Grey's Anatomy: TV-Patienten sterben dreimal häufiger

Die TV-Patienten der Ärzte aus Grey's Anatomy unterscheiden sich deutlich von echten Patienten.
Arztserien erzeugen bei den Zuschauern ein falsches Bild, vor allem in Bezug auf die Genesung.

Millionen Menschen weltweit verfolgen Abend für Abend wie Chirurg McDreamy und seine Kollegen in der Arztserie Grey’s Anatomy Leben retten. Doch die populäre Serie erzeugt bei ihren Fans ein verzerrtes Bild der Realität in Krankenhäusern und sorgt für unrealistische Erwartungen an die reale Trauma-Versorgung, vor allem auch in Bezug auf die Geschwindigkeit, mit der sich Patienten nach schweren Verletzungen erholen. Zu diesem Schluss kommen Forscher des St. Joseph’s Hospital und des Medical Center in Phoenix, Arizona, die Verletzungen, Behandlung und Krankenhausaufenthalt von 290 fiktiven TV-Patienten mit der realen Krankengeschichte von 4.812 echten Trauma-Patienten aus der amerikanischen Nationalen Trauma Datenbank (NTBD) verglichen.

Nicht wie reales Leben

"Viele Fernsehserien, die den medizinischen Bereich porträtieren, versuchen möglichst genau zu sein. Die Notwendigkeit, die Zuschauer mit aufsehenerregendem Drama zu fesseln, führt aber oft zu einer Darstellung des Gesundheitswesens, die vom wirklichen Leben entfernt ist", schreiben die Studienautoren im Journal Trauma Surgery & Acute Care Open.

In Grey’s Anatomy sterben die Menschen beispielsweise dreimal häufiger als im wirklichen Leben (22 Prozent zu sieben Prozent). Die Mehrheit der fiktiven Patienten kam in der Serie direkt von der Notaufnahme zum Operationssaal (71 Prozent), während dies bei nur ein Viertel der realen Patienten der Fall ist. Auch der Krankenhausaufenthalt ist für TV-Patienten signifikant kürzer als im echten Leben. Und nur sechs Prozent der fiktiven Patienten wurden nach ihrer akuten Behandlung in eine Pflegeeinrichtung verlegt – das liegt deutlich unter dem Anteil von tatsächlichen Patienten mit 22 Prozent.

Geringere Zufriedenheit

Diese Kluft zwischen Fiktion und Realität kann die öffentliche Wahrnehmung von medizinischer Versorgung bei Patienten und Angehörigen verzerren, was wiederum zu einer geringeren Patientenzufriedenheit beiträgt. "Letztendlich könnten die Zuschauer durch die Fernsehserie eine unrealistische Wahrnehmung der täglichen Ereignisse und Aktivitäten entwickeln, an denen Patienten und Mitarbeiter in ihrem örtlichen Krankenhaus beteiligt sind", so die Wissenschaftler. Echte Patienten werden oft nicht gleich operiert und je nach Art der Verletzung müssen sie oft deutlich länger im Krankenhaus bleiben als in Serien dargestellt. Viele haben nach einem Trauma langfristige Behinderungen oder müssen dauerhaft in stationäre Einrichtungen.

Studienautorin Kate Martin: "Viele der Patienten in Grey’s Anatomy gehen nachhause ohne nennenswerte Behinderungen. Aber das ist nicht die Realität für viele unserer Traumapatienten. Der Weg zur Genesung ist lang." Sie glaubt zwar, dass die meisten Menschen wissen, dass die Realität und die Fiktion unterschiedlich sind, allerdings gibt es immer wieder Patienten, die erwarten, ihre Behandlung oder ihr Genesungsverlauf ist wie im Fernsehen.

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