgeschritten.
Ihren Erfolg in zumindest vormals eher alpin geprägten klimatischen Umgebungen verdankt die Pflanze dem Umstand, dass sie "von Natur aus die kältetoleranteste Palme ist", so Essl. Sind die Winter derart mild wie in letzter Zeit in Wien und Umgebung, sei ihr Überleben relativ gesichert. Immerhin waren die vergangenen Jahre um bis zu zwei Grad Celsius wärmer als der langjährige Durchschnitt.
Spürbare Veränderung
Am Beispiel dieser "ikonischen Art" zeige sich sehr eindrücklich, wie stark der Klimawandel hierzulande die Voraussetzungen für Tiere und Pflanzen verändert. Während angestammte Arten damit mitunter schlecht zurecht kommen und in höhere Lagen ausweichen müssen, setzen sich anpassungsfähige eingeschleppte Arten (Neobiota) in den warmen Tieflagen fest. "Das zeigt, dass diese Veränderung nicht nur etwas ist, was in der Zukunft passieren wird, sondern schon heute zu spüren ist. Das unterstreicht die Notwendigkeit, viel ambitionierter als bisher Klimaschutz zu betreiben", betonte Essl.
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