Grund dafür ist, dass unser Körper Zeit braucht, um sich an die hohen Temperaturen zu gewöhnen, weiß Physiologe Michael Fischer von der MedUni Wien. "Der Körper benötigt ein paar Tage, um sich an Hitze anzupassen. Wenn es langsam wärmer wird, ist das unproblematisch. Geschieht es aber schlagartig, das heißt, es kommt zu einem scharfen Temperaturschnitt, ist das für den Körper belastend", sagt Fischer. Das gilt umgekehrt auch für plötzlich niedrige Temperaturen.
Schwüles Wetter belastet zusätzlich
Die Gewöhnung gelingt durch vermehrtes Schwitzen, der Blutdruck steigt, die Körperkerntemperatur wird erhöht. "Das Herz-Kreislauf-System muss verstärkt arbeiten. Bleibt der Blutdruck länger erhöht, weil etwa die Hitze rasch gekommen ist, ist das auch ein Stressfaktor und mit Müdigkeit, körperlicher Erschöpfung und einem höheren Aggressionspotenzial verknüpft", erklärt der Experte.
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Erhöht wird diese Belastung, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, etwa bei schwülem Wetter oder wenn Gewitter in der Luft hängen. Denn: Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto weniger gut verdunstet Schweiß auf der Haut, das heißt die körpereigene Kühlung ist gehemmt. "Man kennt das aus Ländern mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit wie zum Beispiel Singapur. Viel Schwitzen bringt dann kaum Verbesserung. Bei uns kennt man das aus der Sauna – man produziert zwar viel Schweiß, kann aber kaum abkühlen."
Bei hohen Temperaturen und gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit sind wir weniger dazu in der Lage, körperlich anstrengende Tätigkeiten zu vollbringen. Die Anpassung an hohe Temperaturen kann durch Training gelingen. Das heißt: Wer über einige Zeit bei hohen Temperaturen bestimmte Tätigkeiten trainiert, kann auch bei Hitze bessere Leistungen erbringen. Das nutzen etwa Unternehmen, Sportler oder Militärs, um Menschen auf Tätigkeiten bzw. Einsätze in heißen Gebieten vorzubereiten.
Im Alltag ist eine derart gezielte Vorbereitung auf heiße Tage allerdings nicht wirklich umsetzbar.
Wie lange die Gewöhnung dauert
"Die Anpassung an schlagartig hohe Temperaturen dauert etwa drei bis vier Tage. Wie gut sie gelingt, hängt davon ab, wie viel Masse und Oberfläche der Körper hat. Je mehr Oberfläche und Masse ich habe, desto weniger schnell kann ich mich anpassen", erklärt Fischer.
Kindern, die relativ wenig Masse und Oberfläche haben, fällt die Anpassung also leichter, als beispielsweise übergewichtigen Männern.
Ein Faktor, der aufs Gemüt schlagen kann, ist Schlafmangel. Wer bei Hitze schlechter schlafen kann, neigt ebenfalls zu erhöhter Reizbarkeit und Aggressivität.
Trinkmenge anpassen
Wichtig ist, viel zu trinken, und Aktivitäten im Freien nicht zu übertreiben. Auch junge Menschen überschätzen ihre Leistungsfähigkeit und trinken viel zu wenig, weiß Jürgen Grassl, Bundesschulungsleiter des Samariterbundes. "Ich rate bei einer Extremwetterlage jedem, auch der sportlichsten Person, anstrengende körperliche Tätigkeiten in die Morgen- oder Abendstunden zu verlegen."
Viele Menschen passen ihre Trinkgewohnheiten nicht den sommerlichen Temperaturen an und vergessen auf die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Getränke, die Alkohol, Zucker oder Koffein beinhalten, sollten in der prallen Hitze vermieden werden. Empfohlen sind Wasser oder ungesüßte verdünnte Fruchtsäfte – bis zu drei Liter pro Tag.
Ältere Menschen, Säuglinge, Kleinkinder, chronisch Kranke, schwangere Frauen oder Personen, die im Freien arbeiten müssen, haben bei Temperaturen jenseits der 30 Grad sehr oft mit Problemen zu kämpfen.
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