Kleinster Herzschrittmacher der Welt erstmals in Linz transplantiert
Adolf Pingitzer aus Eferding (OÖ) wird künftig wieder Wandern und Stiegen steigen können. Ihm und drei weiteren Patienten hat in der Vorwoche ein Team des Allgemeinen Krankenhauses Linz erfolgreich den kleinsten existierenden Herzschrittmacher implantiert.
Kardiologen-Casting
Dass ausgerechnet sein Team den Zuschlag für den Pilot-Eingriff erhalten hat, war das Resultat intensiver Vorbereitung. Die Linzer Kardiologen, die weltweit über einen ausgezeichneten Ruf verfügen, mussten sich mehreren Auswahlverfahren stellen, bei denen auch ihre bisherigen wissenschaftlichen Aktivitäten, ihre Implantationszahlen und deren Ergebnisse berücksichtigt wurden.
„Es war ein extremer Wettlauf – jeder war erpicht darauf, den Zuschlag zu erhalten“, erzählt Steinwender. Weltweit hatten sich mehrere Hundert Zentren beworben. 16 schafften es bis in das Endrunden-Casting, das in der Medtronic-Firmenzentrale in Minneapolis abgehalten wurde. „Dort mussten wir den Schrittmacher in Schweinen implantieren.“ Anfang November fiel die endgültige Entscheidung: Die Linzer hatten sich gegen die starke Konkurrenz durchgesetzt.
Das neuartige Gerät trägt den Namen „Micra“. Durch seine geringe Größe kann es minimalinvasiv implantiert werden und unterscheidet sich damit wesentlich von herkömmlichen Geräten. Konventionelle Herzschrittmacher (45 mal 50 mal 8 Millimeter groß bzw. 25 bis 35 Gramm schwer) müssen mittels eines chirurgischen Brustschnitts in einer Hauttasche unterhalb des Schlüsselbeins eingebettet werden. Sie benötigen außerdem ein Elektrodenkabel („Sonde“) für die Abgabe der unterstützenden Impulse an das Herz.
„Der neue Schrittmacher ist sondenlos und vereint alle Komponenten – Elektroden, Rechner und Batterie – in einem. Und er kann direkt am Herzen implantiert werden“, sagt Steinwender. Der Weg des Zündfunkens sei damit deutlich verkürzt worden.
Ein Tag im Spital
Micra werde via Katheter über die Oberschenkelvene direkt ins Herz vorgeschoben und mittels Fixanker an der Herzwand befestigt. „Anstelle eines Brustschnitts wird nur die Leiste punktiert.“ Dadurch könne der Patient rascher mobilisiert werden. „Im Idealfall kann er nach einem Tag das Spital verlassen.“ Die Lebenszeit der Batterie beträgt zehn Jahre, soll in zweiter Generation aber auf 15 ausgeweitet werden. Steinwender: „Diese Geräte sind ein Meilenstein der Entwicklung, ihnen gehört die Zukunft.“ Im Jänner wird das AKH vier weitere Micra erhalten, auch in Amsterdam soll es dann erstmals eingesetzt werden.
Der pensionierte Zöllner Adolf Pingitzer bekam den neuen Schrittmacher am 6. Dezember eingepflanzt. „Mir geht es ausgezeichnet, auch unmittelbar nach dem Eingriff hab’ ich nichts gespürt“, sagt der 75-Jährige. Bedenken vor der neuen Technologie hatte er überhaupt nicht. „Nein, ich dachte, das ist ein Glück für mich – ich hatte vollstes Vertrauen.“
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