20 Schmerzsalben im Test: 5 Sehr gut, 6 Nicht genügend

Bei Verstauchungen, Prellungen oder rheumatischen Beschwerden versprechen Schmerzsalben bzw. Schmerzgele schnelle Linderung.
Für den Test bewertete ein pharmazeutischer Chemiker Wirkung, Nutzen und Risiken anhand wissenschaftlicher Studien und Herstellerangaben. Ein Labor prüfte auf bedenkliche Stoffe wie Mineralölrückstände, Formaldehyd, hormonverdächtige Weichmacher, allergene Duftstoffe und Schwermetalle.
Auch deklarierte Inhaltsstoffe wie Parabene, Silikone und synthetische Polymere wurden erfasst. Die Verpackung wurde nicht bewertet.
Sehr gut für Ibuprofen, Felbinac oder Piroxicam
Für fünf Salben gab es die Note "Sehr gut":
- Doc Ibuprofen Schmerzgel 5 % Gel von Hermes Arzneimittel
- Ibutop Schmerzgel 5 % Gel Ibuprofen von Axicorp Pharma
- Piroxicam AL Gel von Aliud Pharma
- Proff Schmerz Gel von Dolorgiet
- Thermacare Schmerzgel von Angelini Pharma
Diese fünf Produkte enthalten die synthetischen Wirkstoffe Ibuprofen, Felbinac oder Piroxicam, die zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) gehören. Das bedeutet: Sie enthalten kein Kortison.
Alle Ergebnisse finden Sie auf oekotest.de.
Topisch, also äußerlich auf der Haut aufgetragen, sorgen NSAR laut Ökotest für eine signifikante Schmerzlinderung bei akuten Beschwerden wie Verstauchungen, Zerrungen oder Überlastungsverletzungen. Ihre Wirksamkeit ist durch veröffentlichte Studien nachgewiesen, die Nebenwirkungsrate ähnlich niedrig wie bei einem Placebo – und deutlich geringer als bei der Einnahme von Schmerztabletten, da bei äußerlicher Anwendung nur ein kleiner Teil der Wirkstoffe vom Körper aufgenommen wird.
"Gut" für wärmend und scharf
Auch wenn es nur für ein "Gut" gereicht hat, gab es dennoch Lob für ein Produkt mit der Wirkstoffkombination Nonivamid und Nicoboxil.
Nonivamid ist ein synthetisches Capsaicin, der Stoff, der Chilis und Cayennepfeffer scharf macht. Er wirkt schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Nicoboxil erweitert zusätzlich die Blutgefäße. Die Wirksamkeit dieser Kombination bei akuten Rückenschmerzen, etwa bei einem Hexenschuss, gilt als belegt.
Aber: Für einen Spitzenplatz im Test reichte es nicht – denn im Labor wurden aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen. Diese stammen vermutlich aus den verwendeten Paraffinen, wie auch bei sechs weiteren Produkten im Test. Ob sich MOAH im Körper anreichern, ist unklar – fest steht: Einige Verbindungen darin gelten als krebserregend oder erbgutschädigend. Deshalb wurde das Produkt abgewertet.
Ausnahme Diclofenac: Wirksam, aber schlecht für die Umwelt
Der eigentlich bewährte NSAR-Wirkstoff Diclofenac schneidet im Test lediglich mit "befriedigend" ab. Zwar ist seine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung gut belegt, doch Diclofenac ist eine sogenannte halogenorganische Verbindung und stellt ein erhebliches Umweltproblem dar. In Oberflächengewässern wird der Stoff regelmäßig in hohen Konzentrationen nachgewiesen, mit schädlichen Folgen für Wasserpflanzen, Algen und vor allem Fische.
Pflanzlich wirksam?
Pflanzliche Wirkstoffe gelten oft als sanfte Alternative – doch der Test zeigt, dass ihre Wirksamkeit unterschiedlich gut belegt ist.
Beinwellwurzel-Extrakt ist der einzige pflanzliche Wirkstoff im Test, dem eine ausreichend belegte Wirksamkeit bei Sprunggelenksverletzungen, Kniegelenkarthrosen und Rückenschmerzen zugesprochen wird. Allerdings führten hormonverdächtige und allergene Zusatzstoffe im getesteten Produkt zur Abwertung.
Capsaicin, der Scharfstoff aus Chili, liegt in natürlicher Form nur in einem getesteten Präparat vor. Zwar sind seine wärmende Wirkung und die Förderung der Durchblutung bekannt, doch unabhängige, veröffentlichte Studien zur schmerzlindernden Wirkung fehlen – das Urteil lautet daher nur: "teilweise belegt".
Auch Arnika wird traditionell bei Prellungen und Quetschungen eingesetzt, doch wissenschaftlich ausreichend belegte Studien zur Wirksamkeit gegen Schmerzen oder Entzündungen fehlen – aus gutachterlicher Sicht reicht das nicht für eine Empfehlung.
Arzneimittel wirken durch pharmakologische, immunologische oder stoffwechselbezogene Effekte. Sie müssen ein Zulassungsverfahren durchlaufen, das Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit belegt.
Medizinprodukte wirken meist physikalisch (z. B. kühlend) und benötigen keine Arzneimittelzulassung, sondern eine CE-Kennzeichnung nach einer Konformitätsprüfung.
6 Mal "Nicht genügend"
Am Ende der Testtabelle finden sich sechs Produkte – fünf Arzneimittel und ein Medizinprodukt – die eine Kombination aus Campher, ätherischen Ölen, Menthol oder Alkohol enthalten. Für Campher sei lediglich eine durchblutungsfördernde Wirkung belegt. Neuere, wissenschaftlich veröffentlichte Studien zur schmerzlindernden Wirkung fehlen.
Kritisch bewertet wurde zudem ein Produkt, das mit einer überlegenen Wirksamkeit gegenüber einem Ibuprofen-Gel warb – die dazu eingereichte Studie erwies sich als nicht belastbar. Die Werbeaussage wurde als Mangel gewertet und führte zu einer Abwertung um zwei Noten.
Ebenfalls auf den hinteren Rängen: ein Gel mit dem Wirkstoff Salicylsäure, der vor allem für seine Peeling-Eigenschaften bekannt ist. Die Studienlage zur Schmerzbehandlung ist aus Sicht des Gutachters unzureichend. Hinzu kommt, dass Salicylsäure in der EU als fruchtbarkeitsschädigend eingestuft ist und im Verdacht steht, hormonell zu wirken. Das Gesamturteil für diese Präparate lautet daher: "ungenügend".
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