Hoffnung auf neue Therapien für Menschen mit Epilepsie

Hoffnung auf neue Therapien für Menschen mit Epilepsie
Bundesweit gibt es 80.000 Epileptiker. Ihr Risiko früher zu sterben ist rund drei Mal höher.

Oft sind es Zuckungen, Krämpfe bis hin zu einem Tiefschlaf vor Erschöpfung. Bei einem epileptischen Anfall kommt es zu vermehrten Entladungen von Nervenzellen im Gehirn – oft ist auch die Rede von einem Gewitter im Kopf. Was viele nicht wissen: Epilepsie gehört zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. Rund 80.000 Menschen in Österreich sind davon betroffen, erklärt Prim. Univ.-Prof. Eugen Trinka anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

"2010 war die Krankheitslast durch Epilepsien höher als jene durch Alzheimer und andere Formen der Demenz, Multiple Sklerose und Parkinson gemeinsam." Nun zeigt eine aktuelle Studie, dass die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Epilepsien wesentlich höher ist als bisher vermutet. "Die oft ernsten Begleiterkrankungen einschließlich Verletzungen, Ertrinken, Depression und Angst assoziiert mit einer hohen Suizidrate tragen zu einer drei Mal so hohen Mortalität als in der Gesamtbevölkerung bei." Das gelte vor allem bei jüngeren Patienten, bei jenen mit Anfällen und in den ersten zwei Jahren nach der Diagnose.

Obwohl die Lage in Österreich deutlich besser ist als im Europa-Vergleich, bekommen laut Trinka jedoch viele nicht die beste Behandlung. "Das Ziel einer Epilepsie-Behandlung ist die Anfallsfreiheit. Etwa 70 Prozent der Patienten könnten diese erreichen, wenn bei ihnen die richtige Diagnostik und Therapie eingesetzt werden." Zum Leid tragen zudem Stigmatisierung, Diskriminierung, sozialer Stress und schlechtere Arbeitschancen bei.

Stammzellen-Forschung

Neben der medikamentösen Therapie gebe es gute Erfahrungen mit epilepsiechirurgischen Eingriffen. Bei bestimmten Formen liegen die Erfolgsaussichten laut Trinka bei bis zu 90 Prozent. Hoffnung geben Forschungen in Richtung Stammzellen-basierten und Gentransfer-basierten Behandlungen mit nervenschützender bzw. anti-epileptischer Wirkung. "Derzeit wird noch auf Basis von Tierexperimenten geforscht. Doch in den nächsten drei Jahren ist mit ersten Patientenbehandlungen zu rechnen. Man wird sehen, welche Methode sich durchsetzen wird."

Europaweit leiden rund 221 Millionen Menschen an einer neurologischen Erkrankung – zu den häufigsten zählen Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schlaganfall und Demenzerkrankungen, zeigen aktuelle Daten des European Brain Councils, das heuer das europäische Jahr des Gehirns ausgerufen hat. Die jährlichen Kosten für neurologische Erkrankungen werden demnach mit rund 800 Millionen Euro beziffert. Priv.-Doz. Regina Katzenschlager, Präsidentin der Österr. Gesellschaft für Neurologie dazu: „Jeden Europäer kosten neurologische Erkrankungen jährlich etwa 5500 Euro – das ist mehr als für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs zusammen.“

Viele der Krankheiten seien altersbezogen: „Angesichts der steigenden Prognosen wird es seitens der Politik Maßnahmen bedürfen, um unseren hohen Versorgungsstandard beibehalten zu können.“ Die Verantwortung liege aber auch bei jedem Einzelnen. „Jeder sollte Risikofaktoren wie Rauchen meiden und fähig sein, Zeichen eines Schlaganfalls zu erkennen, um rechtzeitig Hilfe zu holen. Das kann viel bewirken.“

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