3-fach erhöhtes Hautkrebsrisiko: Solarien schädigen fast gesamte Hautoberfläche

Eine Frau mit Schutzbrille liegt in einem Solarium unter blauem Licht.
Eine US-Studie deckt auf: Solarien verursachen gefährliche DNA-Schäden auf fast der gesamten Haut. Das Risiko für schwarzen Hautkrebs steigt stark – selbst an lichtgeschützten Körperstellen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die UV-Strahlung in Solarien in die höchste Kategorie krebserregender Faktoren ein. Laut der Deutschen Krebshilfe sind Solarien in Europa jährlich für etwa 3.400 Fälle des besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebses (Melanom) verantwortlich. Rund 800 dieser Fälle enden tödlich.

Solariumbesuche sind also alles andere als gesund. Der genaue biologische Mechanismus hinter dem durch Solarien erhöhten Krebsrisiko war bislang nicht vollumfänglich geklärt.

DNA-Schäden auf nahezu der gesamten Hautoberfläche 

Nun haben Forscherinnen und Forscher der Northwestern University sowie der University of California, San Francisco, erstmals gezeigt, dass die UV-Strahlung von Solarien auf nahezu der gesamten Hautoberfläche DNA-Schäden verursacht, die mit Hautkrebs in Verbindung stehen.

Konkret könne die besonders intensive UV-Strahlung in Solarien Hautzellen auf molekularer Ebene "weit über das Maß hinaus mutieren lassen, das durch normales Sonnenlicht erreicht wird", heißt es im Fachblatt Science Advances.

"Bei Patienten mit normaler Haut, die Solarien nutzen, konnten wir selbst in Bereichen ohne Muttermale DNA-Veränderungen nachweisen, die als Vorläufermutationen gelten und das Risiko für Melanome erhöhen", wird der Erstautor der Studie und Hautkrebsspezialist Pedram Gerami in einer Aussendung zitiert. Dies sei bisher "noch nie nachgewiesen" worden.

Fast dreifach erhöhtes Risiko für Melanome

Gerami behandelt seit 20 Jahren Melanompatientinnen und -patienten. Im Laufe der Jahre fiel ihm eine ungewöhnlich hohe Zahl von Frauen unter 50 Jahren mit mehreren Melanomen in der Vorgeschichte auf. Er vermutete einen Zusammenhang mit der Nutzung von Solarien. 

Zusammen mit seinem Team verglich er daraufhin die Krankenakten von rund 3.000 Solariumnutzerinnen und -nutzern mit denen von 3.000 gleichaltrigen Kontrollpersonen ohne Indoorbräunungsvorgeschichte.

Die Untersuchung ergab, dass bei 5,1 Prozent der Solariennutzerinnen und -nutzer Melanome diagnostiziert wurden, verglichen mit 2,1 Prozent in der Gruppe der Nichtnutzer. Selbst nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht, früheren Sonnenbränden und familiärer Vorbelastung zeigte sich ein 2,85-fach erhöhtes Risiko für Melanome durch die Nutzung von Solarien.

Nutzerinnen und Nutzer entwickelten auch häufiger Melanome an sonnengeschützten Körperstellen wie dem unteren Rücken und dem Gesäß. Diese Ergebnisse stützten die Annahme, dass Solarien umfassendere DNA-Schäden verursachen können als Sonneneinstrahlung.

Hautzellen von Sonnenbanknutzern mit fast doppelt so vielen Mutationen

Um die Hypothese zu überprüfen, verwendeten die Fachleute moderne Technologien, um die DNA einzelner Zellen der Melanozyten (pigmentproduzierende Hautzellen, in denen Melanome entstehen, Anm.) in drei Probandengruppen zu analysieren.

Die erste Gruppe umfasste elf Patientinnen und Patienten mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Indoorbräunung. Die zweite Gruppe bestand aus neun Patienten, die noch nie Solarien genutzt hatten, aber ansonsten hinsichtlich Alter, Geschlecht und Krebsrisikoprofil vergleichbar waren. Eine dritte Gruppe bestand aus sechs Leichenspenden von denen zusätzliches Hautgewebe geliefert wurde, um die Kontrollproben zu vervollständigen.

Man stellte fest, dass Hautzellen von Sonnenbanknutzern fast doppelt so viele Mutationen aufwiesen wie die der Kontrollgruppe und diese auch mit höherer Wahrscheinlichkeit Mutationen enthielten, die mit schwarzem Hautkrebs in Verbindung stehen. 

Bei Sonnenbanknutzern traten die Mutationen auch an Körperstellen auf, die normalerweise vor der Sonne geschützt sind.

Warnhinweise wie auf Zigaretten

"Bei Sonneneinstrahlung im Freien werden vielleicht 20 Prozent der Haut am stärksten geschädigt", so Gerami. "Bei Sonnenbanknutzern haben wir dieselben gefährlichen Mutationen auf fast der gesamten Hautoberfläche festgestellt."

Gerami spricht sich dafür aus, Solarien mit Warnhinweisen, ähnlich jenen auf Zigarettenverpackungen, zu versehen. "Wenn man eine Packung Zigaretten kauft, steht darauf, dass dies zu Lungenkrebs führen kann. Wir sollten eine ähnliche Kampagne für die Nutzung von Solarien starten."

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