Ideen, die das Leben erleichtern

Ideen, die das Leben erleichtern
Technik-Studenten waren aufgerufen, moderne Hilfsgeräte für Menschen mit Behinderung zu entwickeln. Die Siegerprojekte sind beeindruckend.
Von Uwe Mauch

Julian Nagl von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen bahnt sich den Weg durch die Wiener Favoritenstraße. Links neben ihm sein treuer Blindenhund, rechts ein Student der Technischen Universität Wien. Doch eigentlich benötigt er die beiden Begleiter gar nicht. Vibrationen seines Hightech-Halsbandes weisen ihm den Weg.

Student Manuel Laber hat den Halsband-Prototypen entwickelt (allgemein erhältlich ist er aber noch nicht). Er nennt ihn neckGUIDE und erklärt: „Mit dem Navigationsassistenten können sich blinde und sehbehinderte Menschen in ungewohnter Umgebung besser zurechtfinden.“

Praktisch muss man sich das so vorstellen: Der Träger gibt auf dem Computer zu Hause eine Route ein, die auf das Halsband übertragen wird. Die Vibrationen erlauben, selbst in verkehrsreichen, unübersichtlichen Städten wie ferngesteuert den richtigen Weg zu finden.

Siegerprojekt

Manuel Laber, 23-jähriger Student der Medizinischen Informatik an der TU, ist einer von sechs Preisträgern, die an einem Ideen-Wettbewerb der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation und der UNIQA-Versicherung teilgenommen haben. Studenten aller technischen Hochschulen waren aufgerufen, sich mit den Alltags- und Mobilitätsproblemen von Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. In erstaunlich kurzer Zeit haben sie nicht nur innovative, sondern auch erschwingliche Konzepte vorgelegt.

Besonders angetan zeigt sich Jury-Mitglied Wolfgang Zagler. Der Professor am Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der TU Wien arbeitet seit bald vier Jahrzehnten im Dienste der Integration von Menschen mit Behinderung. Zagler ist ein unermüdlicher Vorkämpfer, dem sein Forscher-Herz wichtiger zu sein scheint als sein Bankkonto. Kein Geheimnis: Großes Geld lässt sich mit der Behindertenintegration weiterhin nicht verdienen.

„Wir versuchen, mit unserer Technik eine friedliche Waffe gegen die Diskriminierung zu schaffen“, erklärt Zagler. Student Laber ergänzt: „Das Schönste war für mich das Lächeln der blinden Menschen, die sofort gemerkt haben, dass sie die Vibrationen meines Halsbandes tatsächlich in die richtige Richtung führen.“

Laber hatte seinen Geistesblitz beim Duschen, wie er gerne verrät. Sein Professor hofft nun, dass er weiter konzentriert dranbleibt. Denn in dem Tempo, in dem der Student neue Ideen präsentiert, duscht er einfach zu oft. Der 2000-€-Siegerscheck und die Anerkennung durch die Jury haben beim jungen Techniker jedenfalls gewirkt. Spontan meinte er: „Im Rahmen des Masterstudiums werde ich versuchen, den neckGUIDE zur Marktreife zu führen.“ Eine eigene Firma hat er vorsichtshalber schon gegründet.

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