Tripper: Neues Antibiotikum gegen resistente Erreger

Eine Frau schluckt eine Tablette.
Die Geschlechtskrankheit wird durch Bakterien übertragen, die gegenüber gängigen Antibiotika zunehmend resistent sind. Ein neues Medikament könnte Abhilfe verschaffen.

Zusammenfassung

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  • Das neue Antibiotikum Gepotidacin zeigt in Phase-III-Studien Wirksamkeit gegen antibiotikaresistente Gonorrhö und ist so effektiv wie die Standardtherapie.
  • Die WHO und ECDC warnen vor der globalen Bedrohung durch antibiotikaresistente Gonorrhö, die zu schweren Komplikationen führen kann.
  • Gepotidacin ist in den USA für Blasenentzündungen zugelassen, während die EU-Zulassung noch aussteht, und ein weiteres Antibiotikum, Zoliflodacin, zeigt ebenfalls vielversprechende Ergebnisse.

Es ist ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen antibiotikaresistente sexuell übertragbare Infektionen: Ein neu entwickeltes Antibiotikum mit dem Namen Gepotidacin war in einer groß angelegten klinischen Studie gegen Gonorrhö (umgangssprachlich: Tripper) wirksam. Die Ergebnisse einer Phase-III-Studie, erschienen im renommierten Fachjournal The Lancet, zeigen, dass das Medikament genauso effektiv ist wie die derzeitige Standardtherapie – selbst bei Erregern, die gegenüber gängigen Antibiotika bereits resistent sind.

Gepotidacin wirkt an zwei wichtigen Enzymen des Gonorrhö-Erregers Neisseria gonorrhoeae, die für die Vermehrung der Bakterien entscheidend sind. Die aktuelle Studie verglich Gepotidacin (zwei orale Dosen à 3 Gramm im Abstand von zehn bis zwölf Stunden) mit der derzeitigen Standardbehandlung – einer Kombination aus einer Ceftriaxon-Injektion und oralen Azithromycin-Tabletten – bei 628 Betroffenen mit unkomplizierter Gonorrhö. Das Ergebnis: Beide Therapien entfernten den Erreger zuverlässig, auch dann, wenn Resistenzen gegen ältere Mittel wie Ciprofloxacin oder Penicillin vorlagen. Allerdings trat bei fast der Hälfte der mit Gepotidacin behandelten Personen als Nebenwirkung Durchfall auf.

Schwere Komplikationen möglich

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnen seit Jahren vor der zunehmenden Resistenz des Gonorrhö-Erregers. „Antibiotikaresistente Gonorrhö ist eine globale Bedrohung. Schwere Gonorrhö-Infektionen werden sehr viel häufiger, wenn sich Ceftriaxon-resistente Stämme weiterverbreiten. Gonorrhö kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, insbesondere bei Frauen und bei Neugeborenen, wenn sie während der Geburt weitergegeben wird“, sagt Nicola Low vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern.

Gonorrhö
Die Gonorrhö ist weltweit eine der häufigsten sexuell  übertragbaren Infektionen. Sie wird durch Schleimhautkontakt bei ungeschütztem oralem, vaginalem und analem Geschlechtsverkehr oder bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen.

Symptome
Viele haben keine oder eher milde Symptome. Häufig sind Schmerzen beim Harnlassen, eitriger Ausfluss aus der Harnröhre (Männer) sowie Unterleibsschmerzen und Blutungen (Frauen).

Laut Nationaler Referenzzentrale für Gonokokken wurden im Jahr 2023 in Österreich 419 Proben von 398 Patienten positiv auf Gonokokken getestet. 2022 waren erstmals Ceftriaxion-resistente Erreger identifiziert worden, die zudem auch eine Resistenz gegen Cefixim, Ciprofloxacin, Tetrazyklin und Azithromycin aufwiesen. Auch in Deutschland wurden Einzelfälle mit Ceftriaxon-Resistenz beobachtet. Internationale Daten geben aber Anlass zur Sorge: In Vietnam wurden bereits bei mehr als einem Viertel der Proben Resistenzen gegen Ceftriaxon nachgewiesen.

In Europa noch nicht zugelassen

In den USA hat die US-Arzneimittelbehörde FDA Gepotidacin bereits für die Behandlung von Blasenentzündungen bei Frauen zugelassen, nachdem entsprechende Studien überzeugende Ergebnisse lieferten. In Europa steht eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) noch aus. Das Pharmaunternehmen GSK, das den Wirkstoff entwickelt hat, kündigte jedoch an, auch in der EU entsprechende Verfahren einleiten zu wollen.

Neben Gepotidacin befindet sich mit Zoliflodacin ein weiteres vielversprechendes Antibiotikum in der Entwicklung. Laut einer Mitteilung der Global Antibiotic Research & Development Partnership zeigte auch dieses Mittel in einer Phase-III-Studie positive Ergebnisse. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung steht hier allerdings noch aus.

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