Eine Impfung gegen Feigwarzen und Krebs

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Die HPV-Impfung wird umjubelt – doch nicht von jedem.

Es ist ein zweischneidiges Schwert. In Ländern wie Australien, wo die HPV-Impfung (Humanes Papilloma Virus) seit 2007 im nationalen Impfplan für junge Mädchen aufgenommen wurde und für alle unter 26 kostenlos ist, überschlagen sich die Jubelmeldungen. Unterdessen hat Japan etwa die Empfehlung für die HPV-Impfung ausgesetzt. In Österreich wird sie vom Gesundheitsministerium empfohlen, jedoch nicht finanziert (Kosten für drei Teilimpfungen rund 600 Euro). Das Humane Papilloma Virus löst Gebärmutterhals- und Analkrebs aus, weiters Karzinome an der Vagina und im Hals- und Rachenbereich sowie Genitalwarzen.

Die Studiendaten aus Australien lesen sich als wäre die HPV-Impfung ein Wundermittel: Bei einer Durchimpfungsrate von bis zu 70 Prozent ist der Anteil von Genitalwarzen bei den unter 21-Jährigen um 92 Prozent zurückgegangen – auch Männer sind deutlich seltener betroffen. Zudem haben die Frauen viel seltener negative Abstrich-Ergebnisse und damit weniger chirurgische Eingriffe (Konisationen), die das Risiko für Frühgeburten erhöhen. Univ.-Prof. Jorma Paavonen sagt beim Weltkongress zu sexuell übertragbaren Erkrankungen, der derzeit mit rund 1500 Experten in der Wiener Hofburg stattfindet, sogar: „Wir bewegen uns in Richtung einer Ausrottung von HPV.“ Und kritisiert Österreich als „Bananenrepublik“, wo die Impfung zwar von Anfang an zugelassen wurde, aber noch immer nicht im Impfprogramm aufgenommen ist.

Claudia Heller-Vitouch, Ärztliche Leiterin des Pilzambulatoriums Hietzing schließt sich der Meinung an: „Es ist klar, dass wir in Österreich ganze Jahrgänge an Männern und Frauen verlieren, die den maximalen Vorteil aus der Impfung haben könnten.“

Kritiker

Doch die Euphorie hat nicht alle überzeugt. Nachdem in Japan 43 Meldungen zu chronischen Schmerzzuständen nach einer HPV-Impfung aufgetreten sind, haben die japanischen Behörden im Juni ihre Empfehlung ausgesetzt bis mehr Informationen darüber vorliegen. Im Internet kursieren diverse Geschichten über Nebenwirkungen des Impfstoffes, darunter Lähmungen, Blindheit, Sprechprobleme bis hin zu Todesfällen. Univ.-Prof. Elmar Joura, HPV-Spezialist an der MedUni Wien erklärt dazu: „ In Ländern, wo es sehr gute Register gibt, sieht man klar, dass diese Erkrankungen bei nicht Geimpften genauso häufig auftreten. Der zeitliche Zusammenhang mit einer Impfung ist nicht zwingend ein kausaler Zusammenhang.“ Wenn jemand ein Aspirin nehme und am nächsten Tag einen Unfall hat, bestehe auch ein zeitlicher, aber kein kausaler Zusammenhang.

In Österreich erkranken jährlich etwa 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, 150 bis 180 sterben daran. Zudem werden laut Heller-Vitouch jährlich mindestens 6000 Konisationen durchgeführt. „Mittlerweile wurden mehr als 100 Millionen Dosen weltweit ohne nennenswerte Nebenwirkungen verimpft. Die zuständigen Gesundheitsbehörden achten sehr genau auf sicherheitsrelevante Aspekte.“ Die Zahlen sprechen für sich – Eltern, die ihre Kinder impfen lassen wollen, sollten sich dieser bewusst sein und Vorteil und Risiko für sich abwägen.

Die Angst vor der Ansteckung mit dem tödlichen HI-Virus hat lange Zeit mehr Menschen dazu bewogen, sich mit einem Kondom zu schützen. Doch mit der Verbesserung der Therapiemöglichkeiten und der Lebensqualität von Betroffenen ist auch die Kondomnutzung wieder rückläufig. In Österreich wird noch immer fast täglich eine HIV-Diagnose gestellt – bei jedem vierten Patienten wird die Infektion jedoch erst so spät entdeckt, dass AIDS bereits ausgebrochen ist.

Laut Thomas Quinn, dem Leiter der internationalen Abteilung für HIV und sexuell übertragbare Krankheiten an den nationalen US-Gesundheitsinstituten, wird noch immer mit Nachdruck nach einem Heilmittel gesucht, „doch solange wir es nicht heilen können, müssen wir es verhindern“. Das Ziel bis 2015 sei, dass keine Kinder mehr über ihre Mutter mit HIV angesteckt werden.

Aktuelle Studien hätten außerdem gezeigt, dass das Ansteckungsrisiko unter Partnern bis zu 96 Prozent reduziert werden kann, wenn beide prophylaktisch Medikamente einnehmen. Nimmt nur der HIV-Infizierte die Medikamente, kann er sein Risiko andere anzustecken, um 60 bis 80 Prozent reduzieren. „Man darf deshalb aber nicht das Verhalten ausklammern“, warnt Quinn vor leichtfertigem und sorglosem Sexualverhalten.

Beschneidung

Eine andere Studie in Afrika habe außerdem gezeigt, dass das Risiko einer Ansteckung bei beschnittenen Männern um 60 Prozent niedriger ist. Weltweit leben etwa 34 Millionen Menschen mit HIV – nur 10 Millionen bekommen die antiretrovirale Therapie, die nicht nur eine nahezu normale Lebenserwartung ermöglicht, sondern mit einer Tablette pro Tag auch einfacher anzuwenden ist. Voraussetzung ist jedoch eine regelmäßige Einnahme.

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