Studie: Mehr Krebserkrankungen in Europa, Überlebensraten steigen

Studie: Mehr Krebserkrankungen in Europa, Überlebensraten steigen
Moderne Therapieformen verändern das Bild bösartiger Erkrankungen heißt es in einem neuen Bericht.

Immer mehr Menschen erkranken in Europa an Krebs. Aber die Sterblichkeit durch bösartige Erkrankungen bleibt hinter diesem Zuwachs an Erkrankungen zurück. Der Grund liegt in den modernen onkologischen Therapien, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz der Pharmig (Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs) in Wien.

Die Entwicklung wird durch einen neuen Bericht des schwedischen Institute of Health Economics (IHE) zur Situation rund um Krebs in Europa belegt (Comparator Report on Cancer in Europe). "Neuerkrankungen bei Krebs nehmen in allen Ländern zu. In Österreich sehen wir einen Anstieg von 20 Prozent bzw. von 34.443 Fällen auf 41.389, wenn man die Jahre 1995 und 2017 vergleicht. Der EU-Schnitt liegt hier bei einem Anstieg von 50 Prozent bzw. von 2,1 auf 3,1 Millionen Fälle im Vergleichszeitraum", erklärte der Co-Autor der Studie, Thomas Hofmarcher.

Bei der Krebssterblichkeit sei in Europa zwar ebenfalls in allen Ländern ein Anstieg zu beobachten, doch er erfolgt langsamer als die Erkrankungshäufigkeit. In Österreich erhöhte sich die Krebsmortalität zwischen 1995 und 2017 um rund sechs Prozent (19.072 Fälle in 1995 gegenüber 20.148 in 2017) verglichen mit 20 Prozent im EU-Schnitt (1,2 auf 1,4 Millionen Fälle in den Jahren 1995 und 2017). Hofmarcher: "Die Fünf-Jahres-Überlebensraten bei Krebserkrankungen steigt. Österreich liegt hier im oberen Mittelfeld. Österreich gibt auch mehr als der Durchschnitt der europäischen Länder für die Versorgung von Krebspatienten aus."

Moderne onkologische Therapien

Gleichzeitig kann durch den Einsatz der modernen onkologischen Therapien ein erheblicher Vorteil in gesamtwirtschaftlicher Sicht erzielt werden, stellen die Autoren des Berichts fest. So konnten die Produktivitätsverluste durch Krebs (Arbeitsausfall, indirekte Folgekosten von Krebserkrankungen) im Zeitraum von 1995 bis 2018 europaweit verringert werden. "Österreich schneidet hier mit minus 21 Prozent deutlich besser ab als der EU-Durchschnitt mit minus 15 Prozent", sagte Hofmarcher. Allerdings könnte es in Österreich noch Effizienzpotenziale für noch bessere Ergebnisse geben.

Das trifft auch auf die Prävention bösartiger Erkrankungen zu. So sind laut dem IHE-Report rund 40 Prozent aller Krebs-Neuerkrankungen vermeidbar, wobei sich Lebensstilfaktoren wie Rauchen (ca. 50 Prozent), Übergewicht, Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität, falsche Ernährung, aber auch UV-Strahlung oder Infektionen mit HPV, Hepatitis oder HIV-negativ auswirken.

Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien (AKH): "Der 2019 in Österreich in Kraft getretene Nichtraucherschutz ist ein entscheidender Schritt für die Krebsvorsorge. Ein breiter Wissenstransfer in der Bevölkerung trägt dazu bei, die Präventionswirkung bei Krebs zu erhöhen."

Gesteigerte Überlebensdauer bei Brustkrebs

Zu den Krebs-Überlebensraten in Österreich erklärte der Onkologe: "Bei Brustkrebs, Lungenkrebs und Prostatakrebs konnte die Überlebensdauer leicht gesteigert werden, beim Melanom, Eierstockkrebs und lymphoiden Krebsarten war sie rückläufig. Trotzdem leben heute deutlich mehr Krebspatienten fünf Jahre nach ihrer Diagnose als noch vor 20 Jahren, und zwar dank verbesserter Diagnostik und guter Versorgung mit innovativen Therapien."

Manche Gesundheitsökonomen haben in der Vergangenheit immer wieder vor einer "Explosion" der Kosten der Krebstherapien gewarnt. Die Daten aus dem neuen Bericht zeigen das nicht. Hofmarcher: "Für die medizinische Versorgung von Krebspatienten werden seit Jahren rund sechs Prozent der Gesundheitsausgaben aufgewendet. An diesem Anteil hat sich über Jahre hinweg nichts geändert." Die modernen Therapien würden auch dazu führen, dass teure Spitalsaufenthalte eingespart werden könnten.

"118 Arzneimittel in der Onkologie hat die Europäische Arzneimittelagentur EMA von 1995 bis 2018 zugelassen. Sie sind das Ergebnis intensiver Forschungsaktivitäten der pharmazeutischen Industrie. Für die Betroffenen sind diese neuen Therapien von unschätzbarem Wert, weil es um die Steigerung ihrer Lebensqualität und Lebensdauer geht", erklärte schließlich Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig. Laut IHE-Report haben sich die Forschungsausgaben zur Bekämpfung der Erkrankung seit 2005 von 4,1 Milliarden Euro pro Jahr in Europa auf 11,8 Milliarden beinahe verdreifacht.

Kommentare