Studie: Liebe zum Hund ist größer als in (fast) allen anderen Beziehungen

Die meisten Hundebesitzer betrachten ihre Hunde als Gefährten oder Familienmitglieder, was zu umfangreichen Forschungen über die Beziehung zwischen Mensch und Tier geführt hat.
- Die Mensch-Hund-Beziehung kombiniert laut einer neuen Studie positive Aspekte von Eltern-Kind-Bindungen und Freundschaftsbeziehungen.
- Hundebesitzer empfinden ihre Beziehung zu Hunden als erfüllender als alle anderen menschlichen Bindungen, mit Ausnahme derer zu ihren Kindern.
- Hunde ergänzen menschliche Beziehungen und kompensieren nicht fehlende zwischenmenschliche Stützung.
Ein Ersatz für Partner oder Kind, der beste Freund, ein Beschützer oder Helfer in Krisen: Hunde nehmen als Haustiere vielfältige Rollen ein. Doch wie nahe kommt die Bindung zum Hund menschlichen Beziehungsformen wirklich?
Dieser Frage sind nun Forschende der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest nachgegangen.
So konnte das Team um Biologin Enikő Kubinyi etwa zeigen, dass die Mensch-Hund-Beziehung einer Mischung aus einer Eltern-Kind-Beziehung und der Bindung zum besten Freund oder der besten Freundin gleichkommt.
Wobei laut den Fachleuten jeweils die positiven Aspekte beider Beziehungsformen verschmelzen. Auf der Kind-Ebene dominieren etwa Aspekte wie Fürsorge oder Beziehungssicherheit, während die Beziehung zum Hund als enger Freund Quelle konfliktarmer Gesellschaft ist.
Zufriedenheit auch dank Machtasymmetrie
In puncto Machtverhältnis kommt der Mensch-Hund-Beziehung eine Sonderstellung zu: Besitzerinnen und Besitzer üben ein hohes Maß an Kontrolle über ihren Hund aus, zeigen die Forschungen. "Anders als in menschlichen Beziehungen behalten Hundebesitzer die volle Kontrolle über ihre Hunde, da sie die meisten Entscheidungen treffen", wird Kubinyi in einer Aussendung zitiert. "Die Machtasymmetrie ist für viele ein grundlegender Aspekt der Hundehaltung."
In Summe ist es kaum überraschend, dass die untersuchten Besitzer – in Summe über 700 – die Beziehung zu ihren Hunden besser und erfüllender einordnen als jede menschliche Bindung in ihrem Leben – mit Ausnahme derer zu ihren Kindern. Sie berichteten auch von dem Gefühl, dass ihr Hund sie von allen privaten Kontakten am meisten liebte.
Hunde ergänzen menschliche Beziehungen
Die Forschungen räumen auch mit einem gängigen Vorurteil gegenüber Hundehaltern auf: Belege dafür, dass Menschen, die sich im sozialen Umgang mit anderen schwerer tun, eher auf Hunde als Begleiter ausweichen, fand die Gruppe nicht. Vielmehr gingen starke zwischenmenschliche Beziehungen bei Hundehalterinnen und -haltern mit stärkeren Bindungen zu Hunden einher. Was darauf hindeutet, dass Hunde menschliche Beziehungen eher ergänzen als deren Defizite auszugleichen, schreiben die Forschenden im Fachmagazin Scientific Reports.
"Wir hatten erwartet, dass Menschen mit schwachen zwischenmenschlichen Beziehungen sich mehr auf ihre Hunde stützen würden, aber unsere Ergebnisse widersprechen dem", meint Mitautorin Dorottya Ujfalussy. "In unserer Stichprobe scheinen die Menschen keine Hunde zu benutzen, um die fehlende Unterstützung in ihren menschlichen Beziehungen zu kompensieren."
"Emotionale Nähe eines Kindes, Leichtigkeit eines besten Freundes"
Ob die Erkenntnisse auf alle Hundebesitzerinnen und -besitzer übertragen lässt, bleibt aufgrund der Zusammensetzung der Stichprobe – sie bestand vollständig aus Freiwilligen, die über eine große Zufriedenheit in ihrer Beziehung zum Haustier berichteten – aber fraglich.
"Die Ergebnisse unterstreichen, dass Hunde einen einzigartigen Platz in unserer sozialen Welt einnehmen", ist Kubinyi überzeugt. Hund verkörpern demnach "die emotionale Nähe eines Kindes, die Leichtigkeit eines besten Freundes und die Vorhersehbarkeit einer Beziehung, die von menschlicher Kontrolle geprägt ist".
Anstatt die Beziehung zwischen Hund und Halter in vordefinierte Kategorien einzuordnen, plädieren die Forschenden für eine differenzierte Sicht der Dinge. "Das hilft uns, zu verstehen, wie Hunde in unser soziales Leben passen und kann auch aufzeigen, wo Menschen sich an Hunde wenden, um emotionale Lücken zu füllen."
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