Vorsorgliche Entfernung der Eierstöcke: Was Frauen wissen sollten
Gibt es in der Familie einer Frau Fälle von Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, ist ihr Risiko für Eierstockkrebs erhöht. Auch Frauen, die eine Veränderung im BRCA1- oder BRCA2-Gen (Brustkrebsgene) tragen, sind eher gefährdet an Brust- oder eben Eierstockkrebs zu erkranken.
Aus der Forschung weiß man: Entfernt man bei einer Frau die Eierstöcke, kann sich das Risiko für Eierstockkrebs verringern. Bei genetisch oder familiär vorbelasteten Frauen senkt es langfristig gesehen das Sterberisiko.
Bisher gab es allerdings wenig Daten dazu, wie sich der Eingriff auf andere Bereiche der Gesundheit und die allgemeine Lebenserwartung auswirkt.
Eine Studie mit mehr als 140.000 Frauen in Dänemark ergab nun: Wenn im Zuge einer Gebärmutterentfernung wegen gutartiger gynäkologischer Erkrankungen (etwa abnorme Gebärmutterblutungen, Gebärmuttersenkung, Myome) auch die Eierstöcke entfernt werden, steigt bei jüngeren Frauen, die kein erhöhtes Eierstockkrebsrisiko haben, die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei älteren, bezüglich Eierstockkrebs nicht vorbelasteten Frauen geht das Vorgehen mit einem erhöhten Krebsrisiko einher.
Die Ergebnisse wurden diese Woche im Fachblatt Annals of Internal Medicine veröffentlicht.
Langzeitergebnisse
Die Forschenden des Forschungszentrums der dänischen Krebsgesellschaft in Kopenhagen stellten außerdem fest: Patientinnen, denen die Eierstöcke während des Übergangs vom gebärfähigen Alter in die Wechseljahre entfernt wurden, wiesen in den zwanzig Folgejahren ein höheres Sterberisiko auf. Für die Gruppe der Über-65-Jährigen wurden dies nicht dokumentiert.
Den Autorinnen und Autoren warnen vor einer vorschnellen Eierstockentfernung – insbesondere bei Frauen ohne erhöhtes Krebsrisiko.
"Die Studienergebnisse stützen die aktuellen Empfehlungen für die Erhaltung der Eierstöcke bei Frauen vor der Menopause, die kein hohes Risiko für Eierstockkrebs haben", kommentiert der US-Gynäkologe Monte Swarup, er war nicht an der Untersuchung beteiligt, die Studie gegenüber der Online-Plattform Healthline.
Genaue Planung
"Die Entscheidung, die Eierstöcke zu entfernen, hängt von mehreren patientenspezifischen Faktoren ab. Wenn die Patientin ein hohes Risiko für Eierstockkrebs hat, kann eine Operation das Risiko senken", so Swarup.
Jede Behandlung müsse individuell auf die Patientin zugeschnitten sein und "ihre Diagnose, Vorteile und Risiken berücksichtigen", sagt auch Reproduktionsmedizinerin Asima Ahmad.
Bei Frauen vor der Menopause könnten so ein abrupter Abfall des Östrogenspiegels und eine damit einhergehende frühe Menopause vermieden werden. Der bei vorzeitigen Wechseljahren viel zu früh eintretende Hormonmangel kann sich zusätzlich negativ auswirken: Wissenschaftliche Daten legen nahe, dass diese Frauen, wenn sie keine Hormonersatztherapie erhalten, ein erhöhtes Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz haben.
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