11.000-mal jährlich: Diagnose Hautkrebs

APAJAE07 - 03072003 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA299 CI - Ein Hautarzt untersucht in einer Praxis den Ruecken eines Patienten auf Hautveraenderungen. Die Frueherkennung von Hautkrebs koennte Heilungschancen von bis zu 80 Prozent bringen. (ARCHIVBILD)dpa/WERNER BAUM
Die Zahl der Hautkarzinome steigt rasant. Doch es gibt auch Meilensteine in der Behandlung.

Ausgiebige Sonnenbäder rächen sich nicht nur kurzfristig mit einem schmerzhaften Sonnenbrand oder mittelfristig mit schnellerer Hautalterung – die wirklich unangenehmen Folgen treten erst 30 bis 40 Jahre später auf. In Form von Hautkrebs.

Nicht jeder ist gleich vom bösartigen „schwarzen Hautkrebs“, dem Melanom, betroffen. Am häufigsten wird das Basalzellkarzinom (auch Basaliom) diagnostiziert, erklärt der Dermatologe Univ.-Prof. Rainer Kunstfeld von der MedUni Wien – sein Team an der Abteilung für allgemeine Dermatologie stellt das weltweit größte Studienzentrum in dem Gebiet dar.

Die beiden weißen Hautkrebsarten (Basalzell- und Plattenepithelkarzinom) werden bundesweit etwa 10.000-mal im Jahr ambulant oder stationär behandelt. Kunstfeld: „Basalzell- und Plattenepithelkarzinome stehen ganz klar mit der Sonnenbelastung in Verbindung und treten typischerweise dort auf, wo die Sonne am meisten auf den Körper trifft: Im Gesicht und auf dem Kopf. Das sind alles Sonnenschäden, die man sich vor 30 bis 40 Jahren geholt hat.“ Dementsprechend sind vor allem ältere Menschen betroffen. Hellhäutige trifft das Problem öfter als dunkelhäutige Menschen. Weltweit hat jeder Dritte irgendwann im Laufe seines Lebens ein Basalzellkarzinom.

Wachstum

11.000-mal jährlich: Diagnose Hautkrebs
Zwar metastasiert der weiße Hautkrebs nur selten, doch er kann trotzdem sehr unangenehm werden. „Die Karzinome wachsen zerstörend ins umgebende Gewebe ein und werden immer größer.“ Das ist nicht nur ein kosmetisches Problem – so ein Basalzellkarzinom kann auch in wichtige Organe wie ins Auge oder in die Nase hineinwachsen oder in Blutgefäße oder Nerven. Daher gilt, je früher es erkannt und behandelt wird, desto besser. Außerdem ist es mit der chirurgischen Entfernung des Karzinoms oft nicht getan: „Die Rezidivrate (Wiederauftritt, Anm.) ist vor allem im Gesicht sehr hoch. Wer einmal ein Basalzellkarzinom hatte, hat ein zehnfach erhöhtes Risiko wieder eines zu bekommen.“

Apropos: Die chirurgische Entfernung ist nach wie vor die erste Wahl bei der Therapie. „Bei 95 Prozent der Fälle wird die komplette Entfernung empfohlen, die auch eine mikroskopische Kontrolle beinhaltet.“ Seit einigen Jahren gibt es Cremen für ganz oberflächliche Basalzellkarzinome oder für Stellen, die nicht gut operabel sind. „Wenn der Tumor in zu tiefe Schichten eingedrungen ist, helfen die Cremen nicht mehr.“

Kapsel

Einen Meilenstein in der Dermatologie stellt nun eine Kapsel dar, die an der MedUni Wien im Rahmen von Studien schon zum Einsatz kam und dieses Jahr zugelassen werden soll. „Die Kapsel ist für jene Patienten geeignet, für die eine Operation aufgrund des Alters oder des Gesundheitszustandes nicht mehr zumutbar ist. Oder, wenn der Tumor so groß ist, dass er nicht chirurgisch behandelbar ist“, erklärt Kunstfeld. Leidet ein Patient etwa unter einem gewucherten Basalzellkarzinom an der Nase, würde man die Kapsel einer Operation vorziehen, die sonst eine aufwendige Rekonstruktion erfordern würde. „Die Kapsel eignet sich auch für Patienten, die so viele Basalzellkarzinome haben, dass man gar nicht mehr weiß, wo man anfangen soll zu operieren.“ Früher hätten solche Patienten viele Narben in Kauf nehmen müssen.

Die Kapsel wirkt nicht ganz ohne Nebenwirkungen – die Patienten sprechen unterschiedlich darauf an. Zu den Nebenwirkungen gehören Geschmacksstörungen und Muskelschwäche. Folgen wie diese sollten einem beim nächsten ungeschützten Sonnenbad bewusst sein.

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